Gregor XV. Ludovisi   † 1623-07-08
Gregor XV. Ludovisi
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Status: in Bearbeitung
Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Gesamtansicht (Neu) Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Gesamtansicht Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Ehrenstatue Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Portraitmedaillon des Nepoten Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Gesamtansicht, Ausschnitt
Gregor XV., Wappen Ludovisi Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Wappen Gregor XV., Grabmal S. Ignazio, Bodenplatte der Familiengrablege

Papstname:
Gregor XV.

Familienname, Vorname:
Ludovisi, Alessandro

Todesdatum:
1623-07-08

Pontifikat:
1621-1623

Begräbniszeremoniell:
kein Eintrag

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Ignazio

Standort der Kirche (Karte):
Karte Pop-Up Sant_Ignazio

Standort des Grabmals (heute):
rechtes Seitenschiff

Genauer Standort (heute):
Rechtes Seitenschiff, Ostwand

Standort des Grabmals (ursprünglich):
rechtes Seitenschiff

Genauer Standort (ursprünglich):
Rechtes Seitenschiff, Ostwand

Familienkapelle:
ja

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum: HC, Bd. 4, S. 15

Auftraggeber:
Societas Jesu (Jesuitenorden)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Legros, Pierre (Planung, Ausführung)
Monnot, Pierre-Etienne (Fama)

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Papstes

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1709-00-00
bis: 1714-00-00

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Auftraggeber / Künstler: Büchel; Karsten; Zitzlsperger, S. 175
Mit der Konzeption und Ausführung des Grabmals wurde der aus Frankreich stammende und in Rom ansässige Bildhauer Pierre Legros (1666-1719) beauftragt, der um 1700 zweifellos gefragteste Bildhauer Roms.
Im Jahre 1709 waren die Bauarbeiten des Grabmals bereits angelaufen, denn der Chronist Francesco Valesio schreibt in seinem Tagebuch (13. September 1709) von der Umbettung des päpstlichen Leichnams in seine letzte Ruhestätte „sotto al nuovo deposito che costruiscono“. Die Konzeption stammt von Legros, der den größten Teil der Ausstattung selbst produzierte; allein die Famafiguren stammen von Pierre-Etienne Monnot. [Büchel; Karsten; Zitzlsperger, S. 175]

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
kein Eintrag

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
S. Iganzio

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
Wannensarkophag mit Voluten

Wappen und Heraldik:
Bekörnendes Papstwappen am Gebälk

Inschrift:
Epitaph: ALTER IGNATIVM/ ARIS/ ALTER ARAS IGNATIO
Sarkophag: GREGORIVS XV/ PONT MAX
im Unterbau unterhalb des Porträtmedaillons: LVDOVICUS CARD/ LVDOVISIVS

(Transkript: J.O.)

Porträttypus:
Ehrenstatue (sitzend)

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Tiara

Weitere Beschreibung:
Mit weiter Geste der rechten folgt Gregor XV. der Öffnung des Tuches, der Oberkörper ist leicht nach vorn gebeugt, der linke Fuss aufgestellt. Torsion der Schultern.


Figürliche Darstellungen

Allegorien:
Religio (links)
Abundantia (rechts)

Putten:
fünf Putten (im unteren Teil heben zwei Putten ein Tuch empor und enthüllen das Medaillon mit dem Porträt des Kardinal Ludovisi, oberhalb des Grabmals tummeln sich drei weitere auf dem Gebälk und halten das Papstwappen)

Weitere Figuren:
zwei Seraphime mit Fanfaren, die das Tuch öffnen und den Blick auf das Spektakel freigeben; unter dem Sarkophag ist ein Medaillon mit dem Porträt des Kardinal Ludovisi zu sehen.

Szenische Darstellungen:
-

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
alle Statuen

Marmor (gefasst):
gold gefasste Masken an den Voluten, die die Absätze tragen, auf denen die Tugenden sitzen

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
-

Marmor (gefasst):
gold gefasst: Säulenkapitelle, Masken an den Voluten, die die Absätze tragen, auf denen die Tugenden sitzen, Voluteninnenseiten, Papstwappen

Buntmarmor:
rot (Säulenschäfte); rot, gelb gemasert (Tuchinnenseite); schwarz (Tuchaußenseite); grün, schwarz gefleckt (Sarkophag); fleischfarben (Voluten und Oberkante des kräftigen Unterbaus, Rahmung und Standfläche der Papststatue)

Bronze:
gold gefasst: Borte des großen Tuches, Baldachin

Stuck:
-

Porphyr:
Inschriftentafel im Mittelteil des Unterbaus, Epitaph

Verschiedenes:
-

Material der Papststatue:
Marmor (weiss)

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Grablege des Leichnams: Der Leichnam wurde zuerst in S. Pietro in Vaticano beigesetzt; 1634 wurde er nach S. Annunziata überführt und erst 1709 in der Grabkapelle in S. Iganzio beigesetzt. [Büchel, Karsten, Zitzlsperger, S. 175]

Die Polychromie des Steins in der Bildhauerkunst hatte vor Legros keine nennenswerte Tradition. Während im 16. und 17. Jahrhundert der polychrome Steineinsatz allein in der Architektursprache seine Verwendung fand, blieb die bildhauerische Darstellung von bewegten und belebten Stoffen bzw. Skulpturen grundsätzlich monochrom. Es ist gewissermaßen Legros bildhauerisches Markenzeichen, die Polychromie von der Architektur auf seine gesamte dargestellte Stofflichkeit auszuweiten. Doch darf dabei nicht vergessen werden, daß bereits vor ihm andere den Boden dafür bereitet haben, deren bisweilen hochberühmte Werke Pionierleistungen waren. Sie konnte sich jedoch in der Bildhauerkunst nicht durchsetzen – so wie auch Legros Doppelgrabmal Gregors XV. und seines Kardinals schließlich ein Unikat blieb: Legros Hintergrundtuch, das er zuerst am Casanate-Grabmal entwickelte und am Gregor-Grabmal zum theatralischen Vorhangmotiv steigerte, kennen wir bereits aus Berninis Œuvre. Das Grabmal der seligen Maria Raggi in S. Maria sopra Minerva (Rom) besteht aus einem in diesem Fall schwarzen Marmortuch, das von Putten gehalten den Clipeus als schwebende Erscheinung darbietet (siehe Abbildung). Für die mystische Auffassung des Themas leistet die Mimik der von der schmerzhaften Gottesliebe erschütterten Dargestellten einen wichtigen Beitrag. Darüber hinaus setzte Bernini nachgerade den Stoff an seinen Skulpturen wirkungsvoll zur optischen Entmaterialisierung des Körpers ein – sei es durch die Kleidung der Theresa von Avila (Cornarokapelle, S. Maria della Vittoria, Rom) oder durch das ver- und aufdeckende bzw. hinterfangende Tuch. Selbst in der Porträtkunst verwendete Bernini den steinernen Stoff an seinen Herrscherbüsten, um ihnen eine Aura der Epiphanie zu verleihen. In dem gleichen Kontext inszenierte Bernini das steinerne Tuch in der Familienkapelle zweier portugiesischer Ehepaare in S. Isidoro (1663). Das Hüftstück der Stifter De Sylva in einem gerahmten Relief wäre an sich schon innovativ genug, hätte Bernini dieses Quadro riportato nicht noch mit einem schwarz-weißen Marmortuch hinterfangen, in das die flankierenden Tugenden, das Relief-Doppelporträt des Ehepaares haltend, mit eingewickelt sind. Die Visualisierung von Schwerelosigkeit ist auch in diesem Fall überzeugend gelungen.
Doch trotz des großen Einflusses Berninis auf die Entwicklung der barocken Skulptur konnten seine aus Stein gefertigten, zum Teil polychromen Stoffdraperien zunächst keinen durchgreifenden Erfolg zeitigen: Selbst sein bereits erwähntes Grabmal Alexanders VII., dessen horizontal angeordnete Massen aus steinernem Tuch an einem Papstgrabmal bis dahin undenkbar waren, blieb schließlich mit dem falten- und farbenfrohen Stoffrequisit ein Unikat, so wie sich der vom Wind bewegte und die Büsten optisch emporhebende Stoff der Herrscherporträts Berninis erst sehr spät, Mitte des 18. Jahrhunderts, innerhalb seiner Gattung durchsetzen konnte. Während also der Stoff als dekoratives Motiv der Verhüllung, der Entmaterialisierung, der Epiphanisierung und Charakterisierung in der Skulptur bei Bernini massiv und bisweilen polychrom anzutreffen ist, führt er in der übrigen Skulptur des 17. Jahrhunderts ein Schattendasein. Zwar ist zu konstatieren, daß seit der Mitte des 17. Jahrhunderts insbesondere die Klerikergrabmäler den Marmorstoff häufig einsetzten, doch wagten sie sich nicht in den Bereich der spielerischen Verhüllung und Verunklärung. Lediglich das eingefügte Gebetpult, vor oder hinter dem die ewige Anbetung der Skulpturen aufgeführt wird, ist manchmal von Marmorstoff umhüllt. Über diesen marmornen Realismus ging man nicht hinaus. [Büchel; Karsten; Zitzlsperger, S. 180-181]

Keine Veränderungen vorhanden

Ergänzende Angaben:
Einzigartige Doppelgrabanlage von Papst und Kardinalnepot. Aufbau eines Wandgrabmales, das ein Freigrab andeutet. [Büchel; Karsten; Zitzlsperger, S. 175-178]

Quellen:
Testament Ludovico Ludovisis vom 11. April 1629, in: ASV, Archivio Boncompagni-Ludovisi Prot. 293/1-27, fol. 388v;
Testament ist in einer Vielzahl von Kopien erhalten; u. a. in: ASV, Archivio Borghese 122, no. 90; BAV, Barb. lat. 3206, fol. 486r-488v; BAV, Chigi RI 18.
BAV, Vat. lat. 11733: Vita del Cardinal Lodovico Ludovisi, scritta da Lucantonio Giunti suo Familiare.
ARSI, Fondo Giesuitico 1255, Summarium: Num. 3

Literatur:
Baumgarten, Sandor: Pierre Le Gros. Artiste Romain. Paris 1933, hier S.66-79 [Baumgarten]

Bissell, Gerhard : Pierre Le Gros (1666-1719), Diss. Reading 1997, hier S.5 [Bissell]

Büchel, Daniel: Raffe und regiere! Überlegungen zur Herrschaftsfunktion römischer Kardinalnepoten (1590-1655). In: Historische Anstöße. Festschrift für Wolfgang Reinhard Hg. von Peter Burschel u. a., Berlin 2002, S.197-234 [Büchel]

Büchel, Daniel; Karsten, Arne; Zitzlsperger, Philipp: Mit Kunst aus der Krise? Pierre Legros' Grabmal für Papst Gregor XV. Ludovisi in der römischen Kirche S. Ignazio. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 29 (2002), 165-198 [Büchel; Karsten; Zitzlsperger]

Enggass, Robert: Early Eighteenth-Century Sculpture in Rome. An Illustrated Catalogue Raisonne, 2 Bde. Pennsylvania, London 1976, hier S.86, S.144-145 [Enggass]

d'Espezel, Pierre : Notes historiques sur l'Oeuvre et la vie de Pierre II Le Gros. In: Gazette des Beaux-Arts, 12 (1934), S. 148-160 [d'Espezel]

Jaitner, Klaus: Die Hauptinstruktionen Gregors XV. für die Nuntien und Gesandten an den europäischen Fürstenhöfen 1621-1623. 2 Bde., Tübingen 1997, hier Bd. 1, S. 98 [Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV.]

Karsten, Arne: Künstler und Kardinäle. Vom Mäzenatentum römischer Kardinalnepoten im 17. Jahrhundert. Köln, Leipzig 2003, hier Kapitel 2: Der rastlos bewährte Nepot: Die Kunstpatronage Kardinal Ludovico Ludovisis [Karsten, Künstler]

Krems, Eva-Bettina: Die prontezza des Kardinalnepoten und Guercinos Aurora und Fama. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 65 (2002), S. 180-220 [Krems, prontezza]

Krems, Eva-Bettina: Die magnifica modestia der Ludovisi auf dem Monte Pincio in Rom. In: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft 29 (2002), S. 105-163 [Krems, magnifica]

Literatur-Gesamtverzeichnis