Sforza, Ascanio Maria   † 1505-05-27
Sforza, Ascanio Maria
Bearbeitet von: Philipp Zitzlsperger
Status: in Bearbeitung
Ascanio Maria Sforza, Grabmal S. Maria del Popolo, Inschrift Ascanio Maria Sforza, Stich Grabmal Ascanio Maria Sforza, Grabmal S. Maria del Popolo, Gesamtansicht

Kardinalsname, Vorname:
Sforza, Ascanio Maria

Todesdatum:
1505-05-27

Kreationspontifikat:
Sixtus IV. della Rovere

Kreationsdatum:
1484-05-17

Begräbniszeremoniell:
1504-01-12: Totenmesse: "[...] cera fuit posita in capella Ascanii: sine strepitu distribuita fuit: pessima cera; tantus fuit fumus [...]"

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Maria del Popolo

Standort der Kirche (Karte):
Karte Pop-Up Santa_Maria_del_Popolo

Standort des Grabmals (heute):
Chor

Genauer Standort (heute):
Chor, linke Wand

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Chor

Genauer Standort (ursprünglich):
Chor, linke Wand

Familienkapelle:
ja

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum / Kreationspontifikat / Kreationsdatum: HC, Bd. 2, S. 20

Begräbniszeremoniell: Riegel, S. 205

Familienkapelle: Riegel, S. 205; Zitzlsperger, Sansovino-Grabmäler, S. 101-104
Der Chor galt ursprünglich als Cappella ascanii [Riegel, S. 205], wird aber dann vollständig von Julius II. della Rovere in Beschlag genommen, der das Sforzagrabmal stiftet und den Chor zu einer Rovere-Kapelle umwidmet [Zitzlsperger, Sansovino-Grabmäler, S. 101-104].

Auftraggeber:
della Rovere, Guiliano (Papst Julius II.)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Sansovino, Andrea

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Kardinals

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1505-00-00
bis: 1510-00-00

Entwurfszeichnungen:
vgl. hierzu Middeldorf, Drawings, S. 159-164

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Auftraggeber/Datierung: Terminus post quem ist das Todesdatum des Kardinals (1505), Brief Julius' II. vom 12. Juni 1505 an den Herzog von Terranova, in dem er von Grabmalsplänen für den Sforzakardinal schreibt [Frommel, Giulio II, S. 15].

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
Venezianischer Triumphbogen-Typus

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
zu Füßen des Grabmals

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
sehr flacher Wannensarkophag mit Festons auf zwei Sphingenprotomen, ohne Kline, loser Kissenaufbau

Wappen und Heraldik:
bekrönend: Papstwappen (Julius II. dellla Rovere)
die Inschrift flankierend: zwei Kardinalswappen (Sforzawappen, Ex-Viscontiwappen: Schlange), Anzahl der Quasten zu beiden Seiten des Wappenschildes (untere Reihe) sechs
jeweils daneben: Regenbogen mit Strahlenkranz

Inschrift:
siehe Abbildung

"Gesetzt dem Ascanio Maria Sforza Visconti, dem Sohn Francesco Sforzas, des Herzogs der Lombardei, dem Vizekanzler der Heiligen Römischen Kirche, der sich im Glück maßvoll, im Unglück von höchster Standhaftigkeit erwies, von Papst Julius II., der sich der überaus respektablen Tugenden des Verewigten erinnerte, die Streitigkeiten mit ihm aber vergaß" [unpublizierte Übersetzung von Volker Reinhardt]

Ascanio Maria Sforza, Grabmal S. Maria del Popolo, Inschrift

Porträttypus:
Demigisant

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Mitra

Weitere Beschreibung:
Kopf auf rechtem Arm aufgestützt, schlafend, Füße zum Altar orientiert

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
Justitia (links unten)
Prudentia (rechts unten)
Fides (links oben)
Spes (rechst oben)

Putten:
-

Weitere Figuren:
Christusstatue und zwei Engelstatuen (auf der Spitze)
Maria mit dem Kind (im Bogentympanon über der Klinenfigur)

Szenische Darstellungen:
-

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
gesamt

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
gesamt

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Die Bodenplatte für die Grabblege des Leichnams befindet sich heute als Deckel unter dem Gisant bzw. dem Sockels des Sarkophags.

Grabmalstypus: stilistische Verwandtschaft zum Grabmal des Kardinals Giovanni Michiel in S. Marcello al Corso

Wappen und Heraldik: Der Regenbogen symbolisiert als Wetterscheide den Wechsel von schlechter zu guter Regierung [Pellegrini, 2002, S. 107].


Allegorien: Am Grabmal von Girolamo Basso della Rovere (Zwillingsgrabmal gegenüber) befinden sich in der Nische des Hauptgeschosses rechts „Temperantia“ mit der Sanduhr, links „Fortitudo“ mit Helm und Rüstung. Im Obergeschoss befindet sich rechts „Fides“ mit dem Kreuz und links „Spes“. Bei Ascanius Sforza sehen wir in den Nischen rechts „Prudentia“ mit dem Spiegel, links „Iustitia“ mit einem allerdings abgebrochenen Schwert, sowie darüber links „Fides“ und „Spes“. Die drei theologischen und die vier Kardinalstugenden wurden also auf beide Gräber verteilt, so dass sie sich nicht nur formal entsprechen, sondern auch inhaltlich ergänzen. [Riegel, S. 213]

Keine Veränderungen vorhanden

Ergänzende Angaben:
Das Grabmal ist ausgezeichnet durch eine brilliante Steinbehalndlung und kristalline Ornamentdarstellung. Sein architektonischer Aufbau ist erstmals in der römischen Grabmalsgeschichte dreiachsig. Der Mittelbogen reicht - entgegen klassischer Triumphbogenform - über das Gebälk hinaus und entfaltet sich in der Attika.

Erhalten sind zwei Vorzeichnungen vorangehender Planungsstufen, die zurecht mit den Sansovinograbmälern von S. Maria del Popolo in Zusammenhang gebracht werden [Middeldorf, Drawings; Frommel, Giulio II, S. 7]. Sie weisen die Grabmäler noch als traditionelle, einachsige Wandgräber aus.

Sansovinos Zwillingsgrabmäler im Chor von S. Maria del Popolo (Ascanio Maria Sforza und Girolamo Basso della Rovere) bilden zusammen mit dem Michiel-Grabmal in S. Maricello al Corso eine typologische Gruppe, die Anfang des 16. Jahrhunderts in Rom keine weitere Nachfolge findet.

Das Sforzagrabmal gehört insofern zu einer Familienkapelle, als der Bramante-Chor von S. Maria del Popolo als Rovere-Kapelle konzipiert ist. Ascanio Maria Sforza ist somit als Klient der della Rovere zu verstehen [Zitzlsperger, Sansovino-Grabmäler].

Quellen:
Zum Auftrag 1505 an Sansovino:
Archivio Segreto Vaticano, Arm. 39, vol. 22, fol. 380r (für den 16. Oktober 1505) und fol. 439v (für den 28. Dezember 1505); zitiert bei Feliciangeli, B.: Salvacondotti Pontificii per Andrea Sansovino e Giuliano da Sangallo. In: Rassegna Bibliografica dell'Arte Italiana, 18, 1915

Albertini, Francesco: Opusculum de mirabilibus novae et veteris urbis Romae. Rom 1510

Literatur:
Ascher, Yoni: Form and content in some Roman reclining effigies from the early sixteenth century. In: Gazette des Beaux-Arts, April, 2002, S. 315-330 [Ascher]

Bentivoglio, Enzo & Valtieri, Simonetta: Santa Maria del Popolo a Roma. Rom 1976 [Bentivoglio/Valtieri]

Chittolini, Giorgio (Hrsg.): Gli Sforza, la chiesa lombarda, la corte di Roma : strutture e pratiche beneficarie nel Ducato di Milano ; (1450 - 1535). (=GISEN (Gruppo Interuniversitario per la Storia dell'Europa Mediterranea)). Neapel 1989 [Chittolini]

Frommel, Christoph Luitpold: Giulio II. e il coro di Santa Maria del Popolo. In: Bollettino d'arte, 112, 2000, S. 1-34 [Frommel, Giulio II]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff. [HC]

Middeldorf, Ulrich: Two Sansovino Drawings. In: Burlington Magazine, 64, 1934, S. 159-164 [Middeldorf, Drawings]

Panofsky, Erwin: Grabplastik. Vier Vorlesungen über ihren Bedeutungswandel von Alt-Ägypten bis Bernini. Hg. von Horst W. Janson, Köln 1964 [Panofsky, Grabplastik]

Pellegrini, Marco: Ascanio Maria Sforza. 2 Bde. Rom 2002 [Pelegrini, Sforza]

Riegel, Nicole: Capella Ascanii - Coemiterium Julium. Zur Auftraggeberschaft des Chors von Santa Maria del Popolo in Rom. In: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana, 30, 1995, S. 191-220 [Riegel]

Zitzlsperger, Philipp: Die Ursachen der Sansovino-Grabmäler im Chor von S. Maria del Popolo. In: Arne Karsten und Philipp Zitzlsperger (Hg.): Tod und Verklärung. Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit. Tagungsakten des interdisziplinären Forschungskolloquiums in Schloß Blankensee bei Berlin vom 12. bis 14. September 2002. Köln/Wien/Weimar 2004, S. 91-113 [Zitzlsperger, Sansovino-Grabmäler]

Literatur-Gesamtverzeichnis