Innozenz X. Pamfili (Pamphili)   † 1655-01-07
Innozenz X. Pamfili (Pamphili)
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Status: in Bearbeitung
Innozenz X., Grabmal S. Agnese in Agone, Gesamtansicht Innozenz X., Entwurfszeichnung Grabmal (Gianlorenzo Bernini) Innozenz X., Entwurfszeichnung Grabmal (Gianlorenzo Bernini) Innozenz X., Wappen Pamphili Innozenz X., S. Agnese in Agone, Krypta, Grabplatte
Innozenz X., Grabmal S. Agnese in Agone, Papstfigur

Papstname:
Innozenz X.

Familienname, Vorname:
Pamfili (Pamphili), Giovanni Battista

Todesdatum:
1655-01-07

Pontifikat:
1644 bis 1655

Begräbniszeremoniell:
Exequien in S. Peter, Zelebrierung der Messe durch Kardinal Francesco Barberini

Ort (Stadt, Region, Land):
Roma, Latium, Italien

Kirche:
S. Agnese in Agone

Standort der Kirche (Karte):
kein Eintrag

Standort des Grabmals (heute):
Zentralraum

Genauer Standort (heute):
Zentralraum, Innenfassade, über dem Hauptportal

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Zentralraum

Genauer Standort (ursprünglich):
Zentralraum, Innenfassade, über dem Hauptportal

Familienkapelle:
ja

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum/Begräbniszeremoniell: HC, Bd. 4, S. 27, S. 32

Hinweise auf Verlegung und Veränderung nicht bekannt.

Die Kirche S. Agnese in Agone wurde in den Jahren 1652 bis 1657 als Patronatskirche der Papstfamilie Pamphili erbaut. Es handelt sich also weniger um eine Familienkapelle als eine Familienkirche [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 159f.].

Auftraggeber:
Pamphili, Camillo (Neffe); Pamphili, Giambattista (Großneffe); Pamphili, Camillo d.J. (Urgroßneffe)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Bernini, Gianlorenzo (erste Planungen)
Valvassori, Gabriele (Entwurf des endgültigen Projekts)
Ferrari, Giacomo (Nische und Sarkophag)
Maini, Giovanni Battista (Fides, Justitia und Papststatue)

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Papstes

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1667-07-01
bis: 1729-09-01

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Die Entstehungsgeschichte ist paradigmatisch für die Papstgräber der frühen Neuzeit, deren Stiftung in den meisten Fällen eine Familienangelegenheit war. Auf den Impuls des Papstes hin unternehmen nach seinem Tode drei Generationen von Erben mehr oder weniger erfolgreiche Versuche, ihm ein Grabmal zu errichten; obwohl zweimal auf Eis gelegt, wird das Projekt immer wieder aufgenommen.

Auftraggeber: Dem Bericht über den Tod Innozenz' X. ist zu entnehmen, dass er die Patronatskirche S. Agnese in Agone zu seiner Grabkirche machen wollte [zitiert bei Eimer, Fabbrica, S. 478f., Anm. 90]. Ähnliches lässt auch die Zeichnung Carlo Rainaldis in der Wiener Albertina vermuten (s.u.). Den ersten, nicht ausgeführten Auftrag für ein Monument vergab aber erst nach dem Tod des Papstes dessen Neffe Camillo Pamphili (1622-66) [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 166]. Auch der Großneffe des Papstes, Giambattista Pamphili (1648-1709), verfügte in seinem Testament von 1698-03-24, dem Großonkel ein Grabmal zu errichten, und legte auch den Standort über dem Haupteingang fest. Giambattistas Sohn Camillo der Jüngere (1675-1747), der ihn 1709 beerbt hatte, gab dann den Abschluss des Projekts in Auftrag [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 178; Verwandtschaftsverhältnisse: Weber, Genealogien, Bd. 2, S. 712].

Künstler:
Preimesberger sieht bereits in Carlo Rainaldis frühem Plan für den Neubau der Kirche (1652) die Absicht, hier ein Grabmal zu platzieren. Und zwar habe die breite Nische, in die der nördliche Querarm ausläuft, "allem Anschein nach" als prominenter Aufstellungsort am Ende der Sichtachse dienen sollen. Auch eine Zeichnung des späteren Architekten von S. Agnese, Francesco Borromini, gestaltete den nördlichen Querarm als Grabkapelle, diesmal eindeutig für ein Freigrabmal [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 159ff.]. Der erste konkrete Auftrag für ein Grabmal ging an die Brüder Maria und Isidoro Baratta und Domenico Poli und ist in einem Vertrag vom 1660-07-23 belegt. Als Standort des Monuments war allerdings die Nische des südlichen Querarms vorgesehen. [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 166]
1667 legte Gianlorenzo Bernini, der ein Jahr zuvor die Bauleitung für die Kirche übernommen hatte, detaillierte Entwürfe für das Grabmal vor (siehe Abbildungen) [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 168ff.]. Mit der Papstfigur sollte Ercole Ferrata beauftragt werden [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 176]. Doch auch dieses Projekt wurde abgebrochen.
Der Entwurf für das letztlich ausgeführte Grabmal stammte von Gabriele Valvassori, der von 1720 bis 1739 der leitende Architekt der Pamphili war. Die Einpassung der Nischenarchitektur in die bereits vorhandene Loge über dem Haupteingang und die Ausführung des Sarkophags oblagen Giacomo Ferrari, die Figuren der Fides, der Justitia und die Papststatue schuf Giovanni Battista Maini [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 178f.].

Modelle:
Giovanni Battista Maini, ein Schüler Camillo Rusconis, gestaltete das Grabmal laut Baldinucci "col modello del maestro" [zitiert nach Preimesberger, Papstgrabmal, S. 179f.]. Die Skulpturen wurden also anscheinend nach einem Modell oder einer Zeichnung Rusconis ausgeführt.

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
Nischengrab

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
Körper: S. Agnese in Agone; Eingeweide: SS. Vincenzo e Anastasio

Kenotaph (ursprünglich):
ja

Sarkophag:
Wannensarkophag

Wappen und Heraldik:
Relief der Pamphili-Taube, oval gerahmt, mit Flechtwerk, über dem Balkon in der Decke eingelassen

Inschrift:
siehe Abbildung

Innozenz X., S. Agnese in Agone, Krypta, Grabplatte

Porträttypus:
Hüftstück

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Tiara

Weitere Beschreibung:
Der Papst hat die Rechte erhoben. Er scheint aus der Tiefe der Nische hervorzukommen und ist ganz in den Vordergrund gerückt. Durch die differenzierte Beleuchtung hebt er sich kontrastreich vom Dunkel der Nische ab.

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
Fides (zur Rechten des Papstes auf der Balkonbrüstung sitzend; Kreuz und Kelch in der Rechten; die Linke tastet mit Daumen und Zeigefinger nach dem Saum des päpstlichen Pluviale)
Justitia (zur Linken des Papstes auf der Balkonbrüstung sitzend; Schwert in der Rechten, Faszienbündel in der Linken; wendet sich nach dem Papst um)

Putten:
-

Weitere Figuren:
vier Karyatiden (links und rechts über dem Balkon unter Konsolen, die das weit auskragende Gesims stützen)

Szenische Darstellungen:
-

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
gesamt, mit Ausnahme von Fides' Kreuz und Kelch sowie Justitias Schwert)

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
gesamt

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Material der Papststatue:
Marmor (weiss)

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Die Dreieckskomposition aus zentraler, aufragender Papstfigur und zwei flankierenden Tugenden ähnelt dem unmittelbar zuvor entstandenen Grabmal Gregors XIII. von Camillo Rusconi im Petersdom (fertiggestellt 1723). Die erhobene Rechte des Papstes, sein Oberkörper, der dieser Bewegung folgt, auch die Kombination aus einer nach unten gewandten und einer zum Papst aufschauenden Tugend sind an Rusconis Werk angelehnt. Evident wird dieser Vergleich durch die Bemerkung Baldinuccis, Maini habe das Grabmal in S. Agnese "col modello del maestro" geschaffen [zitiert nach Preimesberger, Papstgrabmal, S. 179f.].

Grablege des Leichnams/ Kenotaph: Bis 1677 war die Gebeine provisorisch in S. Pietro in Vaticano beigesetzt. Da sich die Arbeiten an seinem Grabmal lange hinzogen, wurde der Leichnam jedoch erst am 1677-01-04 nach S. Agnese in Agone überführt und neben der Kapelle der S. Francesca Romana, links neben dem Eingang, bestattet. [Preimesberger, Papstgrabmal, S. 177f.] Hier wurde er im Jahr 1838 zufällig gefunden und laut Montini [Tombe, S. 364ff.] in die Krypta derselben Kirche verlegt. Der Beisetzungsort wurde mit einem Grabstein (siehe Abbildung) verschlossen, dessen Gestaltung vermuten lässt, dass er im 19. Jahrhundert eigens für die Verlegung gefertigt wurde.

Laut Preimesberger [Papstgrabmal, S. 180] ist das Kenotaph Innozenz' X. das einzige Papstgrabmal der frühen Neuzeit, das den Verstorbenen als Halbfigur zeigt.

Keine Veränderungen vorhanden

Ergänzende Angaben:
kein Eintrag

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Eimer, Gerhard: La Fabbrica di S. Agnese in Navona. Römische Architekten, Bauherren und Handwerker im Zeitalter des Nepotismus (Acta Universitatis Stockholmiensis). Stockholm 1970-71 [Eimer, Fabbrica]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff. [HC]

Montini, Renzo Umberto: Le tombe dei papi. Rom 1957 [Montini, Tombe]

Preimesberger, Rudolf: Das dritte Papstgrabmal Berninis. In: Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte 17 (1978), S. 157-181 [Preimesberger, Papstgrabmal]

Weber, Christoph: Genealogien zur Papstgeschichte. 6 Bde., Stuttgart 1999-2002 (= Päpste und Papsttum 29, 1-6) [Weber, Genealogien, Bd. 2]

Literatur-Gesamtverzeichnis