Delfino (Dolfin), Giovanni d. Ä.   † 1622-11-25
Delfino (Dolfin), Giovanni d. Ä.
Bearbeitet von: Moritz Isenmann / Wolfgang Reinhard
 

Kardinalsname, Vorname:
Delfino (Dolfin), Giovanni d. Ä.

Kreationspontifikat:
Clemens VIII. Aldobrandini

Geburtsdatum:
1545-12-15

Todesdatum:
1622-11-25

Geburtsort:
Venezia

Sterbeort:
Venezia

Belege und Anmerkungen (Person):
Geburtsdatum/-ort: DBI, Bd. 40, S. 519
Todesdatum/Sterbeort: HC, Bd. 4, S. 7

Vater:
Delfino, Giuseppe (Iseppo) (1521-1585)

Mutter:
Contarini, Maria

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Delfino, Dionigi (Dionisio) (1556-1626); Delfino, Benedetto (geb. 1543); Delfino, Daniele (geb. 1549); Delfino, Andrea

Neffen:
Delfino, Giuseppe (Iseppo) (geb. 1582); Delfino, Daniele (geb. 1593); Delfino, Giovanni (um 1590-1651)

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Familie):

Vater/Mutter/Geschwister/Neffen: Weber, Genealogien, Bd. 1, S. 316


Der Vater des Kardinals war in Venedig Senatore und Mitglied des Consiglio dei Dieci, der Bruder Dionigi (Dionisio) Delfino wurde 1606 Bischof von Vicenza, der Neffe Giuseppe (Iseppo) im selben Jahr Titular-Bischof von Paphos auf Zypern. Giovanni, ein weiterer Neffe, wurde 1636 Bischof von Belluno. [Weber, Genealogien, Bd. 1, S. 316]

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
kein Eintrag

Promotionstitel:
Dr. iur. utr.

Promotionsort:
Padova

Priesterweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe:
1604-03-00

Bischofsweihe durch:
kein Eintrag

Kreationsdatum:
1604-06-09

Bistümer:
1603-11-24: Bistum Vicenza (resigniert 1606-06-19)

Titelkirchen (nach HC):
1604-11-24: S. Matteo in Merulana
1605-06-01: S. Marco
1621-06-23: S. Girolamo degli Schiavoni
1622-08-23: S. Carlo ai Catinari

Protektorate:
kein Eintrag

Kongregationen:

1614-02-21 und 1615-01-16 nachgewiesen: Episcoporum et Regularium Congregatio [ASV, Congr. Vescovi e Regolari, Registra Regul. 16, fol. 36v; Congr. Vescovi e Regolari, Registra Episc. 51, fol. 1v]

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • Studium in Padua, wo er zum Doktor in utroque iure promoviert wurde [DBI, Bd. 40, S. 520].

  • Ausübung folgender Ämter in Venedig: Savio agli Ordini, Magistrato al Cottimo, Provveditore alle Pompe, Senatore, Savio di Terraferma [DBI, Bd. 40, S. 520]

  • 1584-04-07 bis 1588-01: Botschafter der Serenissima in Frankreich [DBI, Bd. 40, S. 520f.]

  • 1589-08-05 bis 1593-07: Botschafter der Serenissima am Kaiserhof in Prag [DBI, Bd. 40, S. 521]

  • 1595-05-11: Wahl zum ausserordentlichen Botschafter Venedigs anlässlich der Thronbesteigung Heinrichs IV. von Frankreich [DBI, Bd. 40, S. 522]

  • 1595 bis 1598: im Auftrag der Serenissima Aufenthalt in Rom [DBI, Bd. 40, S. 522f.]

  • 1598-06-23: im Maggior Consiglio mit beträchtlicher Mehrheit zum Procuratore di S. Marco gewählt [DBI, Bd. 40, S. 523]

  • 1600-07-15: Wahl zum riformatore der Universität Padua [DBI, Bd. 40, S. 524]

  • 1602-03-04: Wahl zum Savio all'Eresia [DBI, Bd. 40, S. 524]

  • 1603-10-24: erhält in Rom von Clemens VIII. das Rocchett als Zeichen besonderer Wertschätzung [DBI, Bd. 40, S. 525]

  • 1603-11-24: Bischof von Vicenza, nachdem 1600 schon im Gespräch für Amt des venezianischen Patriarchen [DBI, Bd. 40, S. 524f.]

  • 1604-03: Bischofsweihe in der Kirche S. Spirito in Rom [DBI, Bd. 40, S. 525; abweichend dazu Miranda, s.v.: 1603-12-27 Bischofsweihe durch Kardinal Alfonso Visconti in S. Sisto in Rom, assistiert von Tommaso Contarini (Bischof von Candia) und Leonardo Mocenigo (Bischof von Ceneda)]

  • 1604-06-09: Kardinal [HC, Bd. 4, S. 7]

  • 1606-06-19: Resignation des Bistums Vicenza zugunsten seines Bruders Dionigio [DBI, Bd. 40, S. 526]

  • 1604-06-24: erhält auf Murano das Kardinalsbirett aus den Händen Guido Bentivoglios (Geheimkämmerer Clemens VIII.) [DBI, Bd. 40, S. 525]

  • 1604-11-24: Übergabe des roten Hutes und Verleihung der Titelkirche S. Matteo in Merulana [Miranda, s.v.]

  • 1610: Nimmt im Auftrag des französischen Königs in Florenz an den Eeierlichkeiten aus Anlass des Regierungsantritts von Grossherzog Cosimo II. teil. [Metzler, Französische Mikropolitik, S. 64]

  • 1622-11-25: stirbt in Venedig; beigesetzt in S. Michele in Isola [DBI, Bd. 40, S. 529]

Pfründen und Einkünfte:

1603-11-24: 7000 venezianische Dukaten aus dem Bistum Vicenza (abzüglich alter Pensionen sowie weiterer 4200 Dukaten, die als neue Pensionen verschiedenen Personen zugesprochen wurden). Nach Resignation 1606-06-19 zugunsten seines Bruders Dionigi behält er, bis auf 1000 Dukaten für seinen Bruder, Titel und Einkünfte. [DBI, Bd. 40, S. 525]


Mögliche Gesamteinkünfte 1605: 8000 scudi [Seidler, S. 239]


 

Erben:
kein Eintrag

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Gehört in Venedig der Fraktion der Konservativen ("vecchi") an, die den "giovani" gegenüberstehen [DBI, Bd. 40, S. 524]. Während seines Aufenthalts in Rom in den 1590er Jahren nähert er sich den Aldobrandini und erlangt die Sympathie Clemens' VIII. [DBI, Bd. 40, S. 523]. Der Papst wünscht ihn 1600 als Patriarchen von Venedig. Als dies scheitert, drängt er venezianischen Senat, D. zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs von Vicenza, Matteo Priuli (gest. 1603-08-01), zu machen [DBI, Bd. 524]. 1603-10-24 verleiht er D. in Rom das Rocchett als Zeichen seiner besonderen Wertschätzung [DBI,Bd. 40, S. 525].


Als Vertrauensmann Pietro Aldobrandinis, wohnt D. dem Sterben Clemens VIII. bei und bezeugt dessen geistige Klarheit, als der Neffe Pietro durch Unterschriften, Breven etc. noch letzte Vergünstigungen für die Familie des Papstes beschafft [DBI, Bd. 40, S. 526].


Erhält sowohl von Spanien als auch von Frankreich Angebot einer Pension. D. gibt Frankreich den Vorzug, nachdem er spanisches Angebot dazu benutzt hatte, die französische Summe in die Höhe zu treiben.


Sowohl Spanien als auch Frankreich bieten ihm 1604 Pension an, D. bevorzugt Frankreich, nachdem er spanisches Angebot dazu benutzt hat, Betrag in die Höhe zu treiben. Von da an erhält er regelmäßige Zahlungen aus Frankreich [DBI, Bd. 40, S. 526]. Es sind jedoch nicht nur pekuniäre Motive, wegen derer er sich für Frankreich entscheidet – D. tritt als Venezianer entschieden gegen die Vorherrschaft Spaniens ein [DBI, Bd. 40, S. 528].


Nach dem Tod Clemens' VIII. vermittelt er zwischen Fraktion Aldobrandinis und der von Joyeuse geführten französischen Kardinälen [DBI, Bd. 40, S. 527]. Letzterer macht D. Unmöglichkeit der Wahl einer Aldobrandinikreatur klar und schlägt Alessandro de' Medici als Kandidaten vor [DBI, Bd. 40, S. 527]. D. ist aktiv beteiligt an den Intrigen, Verleumdungen und geheimen Treffen, die das Konklave vorbereiten und bestimmen, u.a. bei Kardinal Bartolomeo Cesi, woran auch Aldobrandini und Joyeuse teilnehmen [DBI, Bd. 40, S. 527]. Treibt Kandidatur de' Medicis gegenüber dem ihm verhassten Kardinal Pierbenedetti mit Erfolg voran; 1604-04-01 wird de' Medici als Leo XI. zum Papst gewählt. [DBI, Bd. 40, S. 527]. Im kurz darauffolgenden Konklave (Leo XI. stirbt wenige Wochen nach seiner Wahl) erzielt er jedoch bei der Unterstützung der Wahl von Domenico Toschi zum Papst einen Misserfolg [DBI, Bd. 40, S. 527].


Nach der Wahl Pauls V. 1605 hofft D. auf die Hilfe Heinrichs IV., um Pietro Aldobrandini vor dem Zugriff des Papstes zu schützen. Der französische König nennt D. in seinen Briefen „mon cousin“ und wendet sich an diesen, um ihn um Vergabe einer Abtei für einen seiner Schützlinge zu bitten [DBI, Bd. 40, S. 528].


Als es zu Auseinandersetzungen zwischen Paul V. und Venedig kommt, hat D. in Rom einen schweren Stand. Doch er nimmt eine vermittelnde Position ein und trägt so zum Kompromiss zwischen den beiden Parteien bei [DBI, Bd. 40, S. 527f.]. Dennoch bei Paul V. in der Folgezeit so unbeliebt, dass der französische Botschafter 1609 befürchtete, alle Angelegenheiten, die D. mit dem Papst verhandle, nähmen einen schlechten Ausgang für Frankreich [Metzler, Französische Mikropolitik, S. 65] Nach der Wahl Gregors XV. 1621 zieht sich D. aus den politischen Geschäften zurück und kehrt nach Venedig zurück [DBI, Bd. 40, S. 529].


D. wählt kirchliche Karriere nicht nur aus Neigung, sondern auch aus familienstrategischen Gründen: mit ihm setzen sich die Delfino, neben D.s Bruder Dionigi vor allem seine Neffen, als Bezieher einträglicher kirchlicher Einkünfte fest: Giovanni D. war zuerst Abt, ab 1626 Bischof von Belluno. Sein Bruder Daniele wird nach dem Tod seiner Frau ebenfalls Abt. Dem dritten Neffen Giuseppe, Kanonikus in Padua und maestro in Theologie wird 1616 Pension von 1000 Dukaten mit Koadjuterie und Sukzessionsrecht im Bistum Vicenza zugesprochen (stirbt jedoch vorher) und erhält 1616-05-02 das Bistum von Paphos (Zypern) [DBI, Bd. 40, S. 528].

Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):
kein Eintrag

Sonstige Anmerkungen:
kein Eintrag

Quellen:
Archivio Segreto Vaticano, Congregazione dei Vescovi e Regolari, Registra Episcoporum 51, fol. 1v [ASV, Congr. Vescovi e Regolari, Registra Episc. 51, fol. 1v]

Archivio Segreto Vaticano, Congregazione dei Vescovi e Regolari, Registra Regularium [ASV, Congr. Vescovi e Regolari, Registra Regul., 16, fol. 36v]

Literatur:
Benzoni, Gino: Dolfin, Giovanni. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Hg. v. Istituto della Enciclopedia Italiana, 48 Bde.ff., Rom 1960ff., Bd. 40, S. 519-532 [DBI]

Cardella, Lorenzo: Memorie storiche de' Cardinali della Santa Romana Chiesa. 9 Bde., Rom 1792-1797, Bd. 6, S. 105f. [Cardella]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff., Bd. 4, S. 7, 367 [HC]

Metzler, Guido: Französische Mikropolitik in Rom unter Paul V. Borghese (1605-1621), Heidelberg 2008 [Metzler, Französische Mikropolitik]

Miranda, Salvador: Delfino, Giovanni (1545-1622). In: The Cardinals of the Holy Roman Church. Hg. v. Salvador Miranda, Florida International University Library, Miami. Stand: 09.08.2007 < http://www.fiu.edu/~mirandas/bios1604.htm#Delfino > [Miranda, s.v.]

Moroni, Gaetano: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni. 109 Bde., Venedig 1839-1879, Bd. 19, S. 216 [Moroni]

Seidler, Sabrina: Il teatro del mondo. Diplomatische und journalistische Relationen vom römischen Hof aus dem 17. Jahrhundert. Frankfurt a.M. 1996 (= Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte 3), S. 238f. [Seidler]

Weber, Christoph: Genealogien zur Papstgeschichte. 6 Bde., Stuttgart 1999-2002 (= Päpste und Papsttum 29.I-VI), Bd. 1, S. 316 [Weber, Genealogien]

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
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