Kues (Cusanus), Nikolaus von   † 1464-08-11
Kues (Cusanus), Nikolaus von
Bearbeitet von: Sylvie Tritz / AL
 
2649

Kardinalsname, Vorname:
Kues (Cusanus), Nikolaus von

Kreationspontifikat:
Nikolaus V. Parentucelli

Geburtsdatum:
1401-00-00

Todesdatum:
1464-08-11

Geburtsort:
Kues an der Mosel (Rheinland-Pfalz)

Sterbeort:
Todi (Umbrien)

Belege und Anmerkungen (Person):
Name: der eigentliche Familienname Cryffts (auch lat. Cancer, Krieffts, Kreves u.a.) bedeutet Krebs, daher das Wappen der Familie, der Kardinal nennt sich nach seinem Geburtsort de Cusa, als Gelehrter als Nicolaus Trevirensis, erhält von Enea Silvio Piccolomini (Pius II.) den Beinahmen Cusanus [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393]
Geburtsdatum: die Jahreszahl 1401 ergibt sich aus der Grabinschrift, das genaue Datum ist unbekannt
Todesdatum: HC Bd. 2, S. 64, diese nennt den 12. August 1464 und nicht wie die Grabplatte verzeichnet den 11. August.

Vater:
Cryfftz, Johan

Mutter:
Römer, Katharina

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Margaretha, Johannes, Clara, Katharina (Halbschwester)

Neffen:
kein Eintrag

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Familie):

Vater; Mutter; Geschwister: Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393


Der Vater Johan Kues (gen. Henne) war Schiffer, Kaufmann und Sendschöffe, die Mutter Katharina war die Tochter des Hermann Römer. [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393]


Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
kein Eintrag

Promotionstitel:
Dr. iur. can.

Promotionsort:
Padova

Priesterweihe:
1436-00-00

Bischofsweihe:
1450-00-00

Bischofsweihe durch:
Nikolaus V. Parentucelli

Kreationsdatum:
1448-12-20

Bistümer:
1450-03-23: Brixen

Titelkirchen (nach HC):
S. Pietro in Vincoli

Protektorate:
kein Eintrag

Kongregationen:
kein Eintrag

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
1459-01-11 bis 1459-09-01 Generalvikar in temporalibus im Gebiet des Kirchenstaats

Vicelegato:
-

Nunzio:
-

Legato:
1451-01-18 bis 1452-04-08 Generallegat zur Verkündigung des Jubiläumsablasses in den deutschsprachigen Regionen nördlich der Alpen

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • 1416 bis 1417: Studium der Artes liberales in Heidelberg, bis 1423 Studium des Kirchenrechts in Padua, wo er 23jährig promoviert [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1425: Pfarrer in Altrich bei Kues [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1427: als Sekretär und Prokurator des Trierer Erzbischofs Otto von Ziegenhain Aufenthalt an der Kurie [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1432: begleitet als Berater, Sekretär und Kanzler den Trierer Elekten Ulrich von Manderscheid zur Verteidigung seiner Ansprüche vor das Basler Konzil. [Gatz, Bischöfe 1448 bis 1648, S. 393-398]

  • 1436: nach dem Bruch zwischen dem Basler Konzil und Eugen IV. wechselt er in das päpstliche Lager und ist Mitglied der päpstlichen Delegation nach Konstantinopel, die Vertreter der Ostkirche zum Unionskonzil nach Ferrara geleitet. [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1436 bis 1446: wiederholte Gesandtentätigkeit für Eugen IV. Condulmer [Gatz, Bischöfe 1448 bis 1648, S. 393-398]

  • 1446: Ernennung zum Kardinal in petto durch Eugen IV. Promotion erst am 1448-12-20 durch Nikolaus V. verkündet [HC Bd. 2, S. 64].

  • 1450-03-23: Bischof von Brixen, Possesso erfolgt erst 1552-04-00, Kues kann dort jedoch seine Landesherrschaft nicht durchsetzen [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1451-01-18 bis 1452-04-08: Generallegat zur Verkündigung des Jubiläumsablasses in den deutschsprachigen Regionen nördlich der Alpen [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1458: nach zahlreichen Konflikten mit örtlichen Institutionen im Bistum Brixen Rückkehr nach Rom [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1459-01-11 bis 1459-09-01: von Kues übernimmt als Generalvikar in temporalibus (Legatus Urbis) die weltliche Regentschaft im Kirchenstaat. [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

  • 1463: Camerarius Sacri Collegii [zu diesem Amt vgl. HC S. 57-59].

  • 1464-08-11: von Kues stirbt in Todi auf dem Weg nach Ancona, wo Pius II. ein Kreuzfahrerheer sammelt [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 393-398]

Pfründen und Einkünfte:

Insgesamt hatte Nikolaus von Kues von 1425 bis 1464 in wechselnder Folge 30 Benefizien inne. An dieser Stelle kann nur eine Auswahl stehen. Mit dem Verlassen seines Bistums wurden seine Einkünfte gesperrt; in Rom teilte ihm die Kurie daher die doppelten piatti cardinalizi zu.


1425-01-01 bis 1426-06-09: Pfarrkirche St. Andreas in Altrich


1427-09-01 bis 1445-01-01: Dekanei, Kanonikat und Präbende an St. Florin in Koblenz


1435-05-01 bis 1445; 1459-06-01 bis 1464-01-01: Propstei in Münstermaifeld


1445-09-01 bis 1461-01-01: Archidiakonat von Brabant


1450-03-23: Bischof von Brixen [zu den Pfründen und Ämtern vgl. Meuthen 1962]



Gesamteinkünfte:


1430: 44 Mark Silber.


1436: 100 Mark Silber


1446: 1500 Gulden [vgl. Meuthen 1962]

Erben:
Das St. Nikolaus-Hospital in Kues ist Universalerbe.

Testamentsvollstrecker:
Juan de Carvajal (Kardinal); Bernardo Eroli (Kardinal); Pietro Barbo (Kardinal, später Papst Paul II.)

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Karriere:


23-jährig zum Doktor des Kirchenrechts promoviert, wird Nikolaus von Kues bald Sekretär des Trierer Erzbischofs Otto von Ziegenhain. Den Trierer Elekten Ulrich von Manderscheid begleitet Nikolaus 1432 zur Verteidigung seiner Ansprüche vor das Basler Konzil. Obwohl sein Mandant verliert, bleibt Nikolaus jedoch in Basel, zunächst im Lager der Konziliaristen. 1436 wechselt er die Partei und ist Mitglied der päpstlichen


Delegation nach Konstantinopel, die Vertreter der Ostkirche zum Unionskonzil nach Ferrara geleitet. In den folgenden zehn Jahren Gesandtentätigkeit für Eugen IV. Condulmer, der Nikolaus von Kues 1446 in petto zum Kardinal ernennt. Offiziell wird seine Erhebung erst 1448-12-20 verkündet. 1450 wird er zum Bischof von Brixen, kann dort jedoch seine Landesherrschaft nicht durchsetzen; daher beruft ihn sein Freund Pius II. Piccolomini 1458 zurück an die Kurie. Unter diesem nimmt von Kues eine Vertrauensstellung ein, so. z. B. als er 1459 als Generalvikar die weltliche Regentschaft im Kirchenstaat übernimmt. Während der vier Jahrzehnte seines öffentlichen Wirkens verfasst Nikolaus von Kues philosophische Werke von grundlegendem Rang.


politische Stellung:


In seiner autobiographischen Skizze von 1449 schildert Nikolaus von Kues die römische Kirche als Institution, die nicht auf Abstammung und Herkunft blicke, sondern allein Talent und Tüchtigkeit belohne. Der gerade erhobene Kardinal befindet sich mit seiner bürgerlichen Herkunft in einer Außenseiterrolle, die vor allem während seines Aufenthalts an der Kurie (seit 1458-09-30) deutlich wird. Da er dort als Ausländer über keinerlei Familien- oder Hausmacht verfügt, ist er auf die Freundschaft des Papstes angewiesen. Seine weitreichenden Reformprojekte für die Kurie sehen auch die Visitation des


Papstes vor – und sprechen damit für eine gewisse machtpolitische Naivität des Verfassers. Nikolaus von Kues war vor allem der reformbewussten und intellektuell interessierten Partei des Kollegiums verbunden, etwa den Kardinälen Bessarion, Juan de Carvajal und Domenico Capranica (vgl. Meuthen 1997).

Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):

Während der vier Jahrzehnte seines öffentlichen Wirkens verfasst Nikolaus von Kues philosophische Werke von grundlegendem Rang.


Neben einem umfangreichen Predigtwerk verfasst Kues auch politische, erkenntniskritische, geistphilosophische, mathematische, mystische Schriften, u.a. De Concordantia Catholica, De Docta Ignorantia, Idiota de Mente, De Visione Dei, Cribatio Alkorani, Compendium. Werkausgabe (in lateinisch-deutschen Parallelausgaben): Nikolaus von Kues: Schriften, Hg. v. Ernst Hoffmann, Paul Wilpert und Karl Bormann. Leipzig 1944-1967, 15 Bde.

Sonstige Anmerkungen:

Grablege: Per Testament war für den Fall eines Todes nördlich von Florenz seine Grablege in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Kues vorgesehen. Beigesetzt wurde Nikolaus von Kues in Rom, sein Herz jedoch in Kues.

Quellen:
Alle wesentlichen Quellenachweise sind zusammengetragen in:
Acta Cusana: Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues. Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Erich Meuthen und Hermann Hallauer. 1976-2000.

Literatur:
Acta Cusana: Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues. Im Auftrag der Heidelberger Akademie der Wissenschaften herausgegeben von Erich Meuthen und Hermann Hallauer. 1976-2000

Gatz, Erwin (Hg.): Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1996, hier S. 393-398 [Gatz, Bischöfe 1448-1648]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. Cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1935ff., hier Bd. 2, S. 64 [HC]

Meuthen, Erich: Die letzten Jahre des Nikolaus von Kues. Biographische Untersuchungen nach neuen Quellen. Köln, Opladen 1958

Meuthen, Erich: Die Pfründen des Cusanus. In: Mitteilungen und Forschungsbeiträge der
Cusanus-Gesellschaft 2 (1962), S. 15-66

Meuthen, Erich: Ein „deutscher“ Freundeskreis an der römischen Kurie in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Von Cesarini bis zu den Piccolomini. In: Synodus. Beiträge zur Konzilien- und allgemeinen Kirchengeschichte. Paderborn 1997, S. 487-542

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
Stifterporträt auf der Innenseite des Passionsaltars in der Kapelle des St. Nikolaus-Hospitals in Kues. Der Altar entstand Mitte bis zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts und wird der Kölner Werkstatt des Marienleben-Meisters zugeschrieben.