Mai 012009
 

Das Grabmal des Günstlings
Tagung des Forschungsprojekts „REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit“ am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
08. und 09. Mai 2009
Heilig-Geist-Kapelle
Spandauer Strasse 1
10178 Berlin

Die Gestalt des Günstlings als konstitutives Element frühneuzeitlicher Herrschaftspraxis ist verstärkt in den Fokus der historischen Forschung geraten. Dabei wurde die in der Vergangenheit häufig anzutreffende moralische Verurteilung des „Favoriten“ aufgegeben, zugunsten einer sachlichen Analyse seiner Rolle im Rahmen von Herrschaftsorganisation und Staatsbildungsprozess im Europa des 16. bis 18. Jahrhunderts. Die Figur des (häufig, aber nicht immer) aus vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen stammenden Höflings, der zum einflussreichen, oftmals die Linien der „großen“ Politik bestimmenden, das exklusive Vertrauen eines Herrschers besitzenden Günstling aufsteigt, findet sich in zahlreichen Varianten und tritt in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Kontexten auf.

Aufstieg und Fall des Günstlings und die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen sind inzwischen in einer Vielzahl von Einzelstudien untersucht worden, ebenso die Rolle von Günstlingen als Förderer von Kunst und Kultur. Hingegen stellt die (Selbst-)Darstellung der Favoriten nach ihrem Tod, nämlich in Gestalt des Grabmals, bisher einen blinden Fleck der Forschung dar. Ziel der REQUIEM- Tagung ist es, in einem ersten Schritt zu einer Bestandsaufnahme zu kommen: Wo ließen sich Günstlinge in welcher Form bestatten? Es geht darum, die Erinnerungspraxis sowohl im Hinblick auf langfristig erfolgreiche, wie auch auf gescheiterte, gestürzte Favoriten zu untersuchen. Darauf aufbauend soll der Versuch unternommen werden, Elemente einer „Typologie des Günstlingsgrabmals“ zu entwickeln.

Informationen und Programm:
Tagungsprogramm – Das Grabmal des Günstlings (PDF)

Programm

Freitag, 8. Mai 2009

13.00 Uhr Horst Bredekamp: Begrüßung
13.15 Uhr Arne Karsten: Einführung

Frankreich (Diskussionsleitung: Horst Bredekamp)

13.45 Uhr Christine Tauber (Bonn): Homo novus zwischen König und Kurie: Das Grabmal des Kardinals Jean de la Grange als legitimatorische Autobiographie post mortem
14.45 Uhr Gabriela Reuss (Paris): Celui qui fixait le plus l’attention. Das Grabmal Antoine Duprats in der Kathedrale Saint- Étienne in Sens
15.45 Uhr Kaffeepause
16.15 Uhr Sigrid Ruby (Gießen): Die Favoritin und ihr Ehemann: Die Grabmäler von Diane de Poitiers
17.15 Uhr Julian Blunk (Berlin): Das Grabmal des Guillaume Fouquet de la Varenne, oder: St. Louis vs. St. Denis
18.30 Uhr Umtrunk

Samstag, 9. Mai 2009

Der Kaiserhof und das Reich (Diskussionsleitung: Olaf B. Rader)

09.00 Uhr Inga Brinkmann (Berlin): Vetternwirtschaft, Begräbnisrecht und Grabmalssetzung. Grabmonumente als Zeichen gegenreformatorischer Politik im Umfeld Julius Echters von Mespelbrunn, Fürstbischof zu Würzburg
10.00 Uhr Philipp Zitzlsperger (Berlin): Die Grabmonumente des österreichischen Kardinals Melchior Khlesl
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Mark Hengerer (Paris): Die Grablegen österreichischer Günstlinge in Wien im 17. und 18. Jahrhundert

Rom (Diskussionsleitung: Benjamin Paul)

12.30 Uhr Almuth Klein (Nürnberg): Vom Gönner zum Günstling. Das Grab Carlo Borromeos in der Krypta des Mailänder Doms
13.30 Uhr Mittagspause (Büffet)
15.00 Uhr Thomas Pöpper (Leipzig): Das Grabmal der Vanozza da Catanei
16.00 Uhr Arne Karsten (Berlin): Die Gräber der Nepoten
17.00 Uhr Kaffeepause

Spanien (Diskussionsleitung: Birgit Emich)

17.30 Uhr Hillard v. Thiessen (Köln): Das Grabmal des Günstlings und Kardinal Lerma / Co-Referat: Judith Ostermann (Berlin): Aufstieg und Fall des Alvaro de Luna im Spiegel seines Grabmals
18.30 Uhr Katrin Zimmermann (Würzburg): Das Grabmal des Grafen von Monterrey in Salamanca – ein Mitglied der Olivares-Familie behauptet seinen Machtanspruch