Eugen IV. Condulmer   † 1447-02-23
Eugen IV. Condulmer
Bearbeitet von: CB / JO / Anett Ladegast
Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Liegefigur und Nischengrund Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Liegefigur Detail Eugen IV., Zeichnung Grabmal (Windsor Codex) Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Hl. Gregor Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Hl. Gregor und Nischengrund
Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Hl. Augustinus Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Gesamtansicht Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Inschrift Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Sarkophag und Liegefigur Eugen IV, Grabmal in S. Salvatore in Lauro, Abbildung aus Litta, Famiglie celebri italiane
Wappen der Familie Condulmer aus Litta, Famiglie celebri italiane

Papstname:
Eugen IV.

Familienname, Vorname:
Condulmer, Gabriele

Todesdatum:
1447-02-23

Pontifikat:
1431-1447

Begräbniszeremoniell:
kein Eintrag

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Salvatore in Lauro

Standort der Kirche (Karte):
Karte Pop-Up San_Salvatore_in_Lauro

Standort des Grabmals (heute):
Sonstiges

Genauer Standort (heute):
Salone des Pio Sodalizio dei Piceni (ehemaliges Refektorium)

Standort des Grabmals (ursprünglich):
linkes Seitenschiff

Genauer Standort (ursprünglich):
S. Pietro in Vaticano (Alt-St. Peter): am chorwärtigen Ende des äußeren linken Seitenschiffs

Familienkapelle:
ja

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum: HC, Bd. 2, S. 8

Standort (ursprünglich): Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 24. Der Standort ergibt sich aus der Angabe in Alfaranos 1589-1590 entstandenen Plan der Kirche. [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 28]
Von dem ursprünglichen Grabmal in Alt-St. Peter blieb nur der Gisant erhalten, dieser wurde im 16. Jh. in den achitektonischen Rahmen eines anderen Quattrocento-Grabmals eingefügt (siehe Ergänzende Angaben).

Familienkapelle: Der Kenotaph Eugens IV. stand im engen räumlichen Zusammenhang mit dem 1451 von Kardinal Pietro Barbo dotierten Altar zu Lesung von Seelenmessen für den verstorbenen Papst mit dem Patrozinium der Hl. Maria, Petrus und Paulus, welcher möglicherweise auch von Eugen IV. noch zu Lebzeiten bedacht wurde. [Roser, St. Peter, S. 144] Da hier auch der Neffe Eugens IV., Francesco Condulmer beigesetzt wrude, lässt sich von einer Familienkapelle sprechen.

Auftraggeber:
Condulmer, Francesco (Kardinal; Neffe)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Isaia da Pisa

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Papstes

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1447-00-00
bis: 1453-00-00

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Auftraggeber: laut ursprünglicher Inschrift [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 24]
Künstler: Kühlenthal, S. 19ff. mit ausführlicher Diskussion der Literatur. Die Zuschreibung an Isaia da Pisa ergibt sich aus dem Panegyricon von Porcellio Pandone (1452-1464 entstanden), sie wird durch den stilistischen Befund gestützt.
Ausführung: Da das Grabmal gegen den testamentarisch bekundeten Willen des Papstes von dessen Neffen Kardinal Francesco Condulmer in Auftrag gegeben wurde, ergibt sich als post quem der Tod des Papstes (1447) und als ante quem der des Kardinals (1453). Roser plädiert erst für 1455 als ante quem, als Isaia da Pisa Rom verlässt. [Roser, St. Peter, S. 147, 265]

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
kein Eintrag

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
Neben dem Grabmal Eugens III. beim Marienaltar der Kanoniker im Mittelschiff des Langhauses unter einer schlichten Bodenplatte.

Kenotaph (ursprünglich):
ja

Sarkophag:
Wannensarkophag mit Girlandendekor und Tabula ansata auf diagonalgestellten Löwenpranken mit seitlichen (nachträglich angesetzten) Voluten

Wappen und Heraldik:
vom Originalbestand erhalten sind zwei Familienwappen auf den Seiten der Gisant-Kissen, heute flankieren zwei später entstandene Papstwappen der Condulmer die Inschrift (siehe Sonstiges).

Inschrift:
heutige Inschrift: Siehe Abbildung

ursprüngliche Inschrift:
"EVGENIUS IACET HIC QVARTVS COR NOBILE CVIVS / TESTANTVR VITAE SPLENDIDA FACTA SUAE / ISTIVS ANTE SACROS PRAEBVIT ALTER AB ORTV / ALTER AB ACCASV CAESAR VTERQVE PEDES ALTER VT ACCIPIAT FIDEI DOCVMENTA LATINAE / ALTER VT AVRATO CINGAT HONORE CAPVT / QVO DVCE ET ARMENII GRAECORVM EXEMPLA SECVTI / ROMANAM AGNORVNT AETHIOPESQVE FIDEM / INDE SYRI ATQVE ARABES MVNDIQVE E FINIBVS INDI / MAGNA SED HAEC ANIMO CVNCTA / MINORA DVO / NAM VALIDA RVRSVM TVRCOS IAM CLASSE PETEBAT / DVM PETIT AST ILLIVM SVSTVLIT ATRA DIES / QVI SEMPER VANOS TVMVLI CONTEMPSIT HONORES / ATQVE HAC IMPRESSA CONDITE DIXIT HVMO / SED NON QVEM RVBRO DECORARAT ILLE GALERO / NON HOC FRANCISCUS STRIRPS SURA CLARA TULIT / SVSCEPTIQVE MEMOR MERITI TAM NOBILE QVOD NVNC / CERNIS TAM PRAESTANS SVRGERE IVSSIT OPVS"
[zitiert nach Roser, S. 144]

Eugen IV., Grabmal S. Salvatore in Lauro, Inschrift

Porträttypus:
Liegefigur

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Tiara

Weitere Beschreibung:
Der Gisant, welcher die Pontifikalgewandung mit Tiara zeigt, ist leicht schräg gelagert.

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
kein Eintrag

Putten:
kein Eintrag

Weitere Figuren:
kein Eintrag

Szenische Darstellungen:
kein Eintrag

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
Gisant

Marmor (gefasst):
kein Eintrag

Buntmarmor:
kein Eintrag

Bronze:
kein Eintrag

Stuck:
kein Eintrag

Porphyr:
kein Eintrag

Verschiedenes:
kein Eintrag

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
kein Eintrag

Marmor (gefasst):
kein Eintrag

Buntmarmor:
kein Eintrag

Bronze:
kein Eintrag

Stuck:
kein Eintrag

Porphyr:
kein Eintrag

Verschiedenes:
kein Eintrag

Material der Papststatue:
Marmor (weiss)

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Grablege des Leichnams: Der Bestattungsort des Papstes ist durch einen anonymen Bericht und die Beschreibung von Maffeo Vegio überliefert. [Wiedergabe der Textpassagen und Quellennachweis bei Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 23]

Figuren: Da der heutige architektonische Rahmen und dessen Figurenprogramm erst nachträlich zum Grabmal des Papstes hinzugefügt wurde, findet er hier keine Beachtung.

Material: Obwohl Aussehen und Gestaltung der Grabmalsarchitektur nich rekonstruierbar sind, ist davon auszugehen, dass es sich - wie bei den anderen Grabmälern aus dem späten 15. Jahrhundert - um ein Grabmal aus weißem, teilgefassten Marmor handelte.

Veränderung:
ja

Datum: 1. 1591-00-00

Anmerkungen zur Veränderung:
Während der mehrmaligen Translation im Rahmen des Abrisses von Alt-St. Peter und der Versetzung des Grabmals nach S. Francesco in Lauro, scheint das Monument weitesgehend intakt geblieben zu sein. Erst durch einem schweren Brand 1591 scheint das Grabmal soweit zerstört worden zu sein, dass der Gisant des Originalbestandes in den architektonsichen Rahmen eines anderen Grabmals aus dem 15. Jahrhundert gesetzt wurde (siehe Sonstiges). [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 29f.]

Verlegung:
ja

Datum: 1. 1545-00-00
Datum: 3. 1591-00-00

Anmerkungen zur Verlegung:
1. Verlegung: zunächst in das nordwestliche Seitenschiff Richtung Fassade, in der Nähe des Volto Santo. Im folgenden Jahr wird es an der nördlichen Seitenschiffswand neben dem Monument Pauls II. aufgebaut, wo sich bis 1542 das provisorische Grabmal Leos X. und danach von 1565-1583 das von Paul IV. befand. [Wiedergabe der Textpassagen aus den Berichten des Soprastante und Quellennachweis bei Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 25]
2. Verlegung: Ciaconius berichtet von der Verlegung des Eugen IV.-Grabmals nach S. Salvatore in Lauro und nennt in der Ausgabe von 1601 als erster die heutige Inschrift, wenn auch mit geringen Abweichungen [Ciaconius Bd. 2, S. 907; Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 27f.]. Diese Velegung muss bereits vor 1591 stattgefunden haben [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 27f.].
3. Nach dem die Kirche 1591 vollständig ausbrannte, wurden die Reste der Ausstattung bis 1591 in das Kloster transferiert. Offenbar fand hier die Zusammenfügung zum heutigen Zustand statt. [Wiedergabe der Textpassagen aus den Berichten des Soprastante und Quellennachweis bei Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 29f.]
4. 1858-1859 wird das Grabmal an seinen heutigen Standort versetzt. [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 29f., dort führt der Autor auch Belege für einen weiteren Transfer des Grabmals an, da das Grabmal 1853 an der Innenseite der Eingangswand der Kirche belegt ist]

Zerstörung:
nein

Anmerkungen zur Zerstörung:
kein Eintrag

Ergänzende Angaben:
Einen konzisen Überblick über die vorausgegangene Forschung und die ältere Literatur liefert Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 19-21.

Die Verlegung nach S. Salvatore in Laro erfolgte auf Bestreben der Kanoniker der Kirche, deren Orden Eugen IV. gegründet hatte.[Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 19-21]

Die achitektonische Rahmung, welche das Grabmal heute umgibt, entstammt dem späten 15. Jahrhundert und wurde an die Breite des Gisants angepasst. Sie zeigt eine Ädikula-Rahmung mit seitlichen Pilastern, welche zweigeschossige Figurennischen aufweisen, die von einem Gebälk mit Cherubim-Fries überfangen werden, auf dem ein muschelförmig geschwungener Segmentgiebel liegt. Die Heiligenfiguren sind links oben der Heilige Gregor und unten der Heilige Augustinus, rechts oben der heilige Hieronymus und unten der Heilige Ambrosius. Den dreigeteilten Nischengrund füllt mittig ein Relief der Madonna mit Kind und seitlich zwei heraneilende Engel in Adorationshaltung. Die Sockelzone des Monuments zeigt die vom Papstwappen der Condulmer flankierte Inschriftentafel. Der für das späte 15. Jahrhundert typische Wannensarkophag wurde an den Längsseiten durch Voluten verlängert, um den Gisant und die Bahrenaufbauten in ganzer Länger aufnehmen zu können.

Nach mehreren Verlegungen und der Zerstörung des ursprünglichen architektonischen Rahmens ist eine Rekonstruktion der ursprünglichen Grabmalsarchitektur bisher durch das Fehlen von entsprechenden Quellen nicht möglich. [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 14]

Die Inschrift und die Wappen der Sockelzone wurden für den Umbau neu angefertigt.

Eine Zeichnung aus dem Windsor-Kodex [Windsor, Royal Library, Codex 201, Nr. 11822] zeigt eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Rahmen und Figurenprogramm des heute verlorenen Giovanni-Vera-Grabmals (gest. 1507) aus S. Agostino (siehe den Datensatz von Giovanni Vera). Die naheliegende These, dass dieses Monument für den Neuaufbau des Eugen IV.-Grabmals demontiert wurde, wurde in der Forschung noch nicht deutlich formuliert. [vgl. Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 21]

Eine Isaia da Pisa zugeschreiben Prophetenstatuette aus dem Fundus der vatikanischen Grotten lässt sich hypothetisch dem Grabmal zuordnen. [so Caglioti 1998, S. 135; Roser, St. Peter, S. 145]

Zusammen mit dem Grabmal des Kardinal Martinez de Chiavez gilt das Grabmal Eugens IV. als das früheste nachmittelalterliche Monumentalgrabmal in Rom. [Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 55]

Das Grabmal wurde in seiner heutigen Form mehrfach gezeichnet: 1. für das Museo Cartaceo Poggio da Cassianos (Windsor Codex, Royal Library, Codex 201, Nr. 11942a, siehe Abbildung), 2. als Kupferstich für Giovanni Palatio 1688 (Palatius, Ioanni: Gesta Pontifium Romanorum, Venedig 1688, Bd. 3, S. 531f.), 3. für Oldoinis dritte Auflage von Ciaconius Viten 1677 (Bd. 2, S. 891f.) [Angaben nach Kühlenthal, Zwei Grabmäler, S. 31]

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Borgolte, Michael: Petrusnachfolge und Kaiserimitation. Die Grablegen der Päpste, ihre Genese und Traditionsbildung. Göttingen 1989, S. 267-271 [Borgolte, Petrusnachfolge]

Caglioti, Francesco: Su Isaia da Pisa : due "Angeli reggicandelabro" in Santa Sabina all'Aventino e l'altare eucaristico del Cardinal d'Estouteville per Santa Maria Maggiore. In: Prospettiva 89/90 (1998), S. 125-160 [Caglioti]

Ciaconius, Alphonso [Chacon, Alonso]: Vitae et res gestae pontificum Romanorum et S.R.E. Cardinalium ab initio nascentis ecclesiae usque ad Clementem IX. P.O.M. [ ... ]. 4 Bde., Rom 1677, hier: Bd. 2, S. 907 [Ciaconius]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff., hier: Bd. 2, S. 8 [HC]

Kühlenthal, Michael: Zwei Grabmäler des frühen Quattrocento in Rom: Kardinal Martinez de Chiavez und Papst Eugen IV. in: Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte 16 (1976), S. 17-56 [Kühlenthal, Zwei Grabmäler]

Roser, Hannes: St. Peter in Rom im 15. Jahrhundert: Studien zu Architektur und skulpturaler Ausstattung. München 2005, S. 144-147 [Roser, St. Peter]

Literatur-Gesamtverzeichnis