Grabmäler – Grabmalstypen
- Humanistengrabmal
Wandnischengrabmal, bei dem sich über zwei seitlichen Stützen ein verkröpftes Gebälk mit einer Archivolte erhebt. In die so gerahmte Nische ist der Sarkophag mit Gisant eingestellt. Das Tympanon zeigt typischerweise eine Darstellung der Mutter Gottes mit dem Jesusknaben. Dieser Typus, der vor allem im Quattro- und Cinquecento vorkommt, und seine Bezeichnung gehen auf das Grabmal des florentiner Humanisten Leonardo Bruni in Santa Croce, Florenz von Bernardo Rossellino zurück. Ein Beispiel ist das Grabmal von Cristoforo della Rovere in S. Maria del Popolo.
- Sfondrato-Typus
Nach dem Beispiel des Sfondrato-Grabmals benannter Typus des späten Cinquecento und des Seicento mit dreiachsigem Aufbau, bei dem die mittlere Travé in ihrer Höhe und Bedeutung betont ist. Hier befinden sich die bildliche Darstellung des Verstorbenen (typischerweise als Büste mit Adorationsgestus), der Epitaph und der eventuell vorhandene Sarkophag. Die Mittelachse trägt einem Giebelauszug, der von zwei Voluten auf den Seitenachsen umrahmt wird. Der namengebende Prototyp ist das Grabmal Emilio Sfondratos in S. Cecilia.
- Tabulariums-Typus
Angelehnt an das Prinzip des Tabulariums-Motivs werden Kolonnade und Arkade kombiniert. Der Großform (Gebälk tragende Stützen) wird eine zweite Form eingesetzt, die meist als Rundbogennische die Arkade vertritt. Ein Beispiel ist das Grabmal von Bartolomeo Roverella in S. Clemente.
- Triumphbogen-Typus
An die Form eines Triumphbogens erinnernder, dreiachsiger, in der Dimension der Traveen gestaffelter Wandgrabmalsaufbau. Es können zwei Formen unterschieden werden:
1. Klassischer Triumphbogen-Typus: nach dem Vorbild des Konstantinsbogens in Rom entwickeln sich über einem Sockel drei Rundbogenöffnungen, wobei die mittlere durch ihre Größe betont ist. Sie werden durch ein gemeinsames Gebälk, das eine mächtige, oft durch Reliefs gestaltete Attika ausbildet, überfangen. Die mittlere Trave kann als oberen Abschluss einen Giebel erhalten, der die in sich geschlossene Silhouette abrundet. Ein Beispiel ist das Grabmal Leos X. in S. Maria sopra Minerva.
2. Venezianischer Triumphbogen-Typus: auch hier wird eine zentrale Nische von zwei kleineren Rundbogennischen flankiert, wobei die mittlere aber das Gebälk durchstößt und der Segementbogen sich erst im Obergeschoss entfaltet. So wird die Silhouette aufgebrochen (Beispiel: Giovanni Michiel in S. Marcello al Corso). Dieser Typus ist auf venezianische Dogen-Grabmäler (Vendramin-Grab in SS. Giovanni e Paolo, Venedig) zurückzuführen.
- Tumba
Frei oder an der Wand stehendes, vollplastisches Grabmal auf rechteckigem Grundriss. Es gleicht einem Sarkophag, ist also sarkophagähnlich und daher als Tumba anzusprechen [zur Definition des Begriffs „Tumba“ vgl. Körner, Grabmonumente, S. 24]. Im Rom der Frühen Neuzeit ist die Tumba eine Ausnahmeerscheinung. Beispiele für die Tumba als Freigrabmal sind die Grabmonumente Martins V. in S. Giovanni in Laterano und Sixtus’ IV. in S. Pietro in Vaticano. Die Tumba an der Wand ist beispielsweise für Kardinal Giovanni Bessarion in SS. Apostoli belegt.
- Ädikula-Typus mit Dreiecks- oder Segmentgiebel
Verbreiteter, einachsiger Grabmalstypus des Quattro- und Cinquecento, bei dem über einem Sockel zwei Stützen ein Gebälk mit einem Dreicks- oder Segmentgiebel tragen. In die Stützen wiederum können Figurennischen eingelassen werden. Die Mittelnische bietet Raum für den Sarkophag mit Gisant. Ein Beispiel ist das Grabmal Pietro Riarios in SS. Apostoli.
- Ädikula mit Biforium
Sonderform des Ädikulatypus, bei der die Rückwand der zentralen Nische durch ein Biforium markant geschmückt ist. Ein Beispiel ist das Grabmal Louis d’Albrets in S. Maria in Aracoeli.
- Nischengrabmal
Das Nischengrab ist ein Wandgrabmal, das nicht flächig auf die Wand appliziert, sondern in eine markanten Nische eingelassen ist. Die Nische kann konkav (Rundnische, vgl. Alexander VII. in S. Pietro in Vaticano) oder rechteckig (vgl. Pietro Stephaneschi in S. Maria in Trastevere) sein. Handelt es sich um ein Nischgrab, ist damit nicht ausgeschlossen, daß dieses auch dem Typus der „Ädikula“ oder des „Tabulariums“ zugeordnet werden kann (z.B. Alessandro Falconieri in S. Giovanni dei Fiorentini).
- Obelisk- und Pyramiden-Grabmal
Bei diesem Typus ist die Obelisk- bzw. Pyramidenform das dominierende architektonische Element des Grabmals. Der Obelisk unterscheidet sich formal von der Pyramide durch die abknickende Spitze, dem so genannte Pyramidion. Beide Motive sind altägyptischer Herkunft. Die Pyramide erschien in Ägypten nicht nur als Grabbau sondern auch als Unsterblichkeitszeichen [Memmesheimer, Grabmal, S. 134]. Der Obelisk spielte im ägyptischen Sonnenkult eine wesentliche Rolle, war aber auch Herrschaftszeichen und Symbol des ewigen Lebens der Könige; in der ägyptischen Sepulkralkultur trat er nur vereinzelt auf [Memmesheimer, Grabmal, S. 127]. In der Literatur der frühen Neuzeit, z.B. in Emblembüchern, wurde nicht zwischen Obelisk und Pyramide unterschieden. Beiden wurden neben den oben aufgeführten Konnotationen als Symbol der unsterblichen Tugend des Verstorbenen verstanden [Memmesheimer, Grabmal, S. 130; siehe allgemein zu diesem Typus: Tosatti, Piramide].
- Epitaphgrabmal
Wandgrabmal, das entweder nur aus einem Epitaph besteht, oder zusammen mit figurativen Elementen in seiner Wirkung vom Epitaph dominiert wird. Für den ersten Fall vergleiche das Grabmal von Cesare Baroni in S. Maria in Vallicella; für den zweiten Fall vergleiche z.B. das Grabmal Luigi Capponis in S. Lorenzo in Lucina.
- Typen von Bodenplatten
1) Inschriftenplatte: Platten diesen Typus bestehen lediglich aus einer Steinplatte mit Epitaph, wie beispielsweise beim Grabmal von Marco Barbo in S. Marco.
2) Wappenplatte: unter diesen Typus fallen Bodenplatten, die entweder nur ein Wappen zeigen, wie etwa das Grabmal für Ottavio Belmosto in S. Carlo ai Catinari, oder neben diesem noch eine Inschrift besitzen, beispielsweise beim Grabmal Giorgio Dorias in S. Cecilia. Das Wappen kann sowohl monochrom als auch polychrom gestaltet sein.
3) Ornamentplatte: hierbei handelt es sich um Bodenplatten, die neben der Inschrift bzw. neben Inschrift und Wappen noch ornamentale Elemente aufweisen; ein Beispiel für diesen Typus ist das Grabmal für Giulio und Giambattista Spinola in S. Andrea al Quirinale.
- Sonderform
Manche Grabmonumente lassen sich nicht eindeutig einem der oben genannten Grabmalstypen zuordnen. Sie werden in der REQUIEM-Datenbank als „Sonderform“ bezeichnet.