Brogny, Jean Fracson de   † 1426-02-16
Brogny, Jean Fracson de
Bearbeitet von: Anett Ladegast
GrabmalZST Jean Fracson de Brogny, Grabmal, Fragmente Jean Fracson de Brogny, Grabmal, Rekonstruktion nach Blondel 1957

Kardinalsname, Vorname:
Brogny, Jean Fracson de

Todesdatum:
1426-02-16

Kreationspontifikat:
kein Eintrag

Kreationsdatum:
1385-07-12

Begräbniszeremoniell:
Der Kardinal fand zunächst eine provisorische Beisetzung in der von ihm ausgestatteten Martins-Kapelle in Alt-St. Peter, Rom und wurde - wie in seinem Testament bestimmt - 1428 in seine Grabkapelle in der Kathedrale von Genf überführt. Siehe dazu "Sonstiges"

Ort (Stadt, Region, Land):
Genf, Kanton Genf, Schweiz

Kirche:
St. Peter (ehem. Kathedrale)

Standort der Kirche (Karte):
kein Eintrag

Standort des Grabmals (heute):
-

Genauer Standort (heute):
-

Standort des Grabmals (ursprünglich):
Kapelle

Genauer Standort (ursprünglich):
in der Chapelle de Notre Dame, gen. des Macabées; in einer Nische an der linken Wand

Familienkapelle:
ja

Belege und Anmerkungen (Allgemeines):
Kardinalsname: Die HC gibt den latinisierten Namen als Joannes de Bronhiaco (Brugniaco) an: HC, Bd. 1, S. 28; Bd. 2, S. 3; zum Namensteil Fracson siehe Roser, St. Peter, S. 207 mit weiteren Literaturhinweisen zur Biographie des Kardinals

Kreationsdatum / Todesdatum: Der Kardinal wurde zunächst durch den Gegenpapst Clemens VII. kreiert [HC, Bd. 1, S. 28]; Martin V. bestätigte seine Titel am 1417-11-11 [HC, Bd. 2, S. 3]

Familienkapelle: Der Kardinal ließ die Chapelle des Macchabées als Familienkapelle errichten; in der zugehörigen Gruft wurden seine Nichten und Neffen bestattet, darunter Francois de Mez /Mies (gest. 1444, Bischof von Genf und Pseudokardinal unter Gegenpapst Felix V.), Jean du Trembley (apostolischer Protonotar) und Perronette du Trembley [Blondel, Tombeau, S. 26].

Auftraggeber:
Brogny, Jean Fracson de (Kardinal, Eigenstiftung)

Kosten:
kein Eintrag

Künstler:
Prinsdael, Jan van

Art der Zuschreibung:
quellenkundlich

Beginn:
vor Tod des Kardinals

Art der Datierung:
quellenkundlich

Ausführung:
von: 1404-00-00
bis: 1414-00-00

Entwurfszeichnungen:
kein Eintrag

Modelle:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Entstehung):
Künstler / Zuschreibung: Roser, St. Peter, S. 208 mit weiterer Literatur; Blondel, Tombeau, S. 26 begründet die Zuschreibung neben stilistischen Überlegungen mit einer Inschrift, die in der Kapelle im 17. Jahrhundert zu sehen war und das Grabmal dem Künstler zuweist: "L'an MCCCC et XIIII fut faite ceste scepulleture et le fist M. Johan Prindal dit de Brucesses[!] Prues p ly si v'plaist." Des weiteren ist ein Vertrag von Prindal mit dem Kathedralkapitel über die Konstruktion eines neuen Chorgestühls in der Kapelle überliefert, der Bezug auf das Grabmal nimmt.

Datierung / Ausführung: Der oben genannte Vertrag über das Chorgestühl der Kapelle ergibt das Jahr 1414 für die Errichtung des Grabmals in der Kapelle; der Planungsbeginn ist bei Fertigstellung der Architektur 1404 anzunehmen; so argumentiert Blondel, Tombeau, S. 26-27.
Für das Jahr 1429 ist in den Archivalien zur Kapelle im Archiv der Stadt (Archives d'Etat, Genf, Comptes Macchabées) eine Notiz über die Reparatur des Marienbildes und "les images du tombeau du cardinal" erhalten. Dies mag im Zusammenhang mit der Überführung der Gebeine des Kardinals 1428 stehen, so Blondel, Tombeau, S. 27.

Grabmalsart:
Wandgrabmal

Grabmalstypus:
gotisches Baldachingrabmal

Grabmalsgrösse:
kein Eintrag

Grablege des Leichnams:
Entweder im Sarkophag selbst oder in der zur Kapelle zugehörigen Gruft [Blondel, Tombeau, S. 30]

Kenotaph (ursprünglich):
nein

Sarkophag:
gotischer Tumbensarkophag

Wappen und Heraldik:
Wappen des Kardinals im Spitzbogen

Inschrift:
kein Eintrag

Porträttypus:
Liegefigur

Kleidung:
liturgisch

Kopfbedeckung:
Mitra

Weitere Beschreibung:
kein Eintrag

Figürliche Darstellungen

Allegorien:
-

Putten:
-

Weitere Figuren:
mehrere, nicht identifizierbare Heiligenfiguren:
- den Kielbogen bekrönend (eine Madonnenfigur?)
- Heiligenfiguren als Teil der seitlichen Filialen

Szenische Darstellungen:
-

Material des Porträts
& der figürlichen Darstellungen

Marmor (weiss):
-

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
weißer Sandstein

Material der Architektur
& Dekoration

Marmor (weiss):
-

Marmor (gefasst):
-

Buntmarmor:
-

Bronze:
-

Stuck:
-

Porphyr:
-

Verschiedenes:
weißer Sandstein

Belege und Anmerkungen (Beschreibung):
Da das Grabmal zerstört wurde, stützt sich die Beschreibung auf die Rekonstruktion der Grabkapelle von Blondel, Tombeau, S. 28-29, Abb. 1, der die erhaltenen Fragmente des Grabmals sowie Beschreibungen der Fragmente im 19. Jahrhundert analysiert ; dem folgend auch Roser, St. Peter S. 209; siehe Abbildung.

zum Materiel siehe Blondel, Tombeau, S. 29 ("Tous ces blocs sont en pierre blanche, du grès crayeux tendre[...]")

Veränderung:
nein

Anmerkungen zur Veränderung:
-

Verlegung:
nein

Anmerkungen zur Verlegung:
-

Zerstörung:
ja

Datum:
1535-00-00

Anmerkungen zur Zerstörung:
Das Grabmal wurde durch reformatorische Bilderstürmer zerstört [Blondel, Tombeau, S. 28].
1749 waren Fragmente des Grabmals sichtbar, noch 1850 werden Teile der Skulptur beschrieben [Blondel, Tombeau, S. 28, siehe auch "Sonstiges"]; insgesamt 13 kleinere Fragmente der Architektur befinden sich seit 1885 im Musée d'Art et d'Histoire, Genf.

Ergänzende Angaben:
Roser, St. Peter, S. 207 verweist auf wiederholte Einträge im "Liber anniversariorum" von St. Peter, die Messstiftungen des Kardinals "in capella S. Martini, sita in ipsa bas., quam idem d. ampliavit et depingi fecit". Der Kardinal und Vizekanzler war nach dem Papst der größte Wohltäter der Kirche; er veranlasste die Renovierung der Martinskapelle (westlich des Querhauses gelegen) wohl direkt nach der Ankunft des päpstlichen Hofes in Rom 1420, die 1422 bereits vollendet war.
Zur Bedeutung: Roser, St. Peter, S. 207-208: "Es handelt sich mithin um eine der frühesten repräsentativen Kapellenausstattungen in Rom nach dem Ende des Schismas, möglicherweise sogar um die erste."
Ein Testament des Kardinals ist aus dem Todesjahr erhalten [Roser, St. Peter, S. 207, 208]. Dort verfügt der Kardinal, dass er in eben dieser Kapelle beigesetzt werde, falls er in Rom verstürbe.

Nach seinem Tod erhielt der Kardinal also zunächst ein provisorisches Begräbnis im Boden der von ihm ausgestatteten Kapelle, das durch eine "künstlerisch anspruchslose figürliche Reliefplatte aus weißem Marmor mit umlaufender Schriftleiste"[Roser, Alt-St. Peter, S. 208] gekennzeichnet wurde.
1428 wurde die Gebeine des Kardinals schließlich überführt und die Bodenplatte für den neuen Hochaltar wiederverwendet, wo sie sich als Spolie noch heute befindet [auch hier: Roser, St. Peter, S. 208 mit weiterer Literatur]

Bereits um 1400 hatte der Kardinal seine Grablege in der Kathedrale von Genf bestimmt; seine Grabkapelle (Chapelle de Notre Dame, genannt Chapelle des Macchabées) wurde 1404 vollendet.
1406 bezeugt eine päpstliche Bulle die Stiftung als Gründung eines Kollegs von 12 Priestern und Erzpristern, die in der Kapelle angesiedelt war [Blondel, Tombeau, S. 27-29]. Diese Funktionsbestimmung spiegelt sich in der Einrichtung der Kapelle, welche nur im vorderen Teil frei zugänglich war; der Altarbereich war durch ein Gitterwerk abgetrennt. Dort befand sich auf der rechten Seite - direkt gegenüber vom Grabmal des Kapellegründers - das Gestühl der Priester. Das spätgotische Wandgrabmal des Kardinals wurde von Jan von Prindael geschaffen. Es wurde im Zuge der reformatorischen Bilderstürme 1535 zerstört [Roser, St. Peter, S. 208 mit weiterer Literatur, Blondel, Tombeau, S. 28]. 1885-1878 wurde die Kapelle grundelgend umgebaut; heute befindet sich eine Orgel an der Stelle des Grabmals.

Wie auch Roser, St. Peter, S. 208 abschließend bemerkt, ist es signifikant, dass die prominente Grablege am Apostelgrab nicht genug Ausstrahlungskraft für den Kardinal besessen hatte, um seine Pläne einer Grablege in Genf zu ändern.

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Blondel, Louis: Le tombeau du Cardinal de Brogny. Chapelle des Macchabées à Genève. In: Miscellanea Prof. Dr. D. Roggen. Antwerpen 1957, S. 25-33 [Blondel, Tombeau]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 … . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff. [HC]

Roser, Hannes: St. Peter in Rom im 15. Jahrhundert. Studien zu Architektur und skulpturaler Ausstattung. München 2005 [Roser, St. Peter]

Literatur-Gesamtverzeichnis