Holsteiner Fliederbeersuppe

„Fliederbeeren“ ist eine norddeutsche Bezeichnung für Holunderbeeren; mit Flieder hat dieses Rezept also nichts zu tun. „Fliederbeersuppe“ ist eines der wohlschmeckendsten Beispiele der abgesehen von roter Grütze ziemlich unbekannten norddeutschen Nachtischkultur. Zum Aufwärmen für kalte Winterabende wäre diese Suppe, die bei sensiblen Genießern heftige Schweiß- und Hitzeausbrüche verursachen kann, gerade auch für den Genuss im mediterranen Raum geeignet, der bekanntermaßen in höchst unzureichender Weise mit Heizkörpern ausgestattet ist. 5 Grad Plus in Sevilla oder Neapel sind somit weit schwerer zu ertragen als 20 Grad Minus in Stockholm – die Wärme muss also von innen kommen. Den Flieder- bzw. Holunderbeersaft kann man in guten Geschäften oder auf Wochenmärkten käuflich erwerben, wir benötigen 2 Liter; das ist nicht gerade billig und mahnt zur sportlichen Alternative: Selberpflücken! Zu diesem Zweck begeben wir uns im September in die Feldflur und ernten die reifen, schwärzlichen Beeren (minimale botanische Kenntnisse sind nötig, um nicht aus Versehen ungenießbare Früchte von Ziersträuchern zu pflücken). Anschließend mit einer Gabel oder bloßen Händen die Beeren von den Dolden abstreifen, waschen, in eine großen Topf füllen und diesen so mit Wasser auffüllen, dass die Früchte knapp bedeckt sind. Anschließend sprudelnd zum Kochen bringen und den Saft durch ein Handtuch o. ä. filtern. Zur Herstellung der eigentlichen Suppe nehmen wir einige Äpfel, die gewaschen, geviertelt, vom Kerngehäuse befreit und in dünne Spalten geschnitten werden. Die Spalten dann mit etwas Zitronensaft beträufeln und mit ein wenig Zimt bestreuen. Dann wird der Holunderbeersaft zusammen mit der geriebenen Schale einer kleinen Zitrone, zwei Nelken und einer Vanillestange aufgekocht. Dann 60 bis 70g Sagokörner einrühren und die Apfelspalten zugeben; diese mit dem Sago garziehen lassen, bis die Sagokörner durchsichtig und weich sind. Anschließend wird die Suppe mit etwas Rum und Zucker abgeschmeckt. Als weitere Einlage sind Mehlklüten sehr beliebt. Es handelt sich um kleine Klößchen, die folgendermaßen hergestellt werden: ¼ Liter Wasser wird mit 80g Butter, einer Prise Salz und etwas Muskat zum Kochen gebracht. Dann vom Herd nehmen und in einem Schwung 125g Mehl (alternativ: Grieß) hineinschütten und so lange rühren, bis eine teigige, weitgehend klumpenlose Masse entsteht. Die Masse dann etwas abkühlen lassen, um dann 2 bis 3 Eier unterzuquirlen. Dann mit Teelöffel kleine Klößchen abstechen und in kochendem, gesalzenem Wasser 10 Minuten garziehen lassen. Dann in die Suppe geben, die im Winter warm, im Sommer kalt serviert wird.

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