Birague, René de (Birago, Renato)   † 1583-11-24
Birague, René de (Birago, Renato)
Bearbeitet von: Carolin Behrmann
Status: in Bearbeitung
René de Birague, Grabmal Sainte-Catherine du Val des Ecoliers, Seitenansicht René de Birague, Grabmal Sainte-Catherine du Val des Ecoliers, Gesamtansicht René de Birague, Stich Gesamtansicht des urspr. Grabmals (Valentine Balbiani) René de Birague, Wappen René de Birague, Grabmal Sainte-Catherine du Val des Ecoliers, seitliche Rückenansicht
René de Birague, Stich Figuren (Valentine Balbiani) René de Birague, Vorzeichnung Grabmal (Germain Pilon) René de Birague, Zeichnung Grabmal (Louis Boudan) René de Birague, Grabmal Sainte-Catherine du Val des Ecoliers, Seitenansicht René de Birague, Grabmal Sainte-Catherine du Val des Ecoliers, Kardinalsfigur
René de Birague (Renato Birago), Bildnis

Kardinalsname, Vorname:
Birague, René de (Birago, Renato)

Todesdatum:
1583-11-24

Kreationspontifikat:
Gregor XIII. Boncompagni

Kreationsdatum:
1578-02-21

Begräbniszeremoniell:
René de Biragues Leichnam wurde acht Tage lang in St. Catherine-du-Val-des-Escoliers aufgestellt. Die Exequien wurden am 6. Dezember unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Bourges, Renaud de Beaune, zelebriert.

Ort (Stadt, Region, Land):
Paris, Ile de France, Frankreich

Kirche:
Sainte-Catherine du Val des Ecoliers

Standort der Kirche (Karte):
kein Eintrag

Standort des Grabmals (heute):
-

Genauer Standort (heute):
-

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Kapelle

Genauer Standort (ursprünglich):
Familienkapelle Birague

Familienkapelle:
-

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Todesdatum/Kreationsdatum: HC, Bd. 3, S. 46

Genauer Standort (heute): Die Kirche, in der sich das Grabmal ursprünglich befand, wurde zerstört, ebenso das Grabmal. Heute befindet sich nur noch der Bronzepriant mit dem "prier dieu" in der Skulpturensammlung des Louvre.

Auftraggeber:
- Françoise de Birague (Marquise de Nesle, Tochter von René de Birague und Valentine Balbiani)
- Caesar de Birague

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Pilon, Germain

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
nach Tod des Kardinals

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1584-02-01
bis: 1586-00-00

Entwurfszeichnungen:
BNF, Mss. Clairambault, 1111, fols. 240–241; Gouache-Kopie dieser Zeichnung ibid. fol. 144

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Auftraggeber: Les marchés de Germain Pilon, S. 77
Ein Vertrag zwischen Pilon, der Tochter Francoise de Birague, und dem Commandeur César de Birague wurde am 2. Februar 1584 geschlossen. In dem Vertrag legte man einen besonderen Wert auf die Bestimmung der Kleidung: Der Verstorbene
solle auf einem Kissen kniend gezeigt werden, gekleidet in pontifikale und kardinalizische Gewänder („de vestements pontificaux et ordre de cardinal“). [Grodecki: Les marchés de Germain Pilon, S. 77]

In seinem Testament hatte Birague bereits den Wunsch geäußert, in der Familienkapelle bestattet zu werden [Grodecki, Les marchés de Germain Pilon, S. 64].

Entwurfszeichnungen:
Auf der Rückseite der einzigen erhaltenen Vorzeichnung:
„Le present deseign e esté signé et paraphé par les notaires soubssignez, suivant le contract et marché fait par Germain Pillon avec Madame la marquise de Nesles et Monsieur le commandeur de Birague, à ce present. Fait et passé par devant les notaires soubssignez ne varietur. Fait ce premier jour de febvrier mil VC quatre vingt quatre. Le Rossignol. Goguyer.“ [Courajod, Le tombeau de Birague, S. 9]

Zu Terrakottamodell und Gusstechnik Pilons: Seelig-Teuwen, Larges Bronzes in France, S. 121f.

Fertigstellung um 1586

Das Grabmal zählt zu einem der letzten Werke Germain Pilons.

Die Zeichnung bei Gaignières stammt von Louis Boudan und zeigt die Aufstellung des Grabmals in der Kapelle [BNF, Gaignères].

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
ursprüngliche Version: Sonderform: Priant des Kardinals auf einem Sarkophag, gerahmt von einem Tabulariumsmotiv [BNF, Gaignères]

Grabmalsgrösse:
210 cm x 140 cm x 86 cm

Grablege des Leichnams:
-

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
ursprüngliche Version: Wannensarkophag, darunter die Inschriftentafel [BNF, Gaignères]

Wappen und Heraldik:
ursprüngliche Version: Birague-Wappen, Kardinalswappen, Anzahl der Quasten zu beiden Seiten des Wappenschildes (untere Reihe): fünf [BNF, Gaignères]

Inschrift:
Renato Birago | patritio Mediolanensi | Multis et summis dignitatibus Functo | tum Franciae Cancellario | ac demum Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinali | Francisca | Filia unica | et Caesar Biragus | agnatus, moestissimi, Non memoriae sed desiderii perpetui Monumentum Hoc poni curaverunt| VIXIT ANNOS LXXVII, MENSES IX, DIES XXVI. OBIIT KALENDAS DECEMBRIS MDLXXXIII
[nach Raunié, Épitaphier du vieux Paris, Bd. II, S. 298]

Porträttypus:
Ehrenstatue (kniend)

Kleidung:
außerliturgisch

Kopfbedeckung:
keine

Weitere Beschreibung:
Beschreibung des Grabmals vor seiner Zerstörung (nach der Zeichnung Pilons):
Der Priant befindet sich auf einem Sarkophag aus weißem Marmor. Ein Aufbau von vier Säulen aus Buntmarmor mit korinthischen Kapitellen trägt den Architrav. Hinter der Figur befindet sich ein Tabulariumsmotiv vor einem schwarzen Hintergrund, das im Vertrag als „forme d’arc triomphal“ beschrieben wird. Darüber befindet sich das von zwei Famaengeln flankierte Kardinalswappen. In der sorgfältig gezeichneten Perspektivkonstruktion wird deutlich, dass der Priant von der Wand abgerückt war, damit der Blick der Figur durch die Säulen hindurch fällt. Auch die Allansichtigkeit des bronzenen Priants spricht dafür, dass es sich zwar um keine zu umgehende, aber doch freistehende Figur handelte.

Beschreibung des Priants:
Die Effigie des Kardinals kniet auf einem Kissen vor einem „prier-dieu“, dem kleinen Gebetspult aus Marmor. Die Hände sind vor dem Körper gefaltet, der Kopf leicht gesenkt und aus der Mittelachse nach links gedreht und geneigt. Bar jeder Kopfbedeckung ist er mit Albe und pelzbesetzter „cappa magna“ gekleidet, deren Schleppe in üppigem Faltenwurf hinab fällt und deren weite Kapuze auf der rechten Schulter zurückgeschlagen ist. Birague legt die Hände zum Gebet aneinander, dabei berühren sich Finger und Fingerspitzen kaum. Die Figur ist aus der Mittelachse geringfügig nach links gedreht und geneigt, wodurch ein hieratisches Profil vermieden wird. Trotz der zum Teil ungeglätteten Oberfläche wurde das Gesicht bis in die Augenfalten und dichten kurzen Haarlocken präzise ausgearbeitet. Der Mund ist unmerklich geöffnet, auf den Schläfen zeichnen sich feine Adern ab. Der transitorische Redeansatz, die „ressemblance parlante“ in der Mimik, verstärkt den Eindruck der Unmittelbarkeit.

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
zwei weibliche Allegorien rahmten das aufwendig gestaltete Wappen des Kardinals [BNF, Gaignères]

Putten:
Auf der "Galeries historiques de Versailles" von Charles Gavard ist ein Putto zu sehen, der sich auf eine wahrscheinlich nach unten gehaltene Fackel stützt [BNF, Gaignères]

Weitere Figuren:
-

Szenische Darstellungen:
-

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
-

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
Priant, ursprünglich koloriert

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
Gebetspult

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
-

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Der Priant des Kardinals war ursprünglich koloriert, wie auch in dem Vertrag angegeben: „Et icelle representation de mond. Sieur [deffunct] sera representée au plus près du naturel que faire se poura […] sera painte, coullourie et estoffée selon et ainsi que le naturel et au mieux que faire se pourra […].“ [Grodecki, Les marchés de Germain Pilon]
Eine Beschreibung des Grabmals aus dem 17. Jh. bestätigt dies: „L’on y void son effigie priante avec sa robe de pourpre, marque de sa dignité.“ [Labourer, S. 232]

Veränderung:
ja

Datum: 1. 1783-00-00
Datum: 3. 1816-00-00

Anmerkungen zur Veränderung:
Das Grabmal wird zusammen mit dem Grabmal von Valentine Balbiani, der Frau des Kardinals, nach Saint-Louis-des-Jésuites gelegt. Sarkophag, Wappen, Inschrift und Relief verschwunden

Verlegung:
ja

Datum: 1. 1783-00-00

Anmerkungen zur Verlegung:
1. 1783 nach Saint-Louis-des-Jésuites (heute Saint-Paul-Saint-Louis)
2. 1789 in das Musée des Monuments francais
3. Musée du Louvre

Zerstörung:
ja

Anmerkungen zur Zerstörung:
-

Ergänzende Angaben:
zu Germain Pilon: Babelon, S. 68, Abb. 32; Gaethgens, Pilon, S. 94; Zerner, Pilon

außerdem:
Barbet, Nr. 113, 114, 115, 116; Behrmann, Grab, S. 131-158; Brice, Bd. 2, S. 200; Ciaconius, Bd. 2, col. 1745 (Inschrift); Clarac, Bd. I, S. 494, 648; Bd. II, S. 809ff., Tafel 233; Bd. III., Tafel 362; Bd. V., S. 314ff., 354; Corrozet, Bd. I, S. 93; Bd. II, S.103; Courajod, Lenoir; Mercier de Saint-Léger, S. 239; Courajod, La chapelle de Birague; Jackson, Tomb Sculpture; Lenoir, Musée des Monuments francois, S. 239; Panofsky, Grabplastik, S. 89; Zerner, L'art de la Renaissance en France, S. 356

Quellen:
Bibliothèque Nationale de France, Mss. Clairambault, 1111, fols. 240–241 [BNF]

Bibliothèque Nationale de France, Collection Roger de Gaignières, Est. Rés. Pe II a, fol. 250, Nr. 1755: Tombeau de René de Birague, cardinal et chancelier de France à l'eglise de Sainte Catherine du Val des Escoliers, à Paris [BNF, Gaignères]

Laboureur, Jean de: Les tombeaux des personnes illustres. Paris 1624 [Labourer]

Literatur:
Babelon, Jean: Germain Pilon. Paris 1927 [Babelon]

Barbet de Jouy: Musée impérial du Louvre. Paris 1855, Nr. 113, 114, 115, 116 [Barbet]

Behrmann, Carolin: Die Gräber der Günstlinge. Zu den Grabmonumenten der Kardinäle René de Birague und Jules Mazarin in Paris, in: Behrmann, Carolin; Karsten, Arne; Zitzlsperger, Philipp (Hg.): Grab - Kult - Memoria. Studien zur gesellschaftlichen Funktion von Erinnerung. Köln, Weimar, Wien 2007, S. 131-158 [Behrmann, Grab]

Brice, Germain: Description nouvelle de ce qu'il y a de plus remarquable dans la ville de Paris. Paris 1684 [Brice]

Ciaconius, Alphonsus [Chacon, Alonso]: Vitae et res gestae Pontificum Romanorum et S.R.E. Cardinalium [...] ab August. Oldoino S.J. recognitae. 4 Bde. Roma 1677 [Ciaconius]

Clarac, Comte F. de: Musée de sculpture antique et moderne. Paris 1841 [Clarac]

Corrozet, Gilles: Les antiquitez, croniques et singularitez de Paris. Paris 1586-1588 [Corrozet]

Courajod, Louis: Alexandre Lenoir, son journal et le Musée des Monuments francais. Paris 1878-1887 [Courajod, Lenoir]

Courajod, Louis: Germain Pilon et le tombeau de Birague par devant notaire. Paris 1878 [Courajod, Le tombeau de Birague]

Courajod, Louis: Germain Pilon et les monuments de la chapelle de Birague. Paris 1885 [Courajod, La chapelle de Birague]

Gaehtgens, Thomas W.: Zum frühen und reifen Werk des Germain Pilon. Stilkritische Studien zur französischen Skulptur um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Bonn [Diss.] 1967 [Gaethgens, Pilon]

Grodecki, Catherine: "Les marchés de Germain Pilon pour la chapelle funéraire et les tombeaux des Biragues en l'église Sainte-Catherine du Val des Écoliers, in: Revue de l'art, no. 54, S. 61-78 [Grodecki, Les marchés de Germain Pilon]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1935ff. [HC]

Jackson Harvey, Mary: French Baroque Tomb Sculpture. Chicago [Diss.] 1987 [Jackson, Tomb Sculpture]

Lenoir, Alexandre: Musée des Monuments francois, siehe Courajod, Tome III., S. 126 [Lenoir, Musée des Monuments francois]

Mercier de Saint-Léger: Notice des tombeaux et autres monuments francais (...), in: Journal des Savants, avril 1784, S. 239 [Mercier de Saint-Léger]

Panofsky, Erwin: Grabplastik. Vier Vorlesungen über ihren Bedeuntungswandel von Alt-Ägypten bis Bernini. Hrsg. von Horst W. Janson (1964), Neuaufl. 1993 [Panofsky, Grabplastik]

Zerner, Henri: Germain Pilon et la tradition de la sculpture funéraire. In: Germain Pilon et les sculpteurs francais de la Renaissance, Actes du colloque organisé au musée du Louvre les 26 et 27 octobre 1990. Paris 1993, S. 193-212 [Zerner, Pilon]

Zerner, Henri: L'art de la Renaissance en France. L'invention du classicisme, Paris 1996, S.356 [Zerner, L'art de la Renaissance en France]

Literatur-Gesamtverzeichnis