Savoia, Maurizio di   † 1657-10-04
Savoia, Maurizio di
Bearbeitet von: Jochen Pioch
Status: in Bearbeitung
271327142806

Kardinalsname, Vorname:
Savoia, Maurizio di

Kreationspontifikat:
Paul V. Borghese

Geburtsdatum:
1593-01-10

Todesdatum:
1657-10-04

Geburtsort:
Torino

Sterbeort:
Torino

Belege und Anmerkungen (Person):
Geburtsdatum/ Todesdatum: Giordano, Istruzioni generali, Bd. 2, S. 776
Geburtsort/ Sterbeort: Miranda, s.v.

Vater:
Savoia, Carlo Emanuele di (Herzog von Savoyen)

Mutter:
Caterina Micaela (Infantin von Spanien)

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Savoia, Antonio Amedeo di

Neffen:
kein Eintrag

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Familie):

Vater/ Mutter: Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV., Bd. 1, S. 456


Der Bruder Antonio Amedeo heiratete 1619 Christina von Frankreich, Schwester Ludwigs XIII. [Giordano, Bd. 2, S. 776].

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
-

Promotionstitel:
kein Eintrag

Promotionsort:
kein Eintrag

Priesterweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe durch:
kein Eintrag

Kreationsdatum:
1607-12-10

Bistümer:
kein Eintrag

Titelkirchen (nach HC):
1621-04-19: S. Eustachio
1622-03-17: S. Maria in Vallicella
1626-03-16: S. Maria in via Lata

Protektorate:
1621 bis 1636: Frankreich [ASV, FB II, 422, fol. 430f.; ASV, Arm. IV-V 28, fol. 66, 67]

1636: Deutschland [Mörschel, Blaues Blut, S. 169]

Kongregationen:
kein Eintrag

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • o.D.: Erziehung am spanischen Hof [Cardella, Bd. 6, S. 143]

  • 1607-12-10: nach langen Verhandlungen zwischen seinem Vater und Paul V. als Vierzehnjähriger zum Kardinal ernannt [HC, Bd. 4, S. 10]

  • Paul V. dispensiert ihn von der Pflicht, zur Kreation in Rom zu erscheinen [ASV, Sec. Brev. 595, fol. 463r].

  • In den ersten Jahren des Kardinalats hält er sich in Turin auf und vertritt von dort aus die herzöglichen Interessen bei der Kurie [Mörschel, Blaues Blut, S. 162f.].

  • 1618: Eheverhandlungen für die Hochzeit seines Bruders Vittorio Amedeo mit der französischen Prinzessin Christina in Paris, die Ehe kommt am 1619-02-10 zustande [Mörschel, Blaues Blut, S. 163].

  • 1621 bis 1636: Protektor Frankreichs an der Kurie [Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV., Bd. 1, S. 456]

  • 1623-07: Haupt der französischen Faktion im Konklave Urbans VIII. [Mörschel, Blaues Blut, S. 165]

  • 1623 bis 1627: erster Romaufenthalt [Mörschel, Blaues Blut, S. 165]

  • 1635 bis 1638: zweiter Romaufenthalt [Mörschel, Blaues Blut, S. 167]

  • ab 1636: Protektor des Reichs an der Kurie [Mörschel, Blaues Blut, S. 169]

  • 1637: nach dem Tod des Bruders Vittorio Amedeo Konflikt mit der Schwägerin Christina, der sich zu einem Bürgerkrieg ausweitet, in dem Frankreich Christina und Spanien den Kardinal Maurizio unterstützt [Mörschel, Blaues Blut, 169f.]

  • 1642: Nach der Niederlage gegen die Schwägerin legt Maurizio die Kardinalswürde nieder [Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV., Bd. 1, S. 456].

  • 1642-08-18: Hochzeit mit seiner Nichte Ludovica Cristina [Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV., Bd. 1, S. 456]

  • ab 1642: Statthalter in Nizza [Mörschel, Blaues Blut, S. 170]

  • 1657-10-04: stirbt in Turin [Giordano, Istruzioni generali, Bd. 2, S. 776, Miranda, s.v.]

Pfründen und Einkünfte:

  • 1619: 86 000 scudi aus diversen Kommendatarabteien, der herzöglichen Apanage und verschiedenen Pensionen [Oberli, S. 62]

  • Abteien S. Michele di Chiusa, S. Benigno di Fruttuaria, S. Stefano d’Ivrea, S. Maria di Casanova, St-Jean de Vigne, Soisons, Kanoniker von Köln, Lüttich, Halberstadt und Magdeburg

Erben:
kein Eintrag

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Der Vater Carlo Emanuele, Herzog von Savoyen, bemüht sich eifrig um die Kreation eines seiner Söhne zum Fürstenkardinal [politisches Testament von 1605 in AST, Testamenti, mazzo 4/1]. Unter anderem bietet er Scipione Borghese als Gegenleistung die gut dotierte Kommendatarabtei Pinerolo an [Reinhardt, Kardinal Scipione Borghese, S. 435]. Auf die Weigerung Pauls V., den viel zu jungen und überdies vom Erzfeind der Borghese, Kardinal Pietro Aldobrandini, protegierten Prinzen Maurizio zu promovieren, reagiert der Herzog mit einer Blockade sämtlicher Bischofs- und Inquisitorenernennungen in seinem Herzogtum. Die Kreation Maurizios kann also als Ergebnis einer politischen Erpressung im Interesse des Hauses Savoyen angesehen werden. Gleichwohl bleibt er der einzige Kardinal seiner Familie [Mörschel, Blaues Blut, S. 159f.].


Nach der Hochzeit seines Bruders Antonio Amedeo mit Christina, der Schwester Ludwigs XIII. von Frankreich, die er selbst vermittelt hat, wendet Maurizio sich der französischen Faktion zu. Als Gegenleistung für die Hochzeitsverhandlungen schlägt Ludwig ihn 1621 für die Protektion Frankreichs an der Kurie vor. Philipp III. von Spanien bietet ihm hierauf das Erzbistum Sevilla an, das er ablehnt – die Familie erhofft sich mehr von der französischen Patronage. 1621 reist Maurizio zum Konklave, um die französische Fraktion anzuführen, kommt aber zu spät. Wegen seiner guten Beziehungen zu Gregor XV. plant er jedoch, länger in Rom zu bleiben. Seit Juni 1623 bewohnt er den Palazzo Montegiordano (heute Palazzo Taverna) und bleibt zunächst für vier Jahre am Tiber. Im Konklave desselben Jahres führt er die französische Faktion an und hat womöglich entscheidenden Anteil an der Wahl Maffeo Barberinis zum Papst Urban VIII. [Mörschel, Blaues Blut, S. 164f.].


Auf dem römischen Parkett agiert der Kardinal weniger als Kirchenmann denn als Vertreter der Interessen seiner Familie und ihres Patrons, der französischen Krone. Er besitzt einen ausgeprägten Sinn für repräsentatives Auftreten und entsprechend aufwendige Kunstpatronage: Ein dreimonatiger Aufenthalt in Paris 1619 verschlingt 70 000 scudi [Oberli, Magnificentia, S. 64]. In den Jahren 1623 bis 1627 gibt er in Rom fast 13 000 scudi für Kunstpatronage aus und gründet die Accademia dei Desiosi. Seine Gesamtausgaben in den ersten vier Jahren am Tiber erreichen fast eine halbe Million scudi [Mörschel, Blaues Blut, S. 166]. Am Ende verlässt er die Stadt, um seinen Gläubigern zu entkommen [Mörschel, Blaues Blut, S. 167].


Während seines zweiten Romaufenthaltes ab 1635 wechselt Maurizio die Partei und wird Protektor des Reiches. Nach dem Tod seines Bruders Vittorio Amedeo I., Herzog von Savoyen, reist er 1638 zurück nach Turin, um Ansprüche auf den Thron geltend zu machen, den seine Schwägerin Christina aber für ihre minderjährigen Söhne verteidigt. Es kommt 1638 zum bewaffneten Konflikt, bei dem Spanien für den Kardinal, Frankreich für die Witwe des Herzogs Truppen zur Verfügung stellt. Christina geht nach vier Jahren Bürgerkrieg nicht nur als Siegerin hervor, sondern kann auch die Unabhängigkeit des Herzogtums von der französischen Krone bewahren. Im Rahmen des Friedensvertrages muss Maurizio seine Nichte Ludovica Cristina, Tochter seiner Schwägerin, heiraten, und zieht als unbedeutender Statthalter nach Nizza. Den roten Hut legt er ohne großes Aufheben nieder, da er in seiner Familie keinen Einfluss mehr hat und daher auch seine Rolle als dynastischer Kardinal beendet ist [Mörschel, Blaues Blut, S. 169f.].
Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):
Gründet 1626 in Rom die Accademia dei Desiosi [Mörschel, Blaues Blut, S. 166].
Sonstige Anmerkungen:
„Di vita innocentissima, franco, offitioso“ [Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV., Bd. 1, S. 456]

Quellen:
Archivio Segreto Vaticano, Fondo Borghese [ASV, FB]

Archivio Segreto Vaticano, Segreteria dei Brevi [ASV, Sec. Brev.]

Archivio Stato Torino [AST]

Literatur:
Cardella, Lorenzo: Memorie storiche de' Cardinali della Santa Romana Chiesa. 9 Bde., Rom 1792-1797 [Cardella]

Cigna Santi, Vittorio Amadeo: Serie cronologica de’ cavalieri dell’ordine supremo di Savoia. Turin 1786

Giordano, Silvano: Le istruzioni generali di Paolo V ai diplomatici pontifici 1605-1621, 3 Bde., Tübingen 2003 [Giordano, Istruzioni generali]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff., hier Bd. 4, S. 10 [HC]

Jaitner, Klaus: Die Hauptinstruktionen Gregors XV. für die Nuntien und Gesandten an den europäischen Fürstenhöfen 1621-1623. 2 Bde., Tübingen 1997 [Jaitner, Hauptinstruktionen Gregors XV.]

Miranda, Salvador: Savoia, Maurizio di. In: The Cardinals of the Holy Roman Church. Hg. v. Salvador Miranda, Florida International University Library, Miami. Stand: 18.10.2007 < http://www.fiu.edu/~mirandas/bios1607.htm#Savoia > [Miranda, s.v.]

Mörschel, Tobias: Blaues Blut, roter Hut. Fürstkardinal Maurizio di Savoia (1593-1657). In: Jagd nach dem roten Hut. Kardinalskarrieren im barocken Rom. Hg. v. Arne Karsten. Göttingen 2004, S. 156-171 [Mörschel, Blaues Blut]

Mörschel, Tobias: Buona Amicitia? Die römisch-savoyischen Beziehungen unter Paul V. (1605-1621). Studien zur frühneuzeitlichen Mikropolitik, Mainz 2002 [Mörschel, Buona Amicitia]

Oberli, Matthias: “Magnificentia principis”. Das Mäzenatentum des Prinzen und Kardinals Maurizio von Savoyen. Weimar 1999 [Oberli, Magnificentia]

Reinhardt, Volker: Kardinal Scipione Borghese (1605-1633). Vermögen, Finanzen und sozialer Aufstieg eines Papstnepoten. Tübingen 1984 (=Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 58) [Reinhardt, Kardinal Scipione Borghese]

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
Francois Duquesnoy: Porträtbüste des Kardinals Maurizio di Savoia, 1635, Marmor, Museo di Roma (Palazzo Grassi)