Clemens VII. de' Medici   † 1534-09-25
Clemens VII. de' Medici
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Status: in Bearbeitung
Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Relief Attikazone Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Gesamtansicht Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Tripodium Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Johannes der Täufer Clemens VII., Wappen Medici
Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Ehrenstatue Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Paulus Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Petrus Clemens VII., Grabmal S. Maria sopra Minerva, Relief am Sockel Clemens VII., Portraet (Sebastiano del Piombo)

Papstname:
Clemens VII.

Familienname, Vorname:
de' Medici, Giulio

Todesdatum:
1534-09-25

Pontifikat:
1523-1534

Begräbniszeremoniell:
1535-01-04: Überführung der sterblichen Überreste nach S. Maria sopra Minerva
1542-06-06: Einbettung der Gebeine in das Grabmal

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Maria sopra Minerva

Standort der Kirche (Karte):
Karte Pop-Up Santa_Maria_sopra_Minerva

Standort des Grabmals (heute):
Chor

Genauer Standort (heute):
Chor, rechte Seitenwand

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Chor

Genauer Standort (ursprünglich):
Chor, rechte Seitenwand

Familienkapelle:
ja

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum: HC, Bd. 3, S. 18
Begräbniszeremoniell: Hegener, Bandinelli, S. 273, Anm. 54

Auftraggeber:
Clemens VII. (Papst; Eigenstiftung)
de' Medici, Ippolito (Kardinal; Testamentsvollstrecker)
Ridolfo, Niccolò (Kardinal; Testamentsvollstrecker)
Cibo, Innocenzo (Kardinal; Testamentsvollstrecker)
Pucci, Antonio (Kardinal; Testamentsvollstrecker)
Salviati, Giovanni (Kardinal; Testamentsvollstrecker; Neffe)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Sangallo, Antonio di (architektonische Gestaltung)
Ludovico, Lorenzo Giovanni di, genannt Lorenzetto (architektonische Partien/Ausführung)
Bandinelli, Baccio da (Planung/ figürliche und plastische Partien)
Baccio Bigio, Nanni di (Figur Clemens VII.)

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Papstes

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1536-03-25
bis: 1542-06-06

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Auftraggeber: Hegener, Bandinelli, S. 276; Götzmann, Medici, S. 172
Künstler: Hegener, Bandinelli, S. 269, 273; Götzmann, S. 177


Auftraggeber: Bis zu seinem Lebensende hatte sich Clemens VII. selber intensiv mit dem Bau der Grabmäler beschäftigt und war sowohl an der Findung eines Aufstellungsorts als auch an der Gestaltung des Bildprogramms beteiligt [Götzmann, Medici, S. 172]; diese Aufgabe übernahmen nach seinem Tod am 25. 09. 1534 seine Testamentsvollstrecker [Hegener, Bandinelli, S. 276].

Künstler/Ausführung (von): Am 25. März 1536 wurde ein Vertrag mit Baccio Bandinelli über den Bau der Grabmäler abgeschlossen; dies geschah jedoch erst nachdem sich Antonio da Sangallo für die architektonische Gestaltung verpflichtet hatte, da man Zweifel an Bandinellis Fähigkeiten hatte [Götzmann, S. 177, Anm. 16]; Lorenzetto wurde für die Ausführung verpflichtet [Hegener, Bandinelli, S. 268f.].
Ausführung (bis): Am 6. Juni 1542 wurden die sterblichen Überreste der beiden Päpste in die Grabmäler umgebettet [Moroni, Bd. 12, S. 143].

Entstehung: Laut Hegener stellte Clemens VII. gemeinsam mit Kardinal Giovanni Salviati 1524 erste Überlegungen einer Grablege in Rom für sich und seinen Cousin, Leo X., an [Hegener, Bandinelli, S. 265]. Götzmann hingegegen belegt für dieses Jahr an Hand eines Briefes von Giovanfrancesco Fantucci an Michelanagelo Planungsideen, die in Richtung einer Grabanlage in Florenz in der Kirche S. Lorenzo gingen [Götzmann, Medici, S. 172]. Nach Vasari äußerte Clemens VII. erstmals 1533 den Wunsch einer Grabanlage in S. Maria sopra Minerva [Hegener, Bandinelli, S. 265]. Im Zeitraum 1533 bis 1534 entstanden sowohl von Peruzzi Entwürfe für eine solche Grabanlage, als auch mehrer Modelle von Bandinelli [Hegener, Bandinelli, S. 267]. Trotz anders lautender vertraglicher Verpflichtungen übergab Bandinelli im Mai 1541 die zum Teil noch nicht fertig ausgearbeiteten Seitenfiguren, Reliefe und Ehrenstatuen und verließ Rom; die Ehrenstatuen wurden von Nanni di Baccio Biggio und Raffaello da Montelupo vollendet [Götzmann, S. 178 und Anm. 18]

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
Triumphbogen, klassisch

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
-

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
-

Wappen und Heraldik:
mittig im gesprengten Dreiecksgiebel: Papstwappen; auf dem mittleren Sockelfeld: Imprese des Papstes

Inschrift:
-

Porträttypus:
Ehrenstatue (sitzend)

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Tiara

Weitere Beschreibung:
hält die Rechte zum Segensgestus erhoben

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
-

Putten:
-

Weitere Figuren:
zwei bärtige männliche Nischenfiguren (links: Johannes der Täufer; rechts: Johannes Evangelist)

Szenische Darstellungen:
drei Reliefs in der Attikazone: links: Johannes der Täufer predigt dem Volk; rechts: der heilige Benedikt und der falsche König Totila; Mitte: Begegnung zwischen Clemens VII. und Karl V.

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
gesamt

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
gesamt, mit Ausnahme der Nischenrückwände

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
schwarzer Werkstein (Auskleidung der zentralen Nische)

Material der Papststatue:
Marmor (weiss)

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Grablege des Leichnams:
Die Gebeine beider Päpste waren bis 1536 in vorläufigen Backsteingräbern im zweiten rechten Seitenschiff von Alt-St-Peter beigesetzt und wurden 1536-01-04 nach S. Maria sopra Minerva überführt [Götzmann, S. 184; Hegener, Bandinelli, S. 273, Anm. 54] Auf dem Grabmal Clemens' VII. war folgende Inschrift, verfasst von Pietro Bembo, zu lesen: "CLEMENTI VII PONT(IFICI) MAX(IMO) / CUIUS INVICTA VIRTUS SOLA CLEMENTINA SUPERATA EST" [Götzmann, S. 184]
Weitere Figuren: die Identität der beiden männlichen Figuren zu beiden Seiten der Papststaue läßt sich nicht näher bestimmen, da ihre Attribute uneindeutig sind; Vasari hat sie fälschlicherweise als Johannes der Täufer und als den Evangelisten Johannes identifiziert; Hegener benennt für die Gestaltung der beiden Figuren Skulpturen von Dontatello als Vorbilder: Bei der Gesamtgestaltung der linken Figur diente der heilige Markus an der Kirche Orsanmichele als Vorbild, den angewinckelten Arm sieht sie dem Marmor-David, den mimischen Ausdruck der Fassadenfigur des Evangelisten Johannes nachempfunden; bei der rechten Figur weist sie auf eine Ähnlichkeiten mit den Campanile-Propheten von Donatello hin [Hegener, Bandinelli, S. 275].

Weitere Figuren: Über die Identität der vier Nischenfiguren an den beiden Grabmälern gehen die Meinung der aktuellen Forschung auseinander: Während Hegener betont, daß die sehr allgemein gehaltenen Attribute der Figuren keine eindeutige Identifizierung zulassen, weist Götzmann auf die zeitgenössischen schriftlichen Überlieferungen über die Identiät der Heiligenfiguren, z. B. durch Vasari und Turini, hin [Götzmann, S. 198, Anm. 74].

Szenische Darstellungen:
Seitliche Reliefs: Die Szene des rechten Reliefs deutete Vasari als Johannes den Täufer, der die Drusiana erweckt; Hegener deutet sie jedoch als die Begegnung des heiligen Benedikt mit dem falschen König Totila [Hegener, Bandinelli, S. 276]. Des weiteren existiert an beiden Grabmälern jeweils eine Szene aus dem Leben Johannes des Täufers; Hegener geht davon, daß diese Reliefs vor ihrer Anbringung vertauscht worden seien, da die beiden Szene aus dem Leben von Johannes dem Täufer, dem Namenspatron von Leo X., für dessen Grabmal bestimmt gewesen sein dürften [Hegener, Bandinelli, S. 276]; Götzmann weist diesbezüglich darauf hin, daß das Ausstattungsprogramm der Monumente, wie es bei Zwillingsgrabmälern üblich ist, komplementär aufeinander zu beziehen ist [Götzmann, S. 198, Anm. 74].
Zentralrelief: Ursprünglich war an dieser Stelle eine Darstellung der Krönung von Karl V. durch Clemens VII. geplant, wie es im Vertrag mit Bandinelli vereinbart worden ist [Hegener, Bandinelli, S. 277; Götzmann, S. 189], die jedoch nicht zur Ausführung kam. Nach Hegener handelt es sich bei der ausgeführten Szene, in Analogie zum Relief am Grabmal Leos X. , einer Darstellung des Friedenskusses zwischen ihm und Franz I., um den Friedensschluß von 1532, mit dem das Ende des Krieges in Ungarn von Clemens VII. und Karl V. besiegelt wurde [Hegener, Bandinelli, S. 277f.] Götzmann hingegen geht davon aus, daß hier das erste Treffen zwischen Karl V. und Clemens VII. vom 5. November 1529 dargestellt ist [Götzmann, S. 189f.].

Hegener macht auf die, trotz einer gewissen Porträtähnlichkeit der beiden Papstdarstellungen, Austauschbarkeit der Figuren der beiden Zentralreliefe aufmerksam; in diesem Umstand sieht sie die "überzeitliche absolutistische Vorherrschaft der Päpste über weltliche Regenten" in affirmativer Weise dargestellt [Hegener, Bandinelli, S. 278].

Keine Veränderungen vorhanden

Ergänzende Angaben:
Hegener konstatiert, daß die Grabmäler der Medici-Päpste in S. Maria sopra Minerva einen Sonderfall innerhalb der päpstlichen Grabmonumente einnehmen, da sie als Zwillingsmonumente außerhalb des Petersdoms errichtet wurden und eine "ungewöhnlich starke Betonung römisch-imperialer Motive bei gleichzeitigem Verzicht auf traditionelle Themen der sakralen Ikonographie." aufweisen [Hegener, S. 260ff.]; es wurde jedoch nicht nur auf die sakrale Ikonographie verzichtet, indem unter anderen anstelle von Tugendallegorien Heiligenfiguren zum Einsatz kamen, sondern wie Götzmann aussführt, auch auf andere funerale Elemente wie Sarkophage und Epitaphe völlig verzichtet [Götzmann, S. 173f.].

Zu den Grabmälern der Medici-Päpste als Papstgrablege siehe Borgolte, Petrusnachfolge, S. 296f.

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Borgolte, Michael: Petrusnachfolge und Kaiserimitation. Die Grablegen der Päpste, ihre Genese und Traditionsbildung. Göttingen 1989 [Borgolte, Petrusnachfolge]

Götzmann, Jutta: Der Triumph der Medici. Zur Ikonographie der Grabmäler Leos X. und Clemens' VII. in S. Maria sopra Minerva. In: Praemium Virtutis II. Hg. v. Joachim Poeschke, Britta Kusch-Arnhold und Thomas Weigel Münster 2005 (= Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme, 9), S. 171-200 [Götzmann]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff. [HC]

Hegener, Nicole: Mediceischer Ruhm und künstlerische Selbstinszenierung. Bandinelli und die Papstgrabmäler in Santa Maria sopra Minerva. In: Tod und Verklärung. Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit. Hg v. Arne Karsten und Philipp Zitzlsperger, Köln, Weimar, Wien 2004, S. 259-284 [Hegener, Bandinelli]

Literatur-Gesamtverzeichnis