Innozenz VIII. Cibo   † 1492-07-25
Innozenz VIII. Cibo
Bearbeitet von: CB / FF / JO
Status: in Bearbeitung
Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Gesamtansicht Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Gesamtansicht Innozenz VIII., Wappen Cibo Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Mittelzone Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Ehrenstatue
Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Kardinaltugenden Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Sarkophag Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Liegefigur Detail Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Wappen Innozenz VIII., Grabmal S. Pietro in Vaticano, Lünette

Papstname:
Innozenz VIII.

Familienname, Vorname:
Cibo, Giovanni Battista

Todesdatum:
1492-07-25

Pontifikat:
1484-08-29 bis 1492

Begräbniszeremoniell:
kein Eintrag

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Pietro in Vaticano

Standort der Kirche (Karte):
Karte Pop-Up San_Pietro_in_Vaticano

Standort des Grabmals (heute):
linkes Seitenschiff

Genauer Standort (heute):
südliches Seitenschiff, am zweiten Pfeiler

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Mittelschiff

Genauer Standort (ursprünglich):
im Mittelschiff von Alt- St. Peter, an südlicher Zungenwand des Triumphbogens zum Querhaus (Oratorium S. Maria in Cancellis/ S. Maria de Conventu)

Familienkapelle:
nein

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum: HC, Bd. 2, S. 20

Standort ursprünglich: Roser, Innozenz VIII., S. 219
bis 1548 im linken Mittelschiff, an südlicher Zungenwand des Triumphbogens zum Querhaus in Alt- St. Peter (Oratorium S. Maria in Cancellis/S. Maria de Conventu) [Roser, Innozenz VIII., S. 219]
1548 bis 1621: als Julius II. mit dem Bau der neuen Peterskirche begonnen ins nördliche Seitenschiff der konstantinischen Basilika versetzt [Roser, Innozenz VIII., S. 220].
1621: auf Kosten eines Nachfahren des Papstes im südlichen Seitenschiff von Neu-St. Peter aufgestellt [Roser, Innozenz VIII., S. 220]

Auftraggeber:
Cibo, Lorenzo (Kardinal, Neffe)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Pollaiuolo, Antonio

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Papstes

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1492-00-00
bis: 1498-00-00

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Auftraggeber, Künstler, Datierung: Roser, Innozenz VIII., S. 219
Vollendung des Grabmals überliefert durch eine Quelle vom 30.1.1498 über die Beisetzung der sterblichen Überreste im Grabmal [Roser, Innozenz VIII., S. 219]

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
Sonderform: ursprünglich Nischengrabmal mit Ädikularahmung und abgewandeltem Triumphbogenmotiv im unteren Teil und Humanistentypus im oberen Teil heute ohne ursprüngliche architektonische Rahmung und Liegefigur unter der Thronstatue

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
-

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
bronzener Gurtsarkophag mit zwei kannelierten Stützen auf Löwenpranken, in der Mitte vergoldetes Inschriftfeld, links und rechts farbig gefasste Papstwappen

Wappen und Heraldik:
an Front des Sarkophags links und rechts der tabula ansata: zwei bronzene Papstwappen des Verstorbenen, Familienwappen der Cibo im Schild, darüber Tiara und die Schlüssel Petri

im Fries oberhalb der Sitzfigur, in den seitlichen Feldern über den Kardinalstugenden: zwei bronzene Kardinalswappen des Auftraggebers und Nepoten Innozenz' VIII., Familienwappen der Cibo im Schild, welches bekrönt von Kardinalshut, Anzahl der Quasten zu beiden Seiten des Schildes (untere Reihe): acht

im mittleren Feld des Frieses über dem Kopf der Sitzfigur: die Tiara, die diese trägt, hinterfangen mit den von Wappentrageengeln gehaltenen Schlüsseln Petri

im Giebelfeld: Papstwappen Innozenz´VIII., farbig gefasstes Wappenschild mit dem Familienwappen der Cibo in marmorner Kartusche, diese bekrönt von der Tiara und den Schlüsseln Petri

im Sockel links und rechts der Inschrifttafel: zwei Papstwappen, farbig gefasstes Wappenschild mit dem Familienwappen der Cibo in marmorner Kartusche, diese bekrönt von der Tiara und den Schlüsseln Petri

Inschrift:
an Front des Sarkophags: IN INNOCENTIA/ MEA INGRESSVS SVM/ REDIME ME DOMINE/ ET MISERERE MEI (Psalm 25, 11)
unterhalb der Ehrenstatue: INNOCENTIVS VIII CIIBO / IANVENSIS PONT OPT MAX / VIXIT ANNOS VII ME X DI XXV / OBIIT AN DNI MCDIIIC M IVLII (Transkript: J.O.)

Porträttypus:
Ehrenstatue (sitzend)

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Tiara

Weitere Beschreibung:
zweimalige Darstellung Innozenz´VIII. als thronender Lebender und als aufgebahrter Leichnam

im Mittelteil thronende Sitzfigur, der Kopf ist nach links gewandt, die Rechte zum Segensgestus erhoben, in der Linken Spitze der Lanze des Hl. Longinus, Kleidung prunkvoll gold gefasst, bekleidet mit Albe und Pluviale und Tiara, Pluviale über die Beine gelegt und mit Juwelen besetzter Schließe auf der Brust zusammengehalten, die Hände in eng anliegende Pontifikalhandschuhe gehüllt, der linke Fuß nach vorn gestellt, die Fußspitze ragt über den Rand der Konsole, die die Ehrenstatue trägt, Gesicht des Lebenden ist das eines älteren Mannes.

heute unter der Sitzfigur (ursprünglich über der Ehrenstatue) auf den Sarkophag auf einer matrazenartigen Unterlage gebettete Liegefigur des Toten, der Kopf nach links gewandt und durch zwei prächtige Kissen erhöht, die Hände sind auf der Brust übereinander gelegt und in Pontifikalhandschuhe gehüllt, an der rechten Hand ein Ring, Liegefigur über der Albe mit Tunicella, Dalmatik und Kasel bekleidet, dazu mit Pallium, Fanon, Stola und Manipel, unter der Tiara mit den seitlich über die Schultern gelegten Fasciae Kopf von sehr kurzem Pileolus bedeckt, Gesicht des Toten wirkt geglättet und alterslos, darin keine Spuren des Verfalls.

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
vier Kardinalstugenden:
Justitia (oben links der Sitzfigur, mit Schwert und Weltkugel)
Fortitudo (unten links der Sitzfigur, mit Säule und Zepter)
Temperantia (oben rechts der Sitzfigur, mit Schale und Krug)
Prudentia (unten rechts der Sitzfigur, mit Schlange und Spiegel)

drei theologische Tugenden:
Fides (in der Lünette oberhalb der Ehrenstatue links, mit Messkelch und Kreuz)
Spes (in der Lünette oberhalb der Ehrenstatue rechts, mit zum Gebet gefalteten Händen)
Buon Governo (in der Lünette oberhalb der Ehrenstatue mittig in einer Mandorla, flankiert von zwei Kindern, mit Füllhorn in der Rechten und Krone )

Putten:
-

Weitere Figuren:
-

Szenische Darstellungen:
-

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
-

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
teilweise gold gefasst: gesamt

Stuck:
-

Porphyr:
kein Eintrag

Verschiedenes:
-

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
Rahmung des Grabmals und des Giebelaufsatzes, Kandelaber

Marmor (gefasst):
Wappenschild und Flammen der Kandelaber im Giebelaufsatz

Buntmarmor:
Einlagen der marmornen Hinterlegung des Grabmals: rot-weiß gemasert in den Zwickeln; gelb, rot geädert in den Seitenkompartinenten

Bronze:
teilweise gold und farbig gefasst: Sarkophag, Gesims über der Ehrenstatue, Pilaster und Voluten des Mittelteils, Lünette, farbig gefasst: Papstwappen am Sarkophag, Kardinalswappen im Mittelteil, gesamtes Dekor teilweise gold gefasst

Stuck:
-

Porphyr:
kein Eintrag

Verschiedenes:
-

Material der Papststatue:
Bronze

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Grablege des Leichnams: Roser, Innozenz VIII., S. 219
1492: provisorisch beigesetzt vor der südlichen Zungenwand des Triumphbogens zum Querhaus in Alt- St. Peter
1498-01: Leichnam in den Sarkophag des neuen Grabmals umgebettet. [Roser, Innozenz VIII., S. 219]

Die Lanze des Hl. Longinus, deren Spitze die Ehrenstatue in der linken Hand hat, erhielt Innozenz VIII. 1492 wenige Wochen vor seinem Tod als diplomatisches Geschenk vom osmanischen Sultan Bajazet II. [Roser, Innozenz VIII., S. 219].

Veränderung:
ja

Datum: 1. 1548-00-00
Datum: 2. 1621-00-00

Anmerkungen zur Veränderung:
1548: nach der Versetzung in das äußere nördliche Seitenschiff von Alt-St. Peter Monument gerahmt mit Pilastern auf hohen wappengeschmückten Postamenten mit Groteskenspiegeln und korinthischen Kapitellen, die ein Gebälk trugen, dadurch Rundbogenarkade gerahmt [Roser, Innozenz VIII., S. 222], nach Kusch eventuell die überflüssig gewordene Rückseite des nun an die Wand gerückten Ziboriums der Hl. Lanze als Rahmen für das Grabmal weiterverwendet [Kusch, Innocenz VIII., S. 364, S. 367]

1621: Bei der Verlegung aus dem nördlichen Seitenschiff der konstantinischen Basilika ins südliche Seitenschiff von Neu St. Peter Vertauschung von Liegefigur und Ehrenstatue. Der Sarkophag mit der Liegefigur befand sich ursprünglich oberhalb der Ehrenstatue. Das Gebälk, das heute über der Sitzfigur trug vorher den Sarkophag und das Lünettenrelief mit den drei theologischen Tugenden hinterfing die Liegefigur. Die marmorne Hinterlegung und Rahmung des Grabmals kam vermutlich bei der Verlegung hinzu [Roser, Innozenz VIII., S. 220].

Verlegung:
ja

Datum: 1. 1548-00-00
Datum: 2. 1621-00-00

Anmerkungen zur Verlegung:
1548 bis 1621: als Julius II. mit dem Bau der neuen Peterskirche begonnen ins nördliche Seitenschiff der konstantinischen Basilika versetzt [Roser, Innozenz VIII., S. 220].

1621: auf Kosten eines Nachfahren des Papstes im südlichen Seitenschiff von Neu-St. Peter aufgestellt [Roser, Innozenz VIII., S. 220]

Zerstörung:
nein

Anmerkungen zur Zerstörung:
-

Ergänzende Angaben:
Ausgangspunkt für die formale Genese der Thronstatue wahrscheinlich eher ein eigenes Werk Pollaiuolos, ungewöhnliche Gestalt der Thronwangen verweist auf das 1457-1459 entstandene silberne Reliquienkreuz für das Florentiner Baptisterium, erhobene Rechte, die Beinstellung und der nach rechts gewandte Blick des hier dargestellten Johannes des Täufers scheinen die Haltung der päpstlichen Sitzfigur zu antizipieren. [Roser, Innozenz VIII., S. 227]
Durch die Ehrenstatue Innozenz VIII. in ziemlich aufwendiger Form als Wohltäter der Basilika geehrt, was durch die Leistungen der Übergabe der Hl. Lanze und die Einrichtung von vier Kaplanstellen durchaus gerechtfertigt. Durch die Initiative eines Familienangehörigen (des Kardinalnepoten Lorenzo Cibo), eben nicht der Kanoniker, jedoch eine Art Präzedenzfall für spätere Monumente geschaffen (wie etwa Thronfiguren am Grabmal Gregors XIII. oder Urbans VIII.). Später Motiv der Thronfigur im Kirchenraum verselbstständigt und nicht mehr spezifisch als Ehrung eines päpstlichen Wohltäters der Basilika. [Roser, Innozenz VIII., S. 230f.]
Bei der Gestaltung der Tugenden und der Liegefigur Innozenz' VIII. von Pollaiuolo auf sein kurz zuvor vollendetes Bronzegrabmal für Sixtus IV. zurückgegriffen (u.a. Details der Gewandbildung der Reliefs von dem Vorgängermonument übernommen, theologische Tugenden bei Innozenz VIII. formal gestrafft, die Kardinalstugenden ehr leicht vergröbert, bei der Liegefigur Innozenz VIII. Gewand vereinfacht, Auffassung des Gesichts Innozenz' VIII., welches idealisiert, jedoch sehr verschieden zu dem Sixtus' IV., welches Totenporträt mit Motiv der körperlichen Hinfälligkeit). [Roser, Innozenz VIII., S. 224]
Für Integration einer Thronfigur in ein Grabmal mit Liegefigur unter den päpstlichen Monumenten kein Vorbild, hier wohl eher Rezeption der neapolitanischen Königsgräber [Roser, Innozenz VIII., S. 231], bei Innozenz VIII. jedoch bemerkenswerte Akzentverschiebung in der Gewichtung von Thron- und Liegefigur. [Roser, Innozenz VIII., S. 234]
Integration der Thronfigur in das Grabmal für die päpstliche Sepulkralskulptur bedeutende Innovation [Roser, Innozenz VIII., S. 237].

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Gallo, Antonio: Navata meridionale. Antonio del Pollaiuolo (1431/ 1432-1498). Il monumento funebre (1492/ 1493-1497/ 1498) di Innocenzo VIII (1484-1492), In: La Basilica di San Pietro in Vaticano. Hg. von Antonio Pinelli. 4 Bde. ( = Mirabilia Italiae 10), Modena 2000, hier Bd. 4, S. 541-547 [Gallo]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff. [HC]

Kusch, Britta: Zum Grabmal Innocenz' VIII. in Alt-St. Peter zu Rom. In: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz, 41.1997(1998), S. 361-376 [Kusch, Innocenz VIII.]

Roser, Hannes: "IN INNOCENTIA/ MEA INGRESSVS SVM ..." Das Grabmal Innozenz' VIII. in St. Peter. In: Tod und Verklärung, Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit / hrsg. von Arne Karsten und Philipp Zitzlsperger, Köln [u.a.] 2004, S. 219-238 [Roser, Innozenz VIII.]

Roser, Hannes: St. Peter in Rom im 15. Jahrhundert. Studien zu Architektur und skulpturaler Ausstattung. München 2005 [Roser, St. Peter]

Wright, Alison: The Pollaiuolo Brothers: The Arts of Florence and Rome. New Haven 2005 [Wright, Pollaiuolo Brothers]

Literatur-Gesamtverzeichnis