Doria, Giovanni (Giannettino)   † 1642-11-19
Doria, Giovanni (Giannettino)
Bearbeitet von: Moritz Isenmann / Wolfgang Reinhard
 

Kardinalsname, Vorname:
Doria, Giovanni (Giannettino)

Kreationspontifikat:
Clemens VIII. Aldobrandini

Geburtsdatum:
1573-03-24

Todesdatum:
1642-11-19

Geburtsort:
Genova

Sterbeort:
Palermo

Belege und Anmerkungen (Person):
Geburtsdatum/-ort: Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII., S. CXCII
Todesdatum: HC, Bd. 4, S. 8
Sterbeort: DBI, Bd. 41, S. 347

Das DBI gibt 1642-11-18 als Todesdatum an.

Vater:
Doria, Giovanni Andrea (1539-1606; Principe di Melfi)

Mutter:
Del Carretto, Zenobia

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Doria, Andrea (1570-1612); Doria, Artemisia (1574-1644); Doria, Vittoria (1569-1604); Doria, Carlo (1576-1650; Duca di Tursi)

Neffen:
kein Eintrag

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
Borgia, Francisco Antonio (1659-1702; Kardinal 1700; Großneffe); Borgia, Carlos Juan (1663-1733, Kardinal 1719; Großneffe)

Belege und Anmerkungen (Familie):
Alle Angaben nach Weber, Genealogien, Bd. 1, S. 368.

Der Vater war Befehlshaber der genuesichen Seestreitkräfte [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]. Die Schwester Artemisia Doria (1604-1654) heiratete Carlos Francisco Borgia, Duque de Gandía [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]. Aus dieser Verbindung stammen die beiden späteren Kardinäle Francisco Antonio und Carlos Juan Borgia [Weber, Genealogien, Bd. 3, S. 84].

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
kein Eintrag

Promotionstitel:
kein Eintrag

Promotionsort:
kein Eintrag

Priesterweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe:
1634-12-10

Bischofsweihe durch:
Sacchetti, Giulio (Kardinal)

Kreationsdatum:
1604-06-09

Bistümer:
1608-02-04: Titular-Bistum Thessalonica
1608-07-05: Erzbistum Palermo

Titelkirchen (nach HC):
1605-12-05: S. Adriano
1623-10-02: S. Pietro in Montorio

Protektorate:

1608-09: Neapel [ASV, FB I 717, fol. 259]

Kongregationen:

1629: nachgewiesen in der Sacri Concilii Tridentini Congregatio [Weber, Staatshandbücher, S. 82, 192]


 

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: 1592-00-00
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • jung zum Studium nach Salamanca [ASV, FB IV 201, fol. 88], dort Abschlüsse in Philosophie, Theologie und Recht [ASV, FB IV 201, fol. 88]

  • o.D.: Rektor der Universität Salamanca [ASV, FB IV 201, fol. 88]

  • 1592: Utriusque Signaturae Referendarius [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII., Bd. 1, S. CXCIII]

  • 1594-01-01: für das Amt des Governatore von Todi bestimmt, doch dieses offenbar nicht angetreten [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII.]

  • 1594-06-30: als Generalkommisar nach Ungarn abgeordnet, um Verwendung der päpstlichen Subsidien für den Krieg gegen die Türken zu überwachen [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII., Bd. 1, S. CXCIII]

  • 1594-07: in Regensburg von Kardinal Ludovico Madruzzo Rudolf II. vorgestellt [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII., Bd. 1, S. CXCIII]

  • 1594-08: Ankunft in Wien [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII., Bd. 1, S. CXCIII]

  • 1695: mit General Matteucci Vorbereitung des Transports päpstlicher Truppen Richtung Osten, jedoch aufgrund der Unzufriedenheit des Generals bald von diesem Amt entbunden [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII., Bd. 1, S. CXCIII; Mathaus, Beteiligung, S. 419]

  • 1604-06-09: Kardinalsernennung [HC, Bd. 4, S. 8]

  • 1607: Koadjutor der Diozöse Palermo mit Nachfolgerecht [ASV, FB I 834, fol. 190; FB I 929, fol. 853]

  • 1608-02-04: Titularerzbischof von Thessaloniki [HC, Bd. 4, S. 335; DBI, Bd. 41, S. 345]

  • 1608-07-05: Erzbischof Palermo [FB II 434, 538v; in der HC, Bd. 4, S. 272 1608-02-04 angegeben]

  • 1608-07-28: erhält Pallium des Erzbistums Palermo [HC, Bd. 4, S. 272]

  • 1609-05-07: Einzug in Palermo [DBI, Bd. 41, S. 345]

  • 1610-02-08 bis 1611-03: von Ferdinand III. zum interimistischen Vizekönig Siziliens ernannt (bis zur Ankunft von Pedro Girón, Duca di Ossuna, dem Nachfolger des Marchese di Villenas) [DBI, Bd. 41, S. 345]

  • 1611: Reise nach Genua und Rom [ DBI, Bd. 41, S. 346]

  • 1616-07 bis 1616-08: aufgrund der Abwesenheit des Duca di Ossuna abermals interimistischer Vizekönig Siziliens [ DBI, Bd. 41, S. 346]

  • zwischen 1616 und 1620: mehrere Aufenthalte in Genua und Rom [ DBI, Bd. 41, S. 346]

  • 1623: seine Stimme trug wesentlich zur Wahl Urbans VIII. bei, weshalb er vom Papst den Titel von S. Pietro in Montorio übertragen bekam [ DBI, Bd. 41, S. 346]

  • 1624 bis 1627: nach anfänglicher Weigerung erneut interimistischer Vizekönig von Sizilien, da der Vizekönig Emanuele Filiberto di Savoia an der Pest gestorben war [ DBI, Bd. 41, S. 346]

  • 1639 bis 1641-06: zum vierten Mal interimistischer Vizekönig von Sizilien [DBI, Bd. 41, S. 347]

  • 1642-11-19: stirbt in Palermo [HC, Bd. 4, S. 8; DBI, Bd. 41, S. 347, nennt abweichend das Todesdatum 1642-11-18], beigesetzt im Dom in der Cappelle S. Rosario [Moroni, Bd. 20, S. 18]

Pfründen und Einkünfte:

1605: noch keinerlei kirchliche Einkünfte [Seidler, S. 242]

ab 1606: 2000 Dukaten spanische Pension [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]

o.D.: Benefizien aus dem spanischn
Patronato real [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]

1608-07-05: reiches Erzbistum Palermo [ASV, FB II 434, fol. 538v] mit bischöflicher
mensa von 2000 Dukaten [Thiessen, Außenpolitik, S. 111, Anm. 272]

Erben:
kein Eintrag

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Die Familie Doria gehörte zu den führenden Familien der genuesischen Handelsaristokratie und waren zumeist kaiser-, dann spanienfreundlich gewesen [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]. Der Vater von Giovanni Doria hatte enge Kontakte zur spanischen Krone gepflegt und durch die Heirat seiner Schwester Artemisia war der Kardinal mit dem spanischen Hochadel verwandt [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]. So war es Philipp III., der für Doria den roten Hut forderte und ihm danach mit spanischen Pfründen und Benefizien versorgte und ihn 1608 zum Erzbischof von Palermo nominieren ließ [Thiessen, Außenpolitik, S. 111]. Von den spanischen Botschaftern in Rom wird er immer wieder als ausgesprochen spanientreu beschrieben [Thiessen, Außenpolitik, S. 112].

Auf Sizilien genießt Doria dagegen wenig Sympathien, speziell seitens des alten Lokaladels, der Ausländern und auch den sizilianischen Autonomieforderungenen wenig geneigt war [DBI, Bd. 41, S. 345]. Doria bindet sich daher schnell an den palermitaner Machtblock des spanienfreundlichen Adels und der Kaufleute, der auch gut zu den wirtschaftlichen Interessen der Casa Doria paßt [DBI, Bd. 41, S. 345].




1606 bis 1620: zahlreiche Briefe an und von
Scipione Borghese:


1606-05 erhält er Hauszelebrationslizenz [ASV, Sec. Brev. 407, fol. 147]. Borghese unterstützt einen Rotaprozeß der SS.ri Doria um Patronatsrecht in S. Matteo [ASV, FB I 929, 275, fol. 429v]. 1607-01-26 schreibt Doria an Paul V., daß "Il re catholico oltre alli molti dimostrationi che ha fatto con questa casa per i suoi servitori della buona gratia sua mi ordina hora lo serva nell'arcivescovato della città di Palermo", zunächst als Koadjutor [ASV, FB I 834, fol. 190], 1607-02 erhält er Glückwunsch mit Breve von Borghese, 1607-12-14 Glückwunsch zur Koadjutorie [ASV, FB I 929, 853]. 1608-01 erbittet er anscheinend Gratisexpedition der Koadjutoriebulle [ASV, FB III 43 ab, 123]. Paul V. proponiert für ihn persönlich Palermo im Konsistorium [ASV, FB II 434, fol. 84]. 1608-03-28 erbittet er Testierfakultät [ASV, FB III 41 b, fol. 23], die ihm 1608-04 bewilligt wird [ASV, FB II 434, fol. 246, 260; 430, fol. 386]. 1608-08-15 empfiehlt er auf die Nachricht hin, dass Paul V. päpstliche Galeeren verpachten wolle, einen Verwandten, einen cav.re principale – die Sache stellt sich aber als noch nicht spruchreif heraus [ASV, FB I 835, fol. 183]. 1608-08 erbittet und erhält er Ablaß für Primizkapelle [ASV, FB II 434, fol. 581; I 835, fol. 362]. Erhält Pension auf Abbazia del Parco vom König, als diese an Borghese fällt [ASV, FB III 46 c, fol. 168]. Zur Vergabe dieser Abtei an Borghese schickt D. ihm Glückwünsche [ASV, FB II 434, fol. 735]. 1609-01-02 wird ihm erneut drei Monate Absenz gewährt [ASV, FB I 932, fol. 209v]. 1609-04 erlangt er Indultum conferendi beneficia [ASV, Sec. Brev.442, fol. 274) durch Borghese [ASV, FB III 47 c, fol. 3]. 1609-06 bittet er um Auszeichnung für Kanoniker von Palermo, da die Kanoniker von Messina sogar Mitra tragen dürfen [ASV, FB III 11 ab, fol. 93]. 1610-12-17 veröffentlicht er königliches Edikt, welches den elften Band von C. Baronios Annali verbietet, was ihm römischen Protest einbringt [DBI, Bd. 41, S. 345]. Am 1612-02-18 schreibt er direkt an Paul V. (was er häufiger tut als andere) wegen des Prozesses um S. Matteo gegen die Spinola, in dem sich die Signatura di giustizia der Familie D. nicht günstig erwiesen hat; dabei trumpft er ziemlich auf und beruft sich auf den Rang seiner Familie, denn offenbar habe Kardinal Spinola vergessen, dass er "i beneficii ricevuti da miei padri" [ASV, FB III 60 fg, fol. 4, 7; ASV, ABL E 13, fol. 351]? 1612-12 erhält er den Auftrag, beim Vizekönig tratte für Getreide nach Rom durchzusetzen [ASV, FB III 60 fg, fol. 77]. 1616-03-30 bittet Doria nach 7 Jahren Aufenthalt in Palermo um Reiseerlaubnis [ASV, FB III 42 ac, fol. 334], die ihm 1616-06 für eine sechs bis achtmonatige Reise nach Spanien und Rom erteilt wird [ASV, FB II 369, fol. 68]. 1616-08 darf er aufgrund seiner schlechten Gesundheit sogar in die Bäder von Spa reisen [ASV, FB II 369, fol. 74]. 1618 empfielt er ein von seinem Vater in Genua gegründetes Dominikanerinnenkloster, welches sich in Schwierigkeiten befindet [ASV, FB II 369, fol. 124]. 1620-12 kündigt D. eine Romreise an [ASV, FB II 422, fol. 378].

Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):
kein Eintrag

Sonstige Anmerkungen:
kein Eintrag

Quellen:
Archivio Segreto Vaticano, Archivio Boncompagni-Ludovisi [ASV, ABL]

Archivio Segreto Vaticano, Fondo Borghese [ASV, FB]

Archivio Segreto Vaticano, Segreteria dei Brevi [ASV, Sec. Brev.]

Biblioteca Apostolica Vaticana, Urbinates Latini [BAV, Urb. Lat.]

Literatur:
Cardella, Lorenzo: Memorie storiche de' Cardinali della Santa Romana Chiesa. 9 Bde., Rom 1792-1797, hier Bd. 6, S. 113-115 [Cardella]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff., hier Bd. 4, S. 8, 272, 335 [HC]

Jaitner, Klaus: Die Hauptinstruktionen Clemens' VIII. für die Nuntien und Legaten an den europäischen Fürstenhöfen 1592-1605. 2 Bde., Tübingen 1984 [Jaitner, Hauptinstruktionen Clemens' VIII.]

Kitzler, Jan-Christoph: Nützliche Beziehungen. Rom und Genua unter Paul V. In: Römische Mikropolitik unter Papst Paul V. Borghese (1605-1621) zwischen Spanien, Neapel, Mailand und Rom. Hg. v. Wolfgang Reinhard, Tübingen 2004, S. 569-704 [Kitzler, Nützliche Beziehungen]

Mathaus- Voltolini, L.F.: Die Beteiligung des Papstes Clemens VIII. an der Bekämpgung der Türken in den Jahren 1592-1595, in: In: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 15 (1901), S. 303-326; 412-424 [Mathaus, Beteiligung]

Moroni, Gaetano: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni. 109 Bde., Venedig 1839-1879, hier Bd. 20, S. 217-218 [Moroni]

Sanfilippo, Matteo: Doria, Giannettino. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Hg. v. Istituto della Enciclopedia Italiana, 48 Bde.ff., Rom 1960ff., hier Bd. 41, S. 345-348 [DBI]

Thiessen, Hillard von: Außenpolitik im Zeichen personaler Herrschaft. Die römisch-spanischen Beziehungen in mikropolitischer Perspektive. In: Römische Mikropolitik unter Papst Paul V. Borghese (1605-1621) zwischen Spanien, Neapel, Mailand und Rom. Hg. v. Wolfgang Reinhard, Tübingen 2004, S. 23-177 [Thiessen, Außenpolitik]

Weber, Christoph (Hg.): Die ältesten päpstlichen Staatshandbücher. Elenchus Congregationum, Tribunalium et Collegiorum Urbis 1629-1714. Rom, Freiburg i.Br., Wien 1991 (= Römische Quartalsschrift 45, Supplementheft), S. 82, 192 [Weber, Päpstliche Staatshandbücher]

Weber, Christoph: Genealogien zur Papstgeschichte. 6 Bde., Stuttgart 1999-2002 (= Päpste und Papsttum 29.1-6), hier Bd. 1, S. 368 [Weber, Genealogien]

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
Peter Paul Rubens, Kardinal Giovanni Doria, 1608, Öl/LW, 132x109 cm, Privatsammlung (Abgebildet in: Jaffe, Michele: A Cardinal painted by Rubens. In: Apollo 128 (1988), Nr. 321, S. 330-333, hier S. 331, Tafel 5)