Spargel à la Bismarck

Natürlich hat diese äußerst delikate Vorspeise kaum etwas mit dem „Eisernen Kanzler“ zu tun. Während in Frankreich Generäle und Marschäle sich nicht nur durch engagiertes Auftreten auf dem Schlachtfeld, sondern auch bei der Durchsetzung ihrer kulinarischen Ansprüche auszeichneten und einige von ihnen der Nachwelt allein durch die von ihnen entwickelten Gerichte und Saucen in Erinnerung geblieben sind, ist dergleichen für ihre deutschen, zumal die preußischen Kollegen ganz undenkbar. Vielleicht spiegelt sich die unterschiedlich glückliche Geschichte der beiden Nationen ja auch nicht nur in ihrer qualitativ sehr unterschiedlichen Küche selbst, sondern auch in der Namensgebung besonderer Nationalgerichte wider. Doch zurück zu unserem Rezept, dessen Name nun auch wieder nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen ist: tatsächlich gibt es sogar eine ganze Reihe von Gerichten „à la Bismarck“, was mit dem simplen Sachverhalt zu tun hat, dass der Reichskanzler sehr groß von Statur und deshalb mit den herkömmlichen Portionen nicht zufrieden war; so ließ er sie jeweils durch ein dazugegebenes Spiegelei ergänzen. Dass er dabei einen Vorteil darin sah, auf diese Weise nicht so oft essen zu müssen, sagt wohl alles über sein Verhältnis zur Küche aus. Auch hätte Bismarck an diesem leichten Rezept wohl kaum besondere Freude gehabt, es sei denn, man hätte ihm eine Sondergröße zubereitet, die normalerweise für vier Personen als Vorspeise reicht; dafür benötigt man: 250 gr. grünen Spargel, 4 Eier, Parmigiano, Salz, Pfeffer. Grüner Spargel hat den großen Vorteil, daß man ihn nicht schälen muß, zumindest, wenn er frisch ist. Die weißen Enden werden rücksichtslos abgeschnitten und der grünen Tonne überantwortet. Die Spargelstangen sodann in Stücke von der Länge des Mittelgliedes des kleinen Fingers (Handschuhgröße 8 1/2) schneiden und in reichlich gesalzenem Wasser kochen, bis sie gar sind, aber noch Biß haben; die Spitzen erst nach etwa fünf Minuten Kochzeit zu ihren Kollegen geben. In der Zwischenzeit die Eier trennen, die Eiweiß einzeln zu kleinen Spiegeleiern in Butter ausbraten, die Eigelb einzeln aufbewahren. Den Spargel nach Ende des Garungsvorganges abgießen, abtropfen lassen und gerecht auf die vier Eiweiß verteilen, die sich auf jeweils einem eigenen Teller befinden. Darauf je ein Eigelb, etwas salzen, pfeffern und mit gerieben Parmigiano - ausnahmsweise einmal nicht allzuviel davon - bestreuen. Von diesem Moment an bleibt es jedem Esser selbst überlassen, sich beim Verspeisen dieses Gerichtes an Bismarck erinnert zu fühlen, oder lieber nicht.

Zurück spacer Drucken