Ammanati Piccolomini, Jacopo   † 1479-09-10
Ammanati Piccolomini, Jacopo
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Kardinalsname, Vorname:
Ammanati Piccolomini, Jacopo

Kreationspontifikat:
Pius II. Piccolomini

Geburtsdatum:
1422-03-18

Todesdatum:
1479-09-10

Geburtsort:
Lucca

Sterbeort:
S. Lorenzo alle Grotte bei Bolsena

Belege und Anmerkungen (Person):
Kardinalsname: zahlreiche Varianten der Schreibweise sind vorhanden (Ammannati / Amanati / Ammanati; Iacopo / Giacomo / Jacopo), der Doppelname ergibt sich aus der Aufnahme des Kardinals in die Papstfamilie der Piccolomini durch Pius II. (siehe Chronologie der Karriere)

Todesdatum: HC, Bd. 2, S. 14

Gebutsdatum/ Geburtort/ Sterbeort: DBI, Bd. 2, S. 802f.; die Angaben sind zumeist den beiden historischen Biographien (Pauli, Disquisizione und Gherardi, Vita Brevis) oder dem Epistolar des Kardinals (ediert bei Cherubini, Lettere) entnommen.

Vater:
Ammanati, Cristoforo

Mutter:
Balducci, Costanza

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Ammanati, Andrea; Ammanati, Sveva

Neffen:
Ammanati, Niccolo

Onkel:
kein Eintrag

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
weitläufig verwandt mit der Papstfamilie der Piccolomini

Belege und Anmerkungen (Familie):
Vater/ Mutter/ Geschwister/ Neffen/ sonstige Verwandte: Pauli, Disquisizione, hier S. 5 mit Stammbaum der Familie Ammanati. Die Familie, welche vor 1393 in Pescia gelebt hatte, war zwar adlig, lebte aber in einfachen Verhältnissen; Vater und Großvater des Kardinals übten das Amt des Notars in Pescia bzw. Lucca aus [Pauli, Disquisizione, S. 4ff.; Cherubini S. 14f.].



Mutter: Hausmann, Benefizien, S. 66 gibt ohne Quellennachweis an, dass Costanza aus der Familie Balducci stamme.



Sonstige Verwandte: Zur - wenn auch weitläifugen - Verwandschaft Ammanatis mit den Piccolomini siehe Hausmann, Benefizien, S. 37 sowie die Ahnentafel bei Weber, Genealogien, Bd. 2, S. 752.

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
kein Eintrag

Promotionstitel:
kein Eintrag

Promotionsort:
kein Eintrag

Priesterweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe durch:
kein Eintrag

Kreationsdatum:
1461-09-18

Bistümer:
1460-07-18: Bistum Pavia; 1477-08-24: Bistum Lucca

Titelkirchen (nach HC):
1461-09-18: S. Crisogno
1477-08-17: Tusculum

Protektorate:
kein Eintrag

Kongregationen:
kein Eintrag

Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • o.D.: Besuch der Scuola di Guarino Veronese in Ferrara, später Wechsel nach Florenz und Fortsetzung der literarischen Ausbildung bei Leonardo Bruni und Carlo Marsuppini [DBI, Bd. 2, S. 802]

  • o.D.: Lehrtätigkeit am Ginnasio Fiorentino [DBI, Bd. 2, S. 802]

  • 1448: Eintritt in den Dienst des Kardinals Domenico Capranica, den Ammanati auf dessen diplomatischen Reisen u. a. zum König von Neapel begleitet [DBI, Bd. 2, S. 802, Datum nach Hausmann, Benefizien, S. 29]

  • 1455-04-12: Aufnahme in die päpstliche Kanzlei unter Calixtus III. als apostolicorum diplomatum scriptor [DBI, Bd. 2, S. 802, Datum nach Hausmann, Benefizien, S. 35] bzw. segretatrio delle lettere latine [Moroni, Bd. 1, S. 22]

  • 1458: Nach der Wahl Enea Silvio Piccolominis zum Papst Pius II. wird allein Ammanati sofort in seiner Position bestätigt [Cherubini, S. 70]; in den folgenden Jahren wird er als secretarius domesticus zum Vertrauten des Papstes [DBI, Bd. 2, S. 802].

  • 1460-02-12: Ammanati wird in die Papstfamilie Piccolomini aufgenommen. Durch die Adoption erhält er das Recht der Namenserweiterung und die Statdtbürgerschaft von Siena [DBI, Bd. 2, S. 802; Datum nach Hausmann, Benefizien, S. 37 mit Hinweis auf die Ernennungsurkunde].

  • 1460-07-18: Bischof von Pavia [HC, Bd. 2, S. 14; DBI, Bd. 2, S. 802]

  • 1460-11-19: erhält facultas testandi durch Papst Pius II. [Hausmann, Benefizien, S. 40]

  • 1461-11-18: Kardinal mit der Titelkirche S. Crysogono [HC, Bd. 2, S. 14] bei ausdrücklicher Beibehaltung des Bischofstitel unter Anerkennung der finzaniellen Lage des Kardinals [Hausmann, Benefizien, S. 42]

  • 1471-09-23 bis 1472-09-28: Legation in Umbrien [DBI, Bd. 2, S. 802]

  • 1477-08-17: erhält das suburbikarische Bistum Tusculum durch Sixtus IV. [Cherbini, S. 570; DBI, Bd. 2, S. 802]

  • 1477-09-24: Ernennung zum Bischof von Lucca, Possesso unter dem Jubel der Bevölkerung am 1477-10-28 [Cherubini, S. 570-572]

  • 1479-09-10: überraschender Tod bei S. Lorenzo alle Grotte bei Bolsena, wo sich der Kardinal auf Durchreise zum Sommeraufenthalt befunden hatte [vgl. Gherardi, Vita Brevis, S. 4, auf dessen Darstellung sich die späteren Biographien stützen]

Pfründen und Einkünfte:
Dank der guten Überlieferungslage wurde Kardinal Ammanati Ziel der profunden Untersuchung Hausmanns zur finanziellen Ausstattung von Kardinalshaushalten im späten 15. Jahrhundert [Hausmann, Benefizien].

Ohne vermögenden familiären Rückhalt bleibt Ammanati lange Zeit einer der weniger wohlhabenden Kardinäle: von ihrer Einrichtung 1458 bis zum erhalt des einträglichen Bistums Lucca 1477 bezieht Ammanati die sogenannten piatti cardinalizi, mit denen Kardinäle, deren Einkünfte unter 4000 fl. jährlich liegen, durch die apostolische Kammer unterstützt werden. [Hausmann, Benefizien, S. 28, 31]

  • Auswahl erhaltener Pfründe [alle Angaben nach Hausmann, Benefizien, S. 37ff.]:

  • 1458-10-18: Prior des Kollegiatstifts von S. Apollinaris, Florenz (100 Florin jährl.)

    1458-10-18: Pfarrei S. Juliae de Livorno in der Diozöde Pisa (80 Florin jährl.)

    1459-06-28: Tausch mit der Pfarrei S. Johannis de Campiglia, Diozöse Massa (15 Florin jährl.)

    1460-07-18: Bistum Pavia (750 Florin jährl.)

    sowie weitere kleinere Pfründe in französischen und Mailänder Hoheitsgebiet, welche auf Grund politischer Unstimmigkeiten nicht realisiert werden können.

    Somit kommt Ammanati im Jahr vor dem Tod seines Förderer Pius II. 1464 auf 3400 Florin jährl.

    Es folgen später:

    1565-11-06: Abtei S. Pietro in Ciel d'oro bei Mailand (150 Florin jährl., die meist nicht realisiert werden können)

    1477-09-18: Bistum Lucca (6000 Florin jährl.)

Die Pfändung seines Erbes durch Sixtus IV. und der Verkauf der Güter erbringen schließlich ein Vermögen von 8000 Florin [Hausmann, Benefizien, S. 75]

Erben:
siehe: Sonstige Anmerkungen

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:
Als Bildungsaufsteiger wird Ammanati zum engsten Vertrauten Pius' II., als dessen "eigentlichen Liebling" (neben den engeren Verwandten des Papstes, Kardinal Francesco Todeschini Piccolomini, Kardinal Nicolo Forteguerri und der päpstliche Sekretär Gregorio Lolli), der „zu dem Papste wie ein dankbarer und verehrender Schüler hervor“ blickte und dessen eloquenten Schreibstil Ammanati in seinen Schriften nachzuahmen suchte [Pastor, Bd. 2, S. 209].

Nach dem Tod Pius' II., an dessen Totenbett ihm Kardinal Ammanati selbst noch beigestanden hatte [Pastor, Bd. 2, S. 247], fiel der Kardinal unter Paul II. in Ungnade. Erst mit dem Pontifikat Sixtus' IV. besserte sich Ammanatis Situation, obwohl er den Rovere-Papst immer wieder öffentlich wegen dessen Prachtentfaltung und Nepotismus kritisierte [Pastor, Bd. 2, S. 427, S. 429].

Kardinals Ammanatis Karriere war symptomatisch für die Aufstiegschancen an der Kurie im 15. Jahrhundert: Durch humanistische Bildung und hohe fachliche Kompetenzen ebenso wie durch die Protektion mächtiger Fürsprecher wie Pius II. gelang Ammanati der Aufstieg. Materiell weniger solide ausgestattet blieb er weiterhin abhängig von den politischen Wechselfälle, wie sich nach dem Tod seines Förderes Pius II. zeigte [so auch Hausmann, Benefizien, S, 28]. Erst nach über 15 Jahren Kardinalat erreichte er eine materielle Stabilisierung unter Sixtus IV., bevor seine Karriere durch den überraschenden Tod ein abruptes Ende fand. [AL]
Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):
Die Schriften und Briefe des Kardinals sind bis heute eine wichtige Quelle für Geschehnisse an der Kurie v.a. unter Pius II. (z.B. berufen sich Standardwerke wie Pastor, Ciaconius, Moroni immer wieder auf Ammanatis Schriften).

Das Epistolar Ammanatis wurde 1506 das erste Mal gedruckt (Epistolae et Commentarii Jacobi Piccolomini Cardinale papiense, Mailand 1506). Dessen Zusammenstellung geht im Kern auf eine Sammlung von Texten und Briefen zurück, die sich im vatikanischen Geheimarchiv erhalten hat. Zu diesem siehe Hausmann, Epistolar. Zur Bedeutung von Ammanatis Epistolar für Literatur- und Geschichtsforschung vgl. ausführlich die Untersuchung von Hausmann, Briefsammlung, S. 23-36. Des weiteren verfasste der Kardinal Traktate (z. B. De Officio summi pontificis et cardinalium), führte ein Diario Concistoriale (z.T. ediert bei Carusi 1904, s. LV-LXV; 141-150) und setzte die Commentarii von Papst Pius II. fort. Das Hauptwerk Ammanatis, eine Lebenesbeschreibung der Päpste (Vite dei Papi) ist jedoch verloren. [vgl. DBI, S. 803]
Sonstige Anmerkungen:
Aufgrund der reichen Quellenlagen durch die zahlreichen Schriften und Briefe des Kardinals ist die Biographie Jacopo Ammanati-Piccolominis eine der am besten erforschten im späten 15. Jahrhundert.

Die früheste Biographie des Kardinals ist die Vita Brevis genannte Lebensbeschreibung, die Ammanatis

Sekretär und Weggefährte Jacopo Gheradi da Volterra seinem Diarium Romanum voranstellte (Gherardi, Vita Brevis). Es folgte 1712 Pauli, Disquisizione.

An modernen Darstellungen sind v.a. zu nennen: Calamari 1932 und Cherubini 1997. Hausmann: Benefizien 1971 rekonstruiert die finanzielle Situation des Kardinals, welche aufschlussreich für die realistische Bewertung von Karrierechancen und Einkommensspannen am päpstlichen Hof ist.



Anmerkung zum Feld "Erben": in dem erstmals bei Ciaconius [Ciaconius, Bd. 1, Sp. 1215] teilweise und 1712 vollständig [Pauli, Disquisizione, S. 100ff.] veröffentlichten Testament war der Neffe des Kardinals, Cristoforo Ammanati als Erbe eingesetzt. Allerdings wurde das Testamet durch Sixtus IV. außer Kraft gesetzt, der das Geld für die Arbeiten am Ospedale di Santo Spirito in Sassia, seinem Prestigeprojekt, verwenden ließ.

Quellen:
Der wesentliche Corpus von Briefen und Texten ist erhalten im ASR, Arm. 39, Tomo 10 [siehe dazu Hausmann, Armarium; Hausmann, Briefsammlung], der größte Teil des Epistolars ist ediert bei Cherubini, Lettere.

Literatur:
Cherubini, Paolo (Hg.): Jacopo Ammannati Piccolomini. Lettere (1444-1479), Rom: Istituto Poligrafico e Zecca dello Stato, Libreria dello Stato 1997 (= Pubblicazioni degli Archivi di Stato. Fonti 25, 3 Bde.)[Cherubini, Lettere]

Ciaconius, Alphonso [Chacon, Alonso]: Vitae et res gestae pontificum Romanorum et S.R.E. Cardinalium ab initio nascentis ecclesiae usque ad Clementem IX. P.O.M. [ ... ]. 4 Bde., Rom 1677 [Ciaconius]

Gherardi da Volterra, Jacopo: Il Diario Romano di Jacopo Gherardi da Volterra (7.9.1479-12.8.1484)

Hausmann, Frank Rutger: "Armarium 39, tomus 10 des Archivio Segreto Vaticano. Ein Beitrag zum Epistolar des Kardinals Giacomo Ammanati Piccolomini (1422-1479) und anderer Humanisten", in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 50(1971), S. 112-180 [Hausmann, Armarium]

Hausmann, Frank Rutger: "Die Benefizien des Kardinals Jacopo Ammanati Piccolomini. Ein Beitrag zur ökonomischen Situation des Kardinalats im Quattrocento", in: Römische historische Mitteilungen 13 (1971), S. 27-80 [Hausmann, Benefizien]

Hausmann, Frank Rutger: "Die Briefsammlung des Kardinals Giacomo Ammannati und ihre Bedeutung für die humanistische Briefliteratur des Quattrocento", in: Humanistica Lovaniensia 20 (1971), S. 23-36 [Hausmann, Briefsammlung]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1913ff., Bd. 2, S. 14 [HC]

Moroni, Gaetano: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni. 109 Bde., Venedig 1839-1879, Bd. 1, S. 22 [Moroni]

Pastor, Ludwig von: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters. 16 Bde., Freiburg i.Br. 1925-1933, 5.-7. Aufl. [Pastor]

Pauli, Sebastiano: Disquisizione istorica della patria, e compendio della vita di Giacomo Ammannati Piccolomini, Cardinale di S. Chiesa, detto il Papiense, vescovo di Lucca, e di Pavia, Lucca 1712 [Pauli, Disquisizione]

Pazstor, Edith: Ammannati, Jacopo. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Hg. v. Istituto della Enciclopedia Italiana, 62 Bde.ff., Rom 1960ff., Bd. 2, S. 802f. [DBI]

Weber, Christoph: Genealogien zur Papstgeschichte. 6 Bde., Stuttgart 1999-2002 (= Päpste und Papsttum 29, 1-6) [Weber, Genealogien]

Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
kein Eintrag