Hadrian VI. Dedal   † 1523-09-14
Hadrian VI. Dedal
Bearbeitet von: CB / FF
Status: in Bearbeitung
Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Gesamtansicht Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Liegefigur Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Seitenansicht Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Reliefplatte Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Inschrift
Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Prudentia und Iustitia Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Temperantia und Fortitudo Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Wappen Enckenvoirts Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Fides Hadrian VI., Wappen Florensz
Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Liegefigur Hadrian VI., Kupferstich Grabmal (Matthäus Greuter), Originalzustand Hadrian VI., Zeichnung Grabmal (Giovanni Colonna da Tivoli), Originalzustand

Papstname:
Hadrian VI.

Familienname, Vorname:
Dedal, Adriano de Florensz (Dedel)

Todesdatum:
1523-09-14

Pontifikat:
1522-1523

Begräbniszeremoniell:
1523-09-22: Beisetzung des Leichnams in einem einfachen Backsteingrabmal mit Inschrift in der Andreas-Kapelle, Alt-St. Peter zwischen den Gräbern Pius II. und Pius III. Laudatio Funebris am Haupttag der päpstlichen Exequien durch Conrad Vecerius.

1533-08-11: Feierliche Translatio des Leichnams nach S. Maria dell’Anima, genehmigt durch Bulle Clemens VII. vom 1530-11-16.

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Maria dell'Anima

Standort der Kirche (Karte):
Karte Pop-Up Santa_Maria_dell_Anima

Standort des Grabmals (heute):
Chor

Genauer Standort (heute):
Nordwand (links) der Chorkapelle

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Chor

Genauer Standort (ursprünglich):
Nordwand (links) der Chorkapelle

Familienkapelle:
nein

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum: HC, Bd. 3, S. 18
Begräbniszeremoniell: Götzmann, Sepulchra, S. 281f.; Samperi 2005, S. 232

Auftraggeber:
Kardinal Wilhelm van Enckenvoirt

Kosten:
1000 Dukaten

Künstler:
Peruzzi, Baldassare (Gesamtentwurf, Leitung, Wandmalerei);
Tribolo, Niccolò und Siena, Michelangelo da (bildhauerische Umsetzung)

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Papstes

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1523-09-22
bis: 1529-00-00

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Künstler / Zuschreibung: Samperi 2005, S. 231 nach Vasari, Viten
Ausführung: Götzmann, Sepulchra, S. 281; Samperi 2005, S. 231f.
Auftraggeber / Kosten: Götzmann, Sepulchra, S. 281
Auftrag: 22.09.1523, Samperi datiert nach Cellini, La vita, den Beginn der Steinarbeiten auf spätestens 1524, die letzte Zahlung erfolgt mit Notiz vom 1529-07-29, [Samperi 2005, S. 231f.]


Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
Venezianischer Triumphbogen-Typus

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
1523 bis 1533: einfaches Backsteingrab mit Inschrift in der Andreas-Kapelle, Alt-St. Peter; 1533-08-11: Umbettung in das Grabmonument in S. Maria dell’Anima

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
sehr gedrückter Gurtsarkophag, die Stützen von 2 Putti verdeckt, mittig das Papstwappen

Wappen und Heraldik:
Stirnseite des Sarkophags: Papstwappen;
rechts und links des Epitaphs in der Sockelzone: Kardinalswappen Enckenvoirts

Inschrift:
Epitaph in der Mittelachse des Sockels, von Enckenvoirt bei Baldassare Molossi (1466-1528) in Auftrag gegeben [Houtzager, S. 213]:
"HADRIANO VI. PONT. MAX. EX TRAIECTO INSIGNI INFER . GERMANIAE VRBE
QVI DVM RERVM HVMANAR MAXIME AVERSATVR SPLENDOREM
VLTRO A PROCERIB. OB INCOMPARABILEM SACRAR. DISCIPLINAR. SCIENTIAM
AC PROPE DIVINAM CASTISSIMI ANIMI MODERATIONEM
CAROLO V. CAES. AVG. PRAECEPTOR ECCLE DERTVSENSI ANTISTES
SACRI SENATVS PATRIBVS COLLEGA HISPANIAR. REGNIS PRAESES
PEIPVP. DENIQ. CHRIST. DIVINITVS PONTIF. ABSENS ADSCITVS.
VIX. ANN. LXIII. MEN. VI. D. XIIII.
DECESSIT XVIII. KL. OCTOB. AN. A PARTU VIRG. MDXXIII. PONT. SVI ANNO. II
WILHELMUS ENCKENVOiRT ILLIUS BENIGNITATE ET AUSPICIIS. TT.S. IO
ET PAULI PRESB. CARD. DERTUSEN. FACIUNDUM CUR."
[Transkription: FF]

Dreiachsige Inschrift im Mittelgeschoss zwischen Adventus pontificalis-Relief und Sarkophag, nach Gaius Plinius Secundus, „Naturalis Historia“, Buch VII:
"PROH DOLOR
QUANTVM REFERT IN QVAE TEMPORA VEL OPTIMI CVIUSQVE
VIRTVS INCIDAT"
[Transkription: FF]

Epitaph am ursprünglichen einfachen Backsteingrab in der Andreas-Kapelle, Alt-St. Peter:
"HADRIANUS SEXTUS HIC SITUS EST, QUI NIHIL SIBI INFELICIUS IN VITA DUXIT, QUAM QUOD IMPERARET"
[Pastor, S. 148]

Hadrian VI., Grabmal S. Maria dell'Anima, Inschrift

Porträttypus:
Demigisant

Kleidung:
außerliturgisch

Kopfbedeckung:
Tiara

Weitere Beschreibung:
Hadrian VI. hält den Kopf auf den linken, auf zwei Kissen aufgelegten Ellbogen gestützt und ist auf einer Kline ruhend dargestellt. Sein linkes Bein ist leicht angewinkelt, der Oberkörper leicht nach vorn gedreht, seine rechte Hand mit Fischerring ruht entspannt auf dem Oberschenkel. Juwelengeschmückte Tiara, besticktes, in langen Faltenbahnen drapiertes Gewand, mit Kreuz verzierte Schuhe.

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
Temperantia, Fortitudo, Prudentia, Iustitia (vier vollplastische Kardinaltugenden flankieren in je zwei übereinanderliegenden Seitennischen die große, zentrale Triumphbogennische mit Sarkophag und Figur Hadrians VI.);
Fides (heute Akroter des zentralen Dreiecksgiebels, bis ca. 1750 in der bei Umbauten zerstörten linken Attikanische);
Spes (heute Giebelakroter des gegenüberliegenen Grabmals Jülich Kleve-Bergs, bis ca. 1750 in der bei Umbauten zerstörten rechten Attikanische);
Caritas (heute verschollen, bis ca. 1750 Giebelakroter)

Putten:
zwei wappentragende Puttenpaare (rechts und links neben den Kardinalswappen Enckenvoirts auf den Pfeilerbasen der Sockelzone);
zwei weitere Putti (halten das Papstwappen am Sarkophag);
zwei Putti (im gleichen Register, die den Sarkophag mit ihrem Rücken zu stützen scheinen)

Weitere Figuren:
Madonnenrelief (im Tympanon der Mittelnische: sitzende Gottesmutter mit Kind, flankiert von Petrus mit Schlüssel und Paulus mit Schwert);
zwei weibliche Genien (in den Lünettenzwickeln: links mit Lorbeer und Petrusschlüsseln, rechts mit Palmwedeln und Tiara);
gemalte Heiligenbildnisse Antonius Pierozzis und Benno von Meißens (heute nicht erhalten, bis ca. 1750 Wand rechts und links des Grabmals)

Szenische Darstellungen:
Possesso-Historienrelief in der zentralen Achse, unterhalb des Sarkophags: Darstellung des triumphalen Einzugs des Papstes (Adventus pontificalis) durch die Porta S. Paolo am 29. August 1522.

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
gesamt

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
kein Eintrag

Verschiedenes:
Malerei: Heiligenbilder Antonius Pierozzis und Benno von Meißens

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
Giebelrahmung, Zwickel über der Lünette, Gesimse, Architraven, Säulenkapitelle, Nischen der Tugenden, Sarkophag, Epitaph, Relieftafeln

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
rot: Auskleidung Seitennischen; rot, baun-grau gefleckt: innere Säulenschäfte, dreistufiger Sockel des Sarkophags, Fries des oberen Gebälks, seitliche Pilaster des Giebelaufsatzes und Giebelfeld; schwarz, braun-grau gefleckt: äußere Säulenschäfte

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
kein Eintrag

Verschiedenes:
unbekanntes Material: vier Flammenvasen, das Grabmal bekrönend, heute verschollen

Material der Papststatue:
Marmor (weiss)

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
kein Eintrag

Veränderung:
ja

Datum: 1. 1747-00-00
Datum: 2. 1751-00-00

Anmerkungen zur Veränderung:
1747-1751: Umbau der Chorkapelle unter Leitung des Architekten Paolo Posi. Vermutlich in diesem Zusammenhang erfolgt die Zerstörung des dritten Nischengeschosses und die Versetzung der theologischen Tugenden, womit eine Reduktion des Figurenensembles von sieben auf fünf Figuren einherging. Die Figur der Spes (bis 1750 rechte Nische Attikageschoss) wurde als Giebelakroter am gegenüberliegenden Grabmonument des Kronprinzen von Jülich Kleve-Berg, die Figur der Fides (bis 1750 linke Nische Attikageschoss) am Grabmal Hadrians als Giebelakroter eingesetzt. Die vormals giebelkrönende Statue der Caritas gilt seit dem 18. Jahrhundert als verschollen. Beschädigung der originalen Fresken. [Götzmann, Sepulchra, S. 284; Samperi 2005, S. 232]
Den Originalzustand des Grabmonuments vor 1750 belegen eine Zeichnung von Giovanni Colonna da Tivolis sowie ein Stich Matthias Greuters (s. Abbildungen).

Verlegung:
nein

Anmerkungen zur Verlegung:
kein Eintrag

Zerstörung:
nein

Anmerkungen zur Zerstörung:
kein Eintrag

Ergänzende Angaben:
Erster päpstlicher Mausoleumschor in Rom, erstes römisches Grabmal mit Wandaufbau, der durch Buntmarmor gestaltet ist. [Götzmann, Sepulchra, S. 281f.] Erstes Papstgrabmal ausserhalb St. Peters seit Nikolaus V. [Borgolte, S. 289 ff.]

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Aschoff, Wiebke: Studien zu Niccolò Tribolo, Phil. Diss. Frankfurt a.M. 1967, S. 17-20 [Aschoff]

Michael Borgolte: Petrusnachfolge und Kaiserimitation. Die Grablegen der Päpste, ihre Genese und Traditionsbildung. Göttingen 1989, S. 294 ff. [Borgolte]

Bredekamp, Horst: Grabmäler der Renaissancepäpste. Die Kunst der Nachwelt. In: Hochrenaissance im Vatikan. Kunst und Kultur im Rom der Päpste I (1503-1534). Ostfildern-Ruit 1999, S. 259-267 [Bredekamp]

Ciardi Duprè, Maria Grazia: Presentazione di alcuni problemi relativi al Tribolo scultore. In: Arte Antica e Moderna 13/16 (1961), S. 244-247 [Ciardi Duprè]

Feritti, Monya: Niccolò Tribolo. In: Scultori del Cinquecento. Hrsg. von Stefano Valeri. Rom 1998, S. 69-90 [Feritti]

Frommel, Christophe Luitpold: Baldassare Peruzzi als Maler und Zeichner. In: Beiheft zum Römischen Jahrbuch für Kunstgeschichte 11 (1967/68), S. 119-121 [Frommel]

Götzmann, Jutta: Sepulchra – divitiarum testimonia, non mortis honestamenta. Zum Grabmal Papst Hadrians VI. In: Praemium Virtutis. Grabmonumente und Begräbniszeremoniell im Zeichen des Humanismus. Hg. v. Joachim Poeschke, Britta Kusch und Thomas Weigel. Münster 2002, S. 279-298 [Götzmann, Sepulchra]

Götzmann, Jutta: Die Ehrung eines Papstes als Akt nepotistischer Treue. Das Grabmal Hadrians VI. (1522-1523). In: Totenkult und Wille zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter. Hg. v. Horst Bredekamp und Volker Reinhardt. Darmstadt 2004, S. 99-120 [Götzmann, 2004]

Götzmann, Jutta: Römische Grabmäler der Hochrenaissance. Phil. Diss. Münster 2002, S. 175-240 [Götzmann, Röm. Grabmäler]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff. [HC]

Houtzager, Maria Elisabeth: Het Praalgraf van Paus Adrianus VI. (Ausstellung Utrecht, Centraal Museum, 28.9.-15.11.1959; Löwen, Stadthuis, 23.11.-20.12.1959), Utrecht 1959, S. 209-218 [Houtzager]

Kummer, Stefan: Antiker Buntmarmor als Dekorationselement römischer Kirchen im 16. Jahrhundert. In: Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance. Hg. v. Joachim Poeschke. München 1996, S. 329-345 [Kummer]

Nikitsch, Eberhard J.: Römische Netzwerke zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Papst Hadrian VI. (1522/23) und seine Klientel im Spiegel ihrer Grabdenkmäler. In: Quellen und Forschungen, 91 (2011), S. 277-317 [Nikitsch, Römische Netzwerke]

Pastor, Ludwig von: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters. 16 Bde., Freiburg i.Br. 1925-1933, 5.-7. Aufl. [Pastor]

Poeschke, Joachim: Die Skulptur der Renaissance in Italien. Bd. 2: Michelangelo und seine Zeit. München 1992, S. 181-182 [Poeschke]

Samperi, Renata: L'architettura della tomba di Adriano VI in Santa Maria dell'Anima. Osservazioni e ipotesi di ricerca. In: Baldassarre Peruzzi. 1481 - 1536. Hg. v. Christoph Luitpold Frommel. Venezia 2005 [Samperi 2005]

Traeger, Jörg: Der reitende Papst. Ein Beitrag zur Ikonographie des Papsttums. München 1970, S. 78-80 [Traeger]

Literatur-Gesamtverzeichnis