Mrz 012004
 

REQUIEM wird am 31. März 2004 drei Jahre alt –
Zeit, um ein kurzes Resümee und einen Ausblick zu wagen.

In Zusammenarbeit von Kunstgeschichtlichem Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Dr. Horst Bredekamp) und dem Historischen Institut der Universität Fribourg/Schweiz (Prof. Dr. Volker Reinhardt) werden die Grabmäler als kulturhistorische Quelle untersucht. Das methodische Vorgehen reicht in diesem umfassenden Rahmen von der werkimmanenten Stilanalyse bis zur Interpretation der soziohistorischen Entstehungsursachen der Grabmäler. Wurde das Grabmal bislang von der Wissenschaft vornehmlich als Memorialmonument verstanden, so verlagert das REQUIEM-Projekt den Schwerpunkt seiner Untersuchungen auf die Zukunftsorientierung gesellschaftlicher Gruppen, die das Grabmal unter den verschiedensten Aspekten der eigenen Statussicherung gezielt einsetzen.

Neben ihrer Form und Funktion ist die topographische und hierarchische Verteilung der Grabmonumente innerhalb der römischen Gesellschaft von hohem Interesse. Eine zentrale Fragestellung lautet mithin Wer setzt wann, wo und unter welchen Bedingungen wem ein Grabmal? Unter dieser Leitfrage haben wir im September 2002 eine Klausurtagung in Blankensee bei Berlin abgehalten, deren Ergebnisse in Kürze als Tagungsband erscheinen. Zudem sind in diesen Tagen zwei weitere Bücher des REQUIEM-Projekt erschienen einerseits eine Anthologie der Papstgrabmäler („Totenkult und Wille zur Macht“), andererseits eine Sammlung von Biographien zu Kardinälen der Frühneuzeit („Jagd nach dem roten Hut“), die als mikrohistorische Studien das bisweilen zwischen Heiligkeit und Korruption oszillierende „Berufsbild“ des Kardinals beleuchten (s. u.). Außerdem liegt nun eine Darstellung der Forschungsansätze des Projektes in englischer Sprache vor, die im Jahrbuch der Accademia di Danimarca „Analecta Romana. Instituti Danici, Bd. XXIX, Rom 2003, S.101-117“ erschienen ist.

Des weiteren freuen wir uns mitteilen zu können, daß die REQUIEM-Datenbank mittlerweile ihre technischen Kinderkrankheiten überwunden hat und reibungslos funktioniert. Inzwischen sind etwa 230 römische Kardinalsgrabmäler und prosopographische Daten zu 110 Kardinälen in die Datenbank eingespeist. Jeder Internetbenutzer kann die Datenbank (www.requiem-projekt.de) konsultieren und über die kombinierte Suchfunktion eine spezifische Datensuche ausführen lassen. Über Kritik sind wir ebenso dankbar, wie über jede Art von Zusammenarbeit (beispielsweise Datenkorrekturen und -austausch).

Schließlich ein Ausblick in die nähere Zukunft
Das REQUIEM-Projekt hofft von sich sagen zu können, daß es bereits nach drei Jahren einen für die kunsthistorische und historische Italienforschung belebenden Beitrag geleistet hat. Auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse ist eine dynamische Erweiterung des Projektes geplant. Die weiteren Ziele des REQUIEM-Projektes betreffen vor allem die Datenrecherche für die internetgestützte Datenbank und deren Auswertung. Mit der systematischen Aufarbeitung einzelner Kirchen wurde bereits begonnen. Dabei sind die Schwerpunkte vor allem auf das Quattrocento und das Settecento zu setzen, denn beide Jahrhunderte sind in bezug auf die Fragestellungen des REQUIEM-Projektes weitgehend unerforscht.