Giori, Angelo   † 1662-08-08
Giori, Angelo
Bearbeitet von: Carolin Behrmann / Ulrich Köchli
 
16722888

Kardinalsname, Vorname:
Giori, Angelo

Kreationspontifikat:
Urban VIII. Barberini

Geburtsdatum:
1586-05-11

Todesdatum:
1662-08-08

Geburtsort:
Capodacqua (Perguia)

Sterbeort:
Roma

Belege und Anmerkungen (Person):
Geburtsdatum: DBI, Bd. 55, S. 385
Todesdatum: HC, Bd. 4, S. 26
Geburts-/ Sterbeort: DBI, Bd. 55, S. 385

Vater:
Giori, Giovanni Francesco

Mutter:
Polini, Polidora

Kinder:
kein Eintrag

Geschwister:
Giori, Prospero

Neffen:
Giori, Cesareo

Onkel:
Giori, Cesareo

Tante:
kein Eintrag

Paten:
kein Eintrag

Sonstige Verwandte:
kein Eintrag

Belege und Anmerkungen (Familie):
Alle Angaben nach DBI, Bd. 55, S. 385-387

Ordens- und Kongregationszugehörigkeit:
-

Promotionstitel:
Dr. iur. utr.

Promotionsort:
Roma

Priesterweihe:
1643-07-13

Bischofsweihe:
kein Eintrag

Bischofsweihe durch:
-

Kreationsdatum:
1643-07-15

Bistümer:
-

Titelkirchen (nach HC):
1643-08-31 SS. Quirico e Giulitta

Protektorate:
-
Kongregationen:

  • 1643-1661: Concistorialis Congregatio [Conc]



  • 1644-1661: Boni Regiminis Congregatio [BR]



  • 1657-1661: Sacra Consulta [SC]



  • Fabricae S. Petri Congregatio [FAB]






Utriusque Signaturae Referendarius (VSR):
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Uditore di Rota:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Datario:
von: kein Eintrag
bis: kein Eintrag

Vicegovernatore:
kein Eintrag

Governatore:
kein Eintrag

Vicelegato:
kein Eintrag

Nunzio:
kein Eintrag

Legato:
kein Eintrag

Abbreviatore di parco maggiore:
kein Eintrag

Protonotario:
kein Eintrag

Chierico di Camera:
kein Eintrag

Auditore di Camera:
kein Eintrag

Tesoriere generale:
kein Eintrag

Chronologie der Karriere / Biographie:

  • 1586-05-11: Geburt Angelo Gioris in Capodaqua, heute Teil der Gemeinde Pieve Torina (Marken). Wächst in einfachen Verhältnissen auf. Geht nach Camerino und studiert Grammatik, unterrichtet in Elementarschule [DBI, Bd. 55, S. 385].



  • 1606: Geht zu seinem Onkel Cesareo Giori nach Rom. Hauslehrer der drei Kinder von Carlo Barberini (die späteren päpstlichen Nepoten und Kardinäle Francesco und Antonio und der zukünftige Principe di Palestrina Taddeo).  Wechselt dann an den Hof des Kardinals und späteren Papstes Maffeo Barberini [DBI, Bd. 55, S. 385]



  • 1623: Nach seiner Wahl zum Papst ernennt ihn Urban VIII. zum Cameriere segreto, kurz darauf zum Coppiere und später zum Altarista della Basilica di S. Pietro [DBI, Bd. 55, S. 386]



  • 1632 bis 1643: übernimmt das Amt des Segretario dei Memoriali [DBI, Bd. 55, S. 386].



  • 1632: wird mit der Oberaufsicht der Renovierungsarbeiten am Baptisterium des Lateran betreut [DBI, Bd. 55, S. 387]



  • ab 1635: Maestro di Camera von Urban VIII. [DBI, Bd. 55, S. 387]



  • 1643-07-15: Kardinalskreation [DBI, Bd. 55, S. 387]



  • 1657 bis 1661: Mitglied der Consulta Kongregation [DBI, Bd. 55, S. 387]


  • 1662-08-08: Stirbt in Rom. Er wurde seinem testamentarischen Wunsch gemäß in der Kirche S. Maria in Via in Camerino begraben [DBI, Bd. 55, S. 387]



Pfründen und Einkünfte:
Am 6. Juni 1626 werden ihm „frutti“ aus den vakanten Pfründen des verstorbenen Martino Caraffa zugesprochen. Die Camera apostolica bestätigt am 19. Juli 1644 eine monatliche provvisione von 110 scudi [DBI, Bd. 55, S. 387].

Erben:
Cesareo Giori (Sohn seines Bruders Prospero)

Testamentsvollstrecker:
kein Eintrag

Politische Stellung - klienteläre Bindungen:

Gioris Aufstieg an der römischen Kurie lief nicht über die typische kuriale Ämterlaufbahn, sondern hing wesentlich mit seiner engen Verbindung mit der päpstlichen Familie zusammen, deren Aufstieg er zuerst als Erzieher der künftigen Papstneffen und sodann als enger Mitarbeiter des späteren Papstes aus nächster Nähe verfolgen konnte.

Als Sekretär der Memoriali hatte er ab 1623 Bittschriften und Eingaben an den Papst entgegenzunehmen und zu beantworten. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ceva hatte er dabei jedoch kaum mehr Berührungspunkte mit der offiziellen Politik des Kirchenstaates. Seine Erhebung zum Kardinalat anlässlich der letzten Kreation Urbans VIII. ist wohl zuallererst als eine Dankesgeste gegenüber einem verdienten Familiaren zu verstehen.

Nach dem Tod seines langjährigen Padrone am 29. Juli 1644 zog sich Giori in sein Haus auf dem Gianicolo zurück. Sein Einsitz in vier kurialen Kongregationen, unter diesen die bedeutenden del Buon Governo, della Consulta sowie del Concilio, zeigen jedoch, dass er die folgenden Jahre keineswegs ein untätiges Altersdasein zu pflegen gedachte. Noch einmal konnte er sich seinen alten Padroni dienstbar erweisen, als diese 1645/48 im französischen Exil weilten [Köchli,

Als Bevollmächtigter und Vertreter der beiden Kardinäle Francesco und Antonio suchte er ihre römischen Interessen zu wahren. In dieser Eigenschaft überwachte er auch die Arbeit Berninis am Grabmal des verstorbenen Urban VIII. Nach dem Tod Taddeos in Paris am 14. November 1647 wurde Giori sodann zum Vormund dessen Söhne ernannt. Während dieser für die Barberini-Klienten schwierigen Zeit konnte er sich dennoch am neuen päpstlichen Hof einer gewissen Gunst erfreuen. So erhielt er im Oktober 1646 von Innozenz X. die begehrte facultas testandi und somit das Privileg, Einkünfte aus geistlichen Gütern an seine weltlichen Verwandten zu vererben. Parallel zu seinem Aufstieg an der römischen Kurie verlief auch derjenige seiner Familie in Camerino, in dessen städtisches Patriziat sie aufgenommen wurde. Gioris Bruder Prospero erlangte zudem das lukrative Amt eines Commissario militare für Umbrien und die Marken. In Camerino selbst erwarben die beiden Brüder einen der neuen familiären Stellung angemessenen Palast. Als Sommerresidenz diente spätestens ab 1645 das durch zahlreiche Zukäufe ausgedehnte Landgut „Maddalena“ im Umland der Stadt. In Camerino selbst liess Anglo Giori zwischen 1639 und 1643 die Kirche S. Maria in Via wieder herrichten. Bereits nach 1630 liessen die beiden Brüder in der Kathedrale zwei Kapellen ausschmücken. Verschiedentlich war Giori auch für die Belange seiner Heimatstadt eingetreten. Er starb in Rom am 8. August 1662. Sein Familienwappen trug das Barberini-Wappentier.

Bildung und Publikationen (Intellektuelles Profil):
bis 1606: Giori begann in Camerino das Studium der Grammatik und war einige Zeit als Lehrer tätig [DBI, Bd. 55, S. 385]

ab 1606: Nach seiner Ankunft in Rom führte er seine Studien fort: literarische Studien bei Alessandro Donati und Pietro Malaspina, Rhetorik bei Tarquinio Gallucci und Fabiano Strada, Griechisch beim Jesuiten Francesco Proficio, Logik und Physik beim Jesuiten Francisco Herrera. Aus dieser Zeit stammt das „Liber locutionum“ (1602) mit italienischen idiomatischen Redewendungen und den entsprechenden lateinischen Ausdrücken [BAV, Barb. Lat. 1730]. Nach einem gesundheitlich bedingten Abbruch dieser Studien, nahm er bei Bernardo Guglielmi und Antonio Ricciulli das Studium des kanonischen und zivilen Rechts auf, das er mit dem Doktorat abschloss [DBI, Bd. 55, S. 385]
Sonstige Anmerkungen:
Kunstförderung:



Giori war für verschiedene künstlerische Auftragsarbeiten zum sopraintendente ernannt worden:

- 1627-1647: Grabmal Urbans VIII. Giori beaufsichtigt die Arbeiten und das Grabmal wurde errichtet, als die Nepoten des verstorbenen Papstes im Parise Exil weilten [Behrmann, Reanimation]. Von seiner Tätigkeit in der Fabbrica-Kongragation zeugen einige Dokumente [Rice, Altarpieces, S. 73-76]

- 1632 vertraute ihm Urban VIII. die Oberaufsicht über die Arbeiten im Baptisterium des Laterans S. Giovanni in Fonte an, die bis dato der Kardinal Alfonso de la Cueva inne gehabt hatte [BAV, Ottob. lat. 3267, f. 337-338v = Bericht über die Finanzierungsstreitigkeiten der Restaurierungsarbeiten]. Der Architekt Domenico Castelli liess den Umgang um das Oktagon mit einer Holzdecke verkleiden und mit einem neuen Fußboden versehen. Außerdem wurde eine Kuppel mit acht Rundfenstern errichtet [DBI, Bd. 55, S. 385]



Giori war selbst Kunstsammler und hatte in seiner Villa "La Maddalena" zahlreiche Kunstwerke (u.a. von De Boulogne, Lorrain, Sacchi, Bernini) [Corradini]. Über seine enge Beziehung zu Gianlorenzo Bernini, siehe Feliciangeli.



Quellen:
Biblioteca Apostolica Vaticana, Barberiniani Latini, 1730, 8725, 8786, 8930 [BAV, Barb. Lat.]
Biblioteca Apostolica Vaticana, Urbinates Latini 13995 fol. 6‘ [BAV, Urb. Lat.]
ASR, Fondo Camerale I°, Depositaria Generale buste 1896-1913;
ASR, Fondo Camerale I°, Chirografi, T.IV, Reg. 156, Nr. 592;

Literatur:
Behrmann, Carolin: Kleiner Mann mit Geltungsdrang. Kardinal Angelo Giori (1586-1662) und die feinen Unterschiede im Kardinalskollegium. In: Karsten, Arne: Jagd nach dem roten Hut. Kardinalskarrieren im barocken Rom. Göttingen 2004, S. 172-185 [Behrmann, Kleiner Mann]

Behrmann, Carolin: Reanimation eines Papstes im Grabe. Das Grabmal Urbans VIII. In: Karsten, Arne; Zitzlsperger, Philipp (Hg.): Tod und Verklärung. Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit. Köln/Wien/Weimar 2004, S. S. 49-68 [Behrmann, Reanimation]

Corradini, Sandro: La collezione del Cardinale Angelo Giori. In: Antologia di Belle Arti I/1 (1977), S. 83-94 [Corradini]

Feliciangeli, Bernardino: Il cardinale Angelo Giori da Camerino e Gianlorenzo Bernini. Sanseverino 1917 [Feliciangeli]

Giordano, S.: Giori, Angelo. In: Dizionario Biografico degli Italiani. Hg. v. Istituto della Enciclopedia Italiana, 62 Bde.ff., Rom 1960ff., Bd. 55, S. 385-387 [DBI]

Harris, Ann Sutherland: Andrea Sacchi. Complete ed. of the paintings. With a critical catalogue. Princeton (N.Y.) 1977 [Harris]

Hierarchia Catholica medii (et recentioris) aevi sive Summorum Pontificum, S.R.E. cardinalium, ecclesiarum antistitum series, e documentis tabularii praesertim Vaticani collecta, digesta, edita. Ab anno 1198 ... . Hg. v. Conrad Eubel, Patrick Gauchard, Remigius Ritzler u.a., 9 Bde.ff., Padua, Regensberg 1935ff., Bd. 4, S. 26, 49 [HC]

Köchli, Ueli: Die Krise nach dem Papsttod. Die Barberini und Frankreich. In: Modell Rom? Hg. Büchel, Daniel; Reinhardt, Volker, Köln 2003, S.63-80 [Köchli, Krise]

Moroni, Gaetano: Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica da S. Pietro sino ai nostri giorni. 109 Bde., Venedig 1839-1879, Bd. 31, S. 269-270 [Moroni]

Rice, Louise: The Altars and Altarpieces of New St. Peter's. Outfitting the Basilica, 1621-1666, Cambridge 1997 [Rice, Altarpieces]


Literatur-Gesamtverzeichnis

Porträts:
- Sacchi, Andrea, Porträt des Kardinal Angelo Giori, Datum unbek., Öl/Leinwand, 135 x 105 cm, Privatbesitz seit 1906; Photo: Courtesy Witt Library (Abgebildet in: Sutherland Harris, Ann: Andrea Sacchi. Complete ed. of the paintings. With a critical catalogue. Oxford: Phaidon 1977)

- Clouet, Albert, Porträt Kardinal Angelo Giori, Stich, 191 x 146 mm, Titel: Angelus Tit. SS. Quirici et Iulitae S.R.E. Presb. Card. Giorius Camers 13. Iulu 1643. Obijt die 6. Augusti 1662, Romae: Io. Iacobi de Rubeis Formis, [16--] (Abgebildet in: Petrucci, Catalogo generale delle stampe..., 1953 n. 1196 (376)

- Marmorbüste in der Kapelle S. Pietro in der Kathedrale von Camerino (Abb. Philipp Zitzlsperger)