Klesl (Khlesl), Melchior   † 1630-09-18
Klesl (Khlesl), Melchior
Bearbeitet von: Wolfgang Reinhard / AL
 

Kardinalsname, Vorname:
Klesl (Khlesl), Melchior

Kreationspontifikat:
Paul V. Borghese

Geburtsdatum:
1552-02-19

Todesdatum:
1630-09-18

Geburtsort:
Wien

Sterbeort:
Wiener Neustadt

Belege und Anmerkungen (Person):
Namensvariante: Kohn, S. 105
Alle Angaben aus NDB, 12, 51f.; Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 367f.

Vater:
Klesl, Melchior

Mutter:
Klesl, Margarete

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
kein Eintrag

Neffen:
kein Eintrag

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Familie):

Vater; Mutter: Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 367


Melchior Klesls Vater war Bäcker; beide Eltern waren evangelisch. [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 367]

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
kein Eintrag

Promotionstitel:
Dr. iur. utr./ Dr. theol.

Promotionsort:
Ingolstadt

Priesterweihe:
1576-00-00

Bischofsweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe durch:
Johann Kaspar Neuböck (Bischof von Wien)

Kreationsdatum:
1616-04-09

Bistümer:
1588-10-09 Bistum Wiener Neustadt; 1595-07-15: Bistum Wien

Titelkirchen (nach HC):
1623-11-20: S. Silvestro in Capite
1624-07-01: S. Maria de Pace

Protektorate:
kein Eintrag

Kongregationen:
nachgewiesen 1624: Propagandae Fidei Congregatio [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 370]

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • 1570-1574: Studium der Philosophie an der Universität Wien, in dieser Zeit Übertritt zum katholischen Glauben

  • 1574: Eintritt in das päpstliche Alumnat bei den Jesuiten in Wien

  • 1574-1579: Studium der Theologie und Philosophie in Ingolstadt bis 1579

  • 1576: Priesterweihe in Breslau, Kanonikus in Brünn

  • 1577-09-09: Verleihung des Kanonikats in Breslau auf Empfehlung Kaiser Maximilians II., Investitur am 1478-02-05

  • 1579: Promotion an der an der Universität Ingolstadt

  • 1579-30-08: Bischofsweihe durch den Bischof von Wien, Johann Kaspar Neuböck

  • 1579-09-04: Ernennung zum Propst des Stephansdoms, Wien und Kanzler der Universität Wien durch Kaiser Rudolph II.,

  • 1580: Generalvikar des Bischofs von Passau für Niederösterreich

  • 1583: Ablehnung der ihm angebotenen Hofpredigerstelle sowie die Übernahme des Bistums Wiener Neustadt

  • 1588-04-05: Annahme der Stelle des kaiserlichen Hofpredigers

  • 1588: Administrator von Neustadt, dann 1595 von Wien

  • 1590-1591: Rektor der Universität Wien

  • 1590-93: Dekan der theologischen Fakultät der Universität Wien

  • 1590: Ernennung zum Direktor der Religionskommission und damit zum „Generalreformator“ für Niederösterreich durch Kaiser Rudolf II.

  • 1598-02-20: Nominierung für das verschuldete Bistum Wien, Einwilligung nach langem Zögern; die Einsetzung erfolgt am 1602-01-29, die Bestätigung als Bischof von Wien erst am 1613-03-13.

  • 1599: Kanzler des Erzherzogs

  • 1612-1618: Als Direktor des geheimen Rats entwickelt sich K. zum wichtigsten Ratgeber Kaisers Matthias.

  • 1613: Dispens von seiner protestantischen und daher häretischen Abstammung und Erziehung, um das Bistum Wien erhalten zu können

  • 1614-03-30: Bischofsweihe nach wiederholten Mahnungen aus Rom

  • 1615-07-14: maßgebliche Mitwirkung bei den Friedensverhandlungen mit der Hohen Pforte, die zum Abschluss des Wiener Friedens

  • 1615-12-02: Kardinals-Ernennung in pectore auf berteiben Kaiser Matthias', Publikation am 1616-04-09 [HC, Bd. 4, S. 13]

  • 1618-07-20: auf Weisung der Erzherzöge Ferdinand und Maximilian wegen seiner Aktivitäten in der Nachfolgefrage des kinderlosen Matthias verhaftet

  • 1619-1622: Klosterhaft in St. Georgenberg, Tirol, Bellarmin verhindert Exkommunikation der Erzherzöge, Rotaauditor Fabrizio Verospi erreicht erst auf zweiter Wienreise die Auslieferung nach Rom am 1619-10-07, Haft in der Engelsburg und Prozess wegen angeblicher Korruption im Zusammenhang mit Klesls Protestantenpolitik, Verschleppung der Nachfolgefrage, die eigens einberufene Kardinalskongregation spricht den Schuldspruch mit lebenslangem Gewahrsam

  • 1623-07-05: durch die Interventionen von Staatssekretär Giovanni Battista Agucchi und Kardinalnepot Ludovisi aus der Haft befreit und Zeremonie des os clausum/apertum mit Titelverleihung

  • Einberufung in die Propagandakongregation durch Urban VIII., wo Klesl als Sachverständiger für die böhmischen Religionsfragen u.a. Angelegenheiten im deutschsprachigen Raum gilt

  • 1627-09-16: Rückkehr nach Österreich mit kaiserlicher Erlaubnis von 1625.

  • 1628-01-25: feierlicher Einzug in Wien

  • 1629-11-05: Ernennung zum Generalreformator durch Ferdinand II. wiederholt

  • 1630-09-18: Tod in der Wiener Neustadt

  •  

  • [wenn nicht anders vermerkt alle Angaben aus Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 367-370]

Pfründen und Einkünfte:

Propst von Wien


1588-10-09: Bistum Neustadt, unter 3000 Florin,


1591: erhält Dispens für seine Pfründenkumulation


1595-07-15: Bistum Wien, über 2000 Florin,


- trotzdem war er kein vermögender Kardinal


[Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 370]

Erben:
Testamentarisch festgelegt: Bistum Wien als Universalerbe, danach Domkapitel Wien, Bistum Wiener Neustadt und Chorfrauenkloster zur Himmelpforte, das er erbaut und dotiert hatte. [Gatz, Bischöfe 1448-1648, S. 370]

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Klesls steile Karriere wurde durch Protektion (u.a. Scherer, Trenbach, Reichshofrat Dr. Georg Eder) begünstigt, er verfügte über gute Verbindungen zum Kaiserhof. Von 1590 bis 1601 hält der Kardinal sich meist am Kaiserhof Rudolfs II. in Prag auf, bei Vernachlässigung der bischöflichen Residenzpflicht. Später nimmt er eine wichtige Stellung am Hof des Erzherzogs Matthias ein, wo er 1611 faktisch, ab 1612 nominell als Direktor des geheimen Rats fungiert, diese Phase gilt als Höhepunkt seiner politischen Macht. Er setzt sich für die Wahl Matthias' zum Kaiser ein, wofür er sogar zu Zugeständnissen gegenüber den protestantischen Fürsten bereit ist.


Klesl gilt als der eigentliche Urheber des Habsburger Familienvertrages vom 1606-04-25, in dem Erzherzog Matthias, dem Klesl sich angeschlossen hatte, als Oberhaupt der Familie anerkannt wird. [Bischöfe 1448-1648, S. 367-370]

Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):

Klesl setzte sich für die Umsetzung der gegenreformatorischen Neuerungen ein (z. B. Hebung des Ansehens des Klerus, Ablehnung der Priesterehe. umgehende Neubesetzung vakanter Priesterstellen, Durchsetzung der Klosterreform, Durchsetzung der tridentinischen Liturgievorschriften in Wien).


1590: Klesl erlässt im Namen seines Bischofs eine ausführliche Ordnung div. liturgischer Abläufe (= Ein Predigt. So in der Newstatt .. Anno 1590. am Palm Sontag ... vom Heiligen Sacrament deß altars beschehen. Prag 1615).

Sonstige Anmerkungen:
kein Eintrag

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Cardella, Lorenzo: Memorie storiche de' Cardinali della Santa Romana Chiesa. 9 Bde., Rom 1792-1797, hier Bd. 6, S. 186-188 [Cardella]

Gatz, Erwin (Hg.): Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1448 bis 1648. Ein biographisches Lexikon. Berlin 1996, hier S. 367-370 [Gatz, Bischöfe 1448-1648]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium,ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1935ff., hier Bd. 4, S. 13, 256, 368 [HC]

Kohn, Renate: Die Grabdenkmäler Kardinal Melchior Khlesls, in: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte der Stadt Wien 54 (1998), S. 105-125 [Kohn]

Moroni, Gaetano: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni. 109 Bde., Venedig 1839-1879, hier Bd. 37, S. 42-44 [Moroni]

Rainer, J.: Der Prozess des Kardinals Klesl, in: Römische Historische Mitteilungen 5 (1961/62), S. 35-163

Rainer, J.: Kardinal Melchior Klesl 1552-1630. Vom “Generalreformator” zum Ausgleichspolitiker, in: Römische Quartalschrift 59 (1964), S. 14-35

Rainer, J.: Klesl, Melchior, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 12 (1980), hier S. 51 f. [NDB]

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
kein Eintrag