Colonna, Girolamo d. Ä.   † 1666-09-04
Colonna, Girolamo d. Ä.
Bearbeitet von: Ulrich Köchli / CB
Status: in Bearbeitung
166967916871

Kardinalsname, Vorname:
Colonna, Girolamo d. Ä.

Kreationspontifikat:
Urban VIII. Barberini

Geburtsdatum:
1604-03-23

Todesdatum:
1666-09-04

Geburtsort:
Orsogna (Chieti)

Sterbeort:
Finale Ligure (Liguria)

Belege und Anmerkungen (Person):
Alle Angaben nach DBI, Bd. 27, S. 346

Vater:
Colonna, Filippo (Principe di Paliano)

Mutter:
Tomacelli, Lucrezia

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Colonna, Anna

Neffen:
Barberini, Carlo (1630-1704; Kardinal 1653); Barberini, Maffeo; Barberini, Lucrezia

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Familie):

Der Vater Filippo Colonna war gran contestabile del Regno.

Schwester Anna Colonna heiratet 1627 den Papstneffen Taddeo Barberini.

Der Neffe Maffeo Barberini war Principe di Palestrina.

Die Nichte Lucrezia Barberini war Duchessa di Modena.



Alle Angaben nach Weber, Genealogien, Bd. 5, S. 244

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
kein Eintrag

Promotionstitel:
Dr. iur. utr.

Promotionsort:
Alcalá de Henares (Kastilien)

Priesterweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe durch:
kein Eintrag

Kreationsdatum:
1628-02-07

Bistümer:
1632-11-24: Erzbistum Bologna (res. 1645-02-06)

Titelkirchen (nach HC):
1628-02-28: S. Agnese in Agone
1639-06-27: S. Maria in Cosmedin
1644-03-14: S. Angelo in Foro Piscium
1644-12-12: S. Eustachio
1652-09-23: S. Silvestro
1653-06-09: S. Maria in Trastevere
1659-04-21: S. Lorenzo in Lucina
1661-11-21: Kardinalbischof Frascati

Protektorate:
vor 1644: Spanien [DBI Bd. 27, S. 346]

1644: Deutschland und Reich [DBI Bd. 27, S. 346]
Kongregationen:

1629 bis 1661: Sacrorum Rituum Congregatio; Sacri Concilii Tridentini Congregatio [Weber, Päpstliche Staatshandbücher, S. 102]

1644 bis 1661: Episcoporum et Regularium Congregatio, Caeremonialis Congregatio, Signaturae Gratiae [Weber, Päpstliche Staatshandbücher, S. 102]

1657 bis 1661: Inquistionis Congregatio [Weber, Päpstliche Staatshandbücher, S. 102]

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • Studium der Jurisprudenz in Alcalá de Henares (Kastilien). Wird an den Hof Philipps IV. nach Madrid berufen und wird „Somiglier di cortina" [DBI, Bd. 27, S. 346].

  • 1627-08-30: Ernennung zum Kardinal in pectore [DBI, Bd. 27, S. 346]

  • 1628-02-07: Kardinalskreation [DBI , Bd. 27, S. 346]

  • 1628-03: Erzpriester von S. Giovanni in Laterano [DBI, Bd. 27, S. 346]

  • 1630: im Pestjahr Mitglied der Congregazione sopra la sanità [Lutz, Kardinal Guidi di Bagno, S. 441]

  • 1632-11-24: Erzbischof von Bologna (res. 1645-02-06) [DBI, Bd. 27, S. 346]

  • 1644: Protektor Deutschlands und des Reiches (bereits zuvor: Protektor Spaniens) [DBI Bd. 27, S. 346]

  • 1664: Ernennung zum Mitglied des königlichen Rates in Madrid durch Philipp IV. [DBI, Bd. 27, S. 346]

  • 1665: Consigliere di Stato e di Guerra nach Tod Philipps IV. (1665-09)

  • 1666-09-04: Stirbt in Finale Ligure im Kloster der Dominikaner und provisorisch dort beigesetzt [DBI, Bd. 27, S. 346]

  • 1672: Translation nach Rom und Bestattung im Familiengrab in S. Giovanni in Laterano [DBI, Bd. 27, S. 34; Moroni, Bd. 14, S. 306]




Pfründen und Einkünfte:

12.000-15.000 scudi jährliche Einkünfte aus dem Erzbistum Bologna; Colonna durfte nach Resignation den Großteil als Pension weiterhin beziehen; Nicolò Albergati-Ludovisi erhielt nur 2.500 scudi zugesprochen. [Weber, Senatus divinus, S. 224].

1646-08-27: Philipp IV. von Spanien gewährt jährliche Zahlung von 4.500 scudi (als Gegenleistung für Befestigungsbauten in Paliano, das als Bollwerk im Dienste Neapels angesehen wurde) [DBI, Bd. 27, S. 346].

Ab 1665: jährliche Pension über 7.000 scudi als consigliere di stato e di guerra [DBI, Bd. 27, S. 346].


Erben:
kein Eintrag

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Girolamo Colonnas Ernennung zum Kardinal ist als Gegenleistung für die am 24. Oktober 1627 erfolgte Heirat des Papstneffen Taddeo Barberini mit Anna Colonna zu verstehen [Weber, Senatus divinus, S. 95]. Die bereits im August in pectore erfolgte Ernennnung fand denn auch zeitgleich mit der Abfassung des Heiratsvertrages statt. Für die Aufsteiger-Familie Barberini stellte die Verbindung mit einer der ältesten römischen Adelsfamilien einen wichtigen Schritt zur Etablierung in der römischen Gesellschaft dar. Die Colonna - wie alle altfeudalen Familien Roms in finanziellen Schwierigkeiten steckend - konnten sich ihrerseits als Papstverwandte Hoffnung auf privilegierten Zugriff auf die finanziellen Ressourcen der Kirche und ihres Staates machen. Die Verschwägerung der Familien fand jedoch auf beiden Seiten nicht ungeteilte Zustimmung. Kardinal Lorenzo Magalotti, Schwager und Staatssekretär Urbans VIII. hatte vor einer Verbindung mit den in Rom nicht unumstrittenen Colonna gewarnt; er quittierte den Dienst und zog sich als Bischof in das Bistum Ferrara zurück. Die Beziehung der beiden Familien war während der kommenden Jahre nie frei von Spannungen. Die Colonna beklagten sich regelmäßig über mangelnde Begünstigungen seitens des Papstes - man hatte sich zweifellos mehr erhofft. Zur Entfremdung beigetragen hat zweifellos, dass die Barberini unter Urban VIII. eine latent profranzösische Politik betrieben, was der eigenen Familientradition und ihrer engen klientelären Verflechtung diametral entgegestand. Als connestabili del Regno gehörten die Colonna aus der Linie von Paliano eindeutig zur Partei der Spanier. Girolamo Colonna hatte einen großen Teil seiner Jugend am spanischen Hof verbracht; an der Universität zu Alcalá studierte er schließlich auch die Rechte. Zu seinen Begleitern gehörte u.a. der junge Giulio Mazzarini, der spätere Kardinalminister Frankreichs Jules Mazarin, dessen Vater Pietro Mazzarini in Diensten Filippo Colonnas stand. Waren die beiden Altersgenossen in diesen Jahren enge Freunde, sollten sie später beide verschiedenen politischen Lagern zugehören [Dethan, Mazarin, S. 43f.]. Im November 1627 nach Rom zurückgekehrt, war er nach erfolgter Kardinalspromotion im Februar des kommenden Jahres stets Teil der spanischen Fraktion im Heiligen Kollegium. Anlässlich des spektakulären Protestes Gaspare Borgias des Chefs der spanischen Kardinalsfraktion während des Konsistoriums vom 8. März 1632 versuchte Colonna allerdings eine vermittelnde Stellung einzunehmen - sehr zum Ärger des aufgebrachten Borgia, der ihn vor versammeltem Kollegium zurechtwies. [Leman, Urbain VIII e la rivalité, S. 120f., 135; Pastor, Bd. 13, S. 437]. Nach dem Tod Ludovico Ludovisis erhielt er 1632 das Erzbistum Bologna, was allerdings auch die Residenz vor Ort bedeutete. Erst nach dem Tod Urbans VIII. resignierte er das Bistum, um fortan wieder in Rom, im Zentrum des politischen Geschehens und in der Nähe der zahlreichen familiären feudi - die er nach dem Tod des Vaters Filippo Colonnas 1639 geerbt hatte - zu sein.

Girolamo Colonna wurde 1644 zum Protektor Deutschlands und des Reiches ernannt. Bereits seit längerem versah er dieses Amt für Spanien.

1664 von Philipp IV. als Mitglied des königlichen Rates nach Spanien gerufen, verbrachte Girolamo die letzten beiden Lebensjahre am dortigen Hof. Er starb 1666 auf der Reise nach Deutschland, wohin er die frischvermählte Margherita Teresa, die Gattin des Kaisers, begleiten wollte.

[UK]

Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):
kein Eintrag

Sonstige Anmerkungen:
kein Eintrag

Quellen:
kein Eintrag

Literatur:
Dethan, G.: Mazarin, un homme de paix à l'âge baroque, 1602-1661. Paris 1981, S. 43f.

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff., Bd. 4, S. 22 [HC]

Leman, August: Urbain VIII et la rivalité de la France et de la maison d'Autriche de 1631 à 1635. Paris, Lille 1920, S. 120f, 135 [Leman, Urbain VIII e la rivalité]

Moroni, Gaetano: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni. 109 Bde., Venedig 1839-1879, Bd. 14, S. 306 [Moroni]

Pastor, Ludwig von: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters, 16 Bde., Freiburg i.Br. 1925-1933, 5.-7. Aufl., Bd. 13 [Pastor]

Petrucci, Franca: Girolamo Colonna. Dizionario Biografico degli Italiani. Hg. v. Istituto della Enciclopedia Italiana, 62 Bde.ff., Rom 1960ff., Bd. 27, S. 346-347 [DBI]

Weber, Christoph (Hg.): Die ältesten päpstlichen Staatshandbücher. Elenchus Congregationum, Tribunalium et Collegiorum Urbis 1629-1714. Rom, Freiburg i.Br., Wien 1991 (= Römische Quartalsschrift 45, Supplementheft) [Weber, Päpstliche Staatshandbücher]

Weber, Christoph: Genealogien zur Papstgeschichte. 6 Bde., Stuttgart 1999-2002 (= Päpste und Papsttum 29, 1-6), Bd. 29,5, S. 244 [Weber, Genealogien]

Weber, Christoph: Senatus Divinus. Verborgene Strukturen im Kardinalskollegium der frühen Neuzeit (1500-1800). Frankfurt a.M., Berlin, Bern 1996. (= Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte 2), S. 95, 119, 140, 224, 449. [Weber, Senatus divinus]

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
Giuseppe Maria Testana, Hieronymus Epis. Tuscul.s S.R.E. Episcopus Card. Columna Archipbr. Bas.cae Lateranen. Rom.s 30. Augusti 1627. Obijt die 4. Septemb. 1666, 375 x 250 mm. (Abbgebildet in: Petrucci, catalogo generale delle stampe..., 1953 n. 1196 (233)

Bodart, Diane H.: Un retrato del Cardenal Girolamo Colonna en el Museo Làzaro Galdiano. In: Goya 265/266 (1998), S. 269-273