Mai 102006
 

Vorträge im Rahmen der Ausstellung „Barock im Vatikan“
im Martin-Gropius-Bau in Berlin

Der Bann und die Bienen.
Berninis Grabmal Urbans VIII. Barberini und die Krise nach dem Papsttod
Vortrag von Carolin Behrmann

Mittwoch, 24. Mai 2006 | 18:30 Uhr

Als die Familie Papst Urbans VIII. Barberini nach seinem Tod in das französische Exil verbannt wurde, verlor sie Besitz, Ämter und soziale Position. Die aus der römischen Gesellschaft ausgeschlossene Familie und auch die ehemaligen Höflinge des Papstes mussten sich im Konkurrenzfeld der päpstlichen Wahlmonarchie neu verorten. Das prächtige Grabmal von Gianlorenzo Bernini für Papst Urban VIII. in der Apsis von St. Peter erhielt in dieser Übergangsphase zwischen Machtverlust und Rehabilitation eine nicht zu unterschätzende Bedeutung als kulturelles Kapital.

Carolin Behrmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin im Forschungsprojekt Requiem und promoviert ebendort.

Der Schöpfer des barocken Rom: Gianlorenzo Bernini
Vortrag von Dr. Arne Karsten

Mittwoch, 31. Mai 2006 | 18:30 Uhr

Gianlorenzo Bernini (1598-1680) hat Rom in besonderer Weise geprägt. Im Laufe seines Lebens diente er acht Päpsten als Architekt und als Bildhauer. Petersdom und Petersplatz, für den er die Kolonnaden entwarf, gehören neben zahlreichen weiteren Palästen und Kirchen zu seinen architektonischen Hauptwerken. Im Kontext seines sozialen und politischen Umfeldes beleuchtet der Vortrag die außerordentliche Produktivität des Künstlers und seinen gesellschaftlichen Erfolg.

Arne Karsten, geb. 1969, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin. Er promovierte zum Thema „Künstler und Kardinäle. Vom Mäzenatentum römischer Kardinalnepoten im 17. Jahrhundert“. Seine jüngste Publikation zum Thema „Bernini: Der Schöpfer des barocken Rom“ ist 2006 im Verlag C.H.Beck erschienen.

Ort: Martin-Gropius-Bau – Kinosaal
Eintritt frei
Martin-Gropius-Bau – Programm

Mrz. 102006
 

Tagungsbericht für H-ArtHist von Jeanette Kohl (Institut für Kunstgeschichte, Universität Leipzig)

Zur Tagung „Grab, Kult und Memoria“ des DFG-Projektes „REQUIEM. Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der frühen Neuzeit“, 17. – 19. Februar 2006 im Berliner Dom.

Als Gottvater sich entschloss, Adam ein wenig Gesellschaft zu verschaffen, spaltete er die Frau dem Leib des Mannes ab. Schon bald erliegt das Paar allerdings den Versuchungen der Visualität. Das göttliche Erkenntnisverbot wird vom Weib durchbrochen, die Augenlust zwingt den Erkenntniswiderstand in die Knie: „Da sah die Frau (.), daß der Baum eine Augenweide war und dazu verlockte, klug zu werden. Sie nahm von seinen Früchten und aß; sie gab auch ihrem Mann, der bei ihr war, und auch er aß. Da gingen beiden die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“ (Gen. 3,6f.).

Mit der Kausalkette von Augenlust, Erkenntnis und Scham sowie dem Verlust des Paradieses erhält der Blick auf das Schöne einen schalen Beigeschmack. Durch ihn kam der Tod auf den Menschen. Dass die Orte der Toten bisweilen selbst verführen wollen, sich als Augenweide präsentieren und allerlei Techniken der Persuasion aufbieten, mit diesem Umstand beschäftigt sich die Kunstgeschichte als Wissenschaft seit nunmehr über hundert Jahren. Sinnlichkeit, bildhafte Sinnfälligkeit und die ,Erscheinung‘ der Gräber werden hingegen von Vertretern der Geschichtswissenschaften oft als relative Unwägbarkeiten eher kritisch beäugt. Vielleicht ist es gar nicht so abwegig zu vermuten, dass die Sündenfallepisode ihre langen Schatten auch auf das Verhältnis der Geschichtswissenschaft zur Kunstgeschichte geworfen hat. Die Kunstgeschichte beharrt darauf, dass Augenlust und Erkenntnis eng verwobene Phänomene von Visualität sind, dass optisches Blendwerk dank der Sensibilität des geschulten Blickes zerlegend erfasst werden muss. Eben auf diese Kernkompetenz im Rangstreit um die Deutungshoheit der Bilder beruft sie sich seit geraumer Zeit, und zu Recht. Im Schauen liegt nicht selten der Kardinalsweg zur Erfassung von Bedeutung. Die Geschichtswissenschaft hingegen meidet zu ausgedehnte Blicke auf die verbotene Frucht.

Um so bemerkenswerter ist aus dieser Perspektive der rein bidisziplinäre Ansatz des REQUIEM-Forschungsprojektes unter der Leitung von Prof. Horst Bredekamp (Berlin) und Prof. Volker Reinhardt (Fribourg), das sich der Erfassung römischer Papst- und Kardinalsgrabmäler der frühen Neuzeit aus kunsthistorischer und historischer Perspektive gleichermaßen widmet. Die Gattung soll, so scheint es, zwischen Visualität und Historizität gleichsam in die Schere genommen und rundumanalysiert werden. Man durfte deshalb gespannt sein auf den Verlauf einer Tagung, die ausschließlich WissenschaftlerInnen der beiden Disziplinen und ihres hier postulierten unterschiedlichen Verhältnisses zur Phänomenologie des Objektes zusammenbrachte. Zentrale Frage war daher: Würden sich Wege und Methoden einer gegenseitigen Befruchtung abzeichnen bzw. praktizieren lassen, im Sinne eines reziproken „The more you know, the more you see“ / „The more you see, the more you know“?

Die Tagung, die als thematisch (bisweilen etwas beliebig) gegliederte Präsentation von Fallstudien konzipiert war, war der Frage nach den Zusammenhängen von politischen, sozialen und künstlerischen Entwicklungen in der Grabmalskultur von Renaissance und Barock gewidmet. Phänomene bildlicher Evozierung von Gruppenidentität, sozialer Distinktion sowie familiärer, dynastischer und konfessioneller Konkurrenzen innerhalb verschiedener ,europäischer‘ Kontexte wurden anhand der Monumente in insgesamt 16 Einzelreferaten präsentiert und ausgesprochen rege diskutiert (wie der Zuspruch zur Tagung überhaupt erfreulich groß war). Dies war nicht zuletzt der aufmerksamen Diskussionsführung der Moderationen Horst Bredekamps, Arne Karstens, Philipp Zitzlspergers und vor allem Volker Reinhardts geschuldet, dessen pointiert-thesenhafte Kommentare zu reichlich Rede und Gegenrede einluden.

Im Anschluss an die Begrüßung durch Horst Bredekamp im illustren Tagungsdomizil des Berliner Domes hielt Volker Reinhardt ein engagiertes, bisweilen provokantes Plädoyer für einen genauen Blick auf die individuellen Ausprägungen der Gedächtniskultur und ihrer Monumente, weg von schwachen Oberbegriffen à la kollektives Gedächtnis hin zu einer panoramatischen Er- und Umfassung des Phänomens anhand differenzierter und kontextualisierender Einzelanalysen. Als erkenntnisleitende Fragestellungen des REQUIEM-Projektes formulierte er aus seiner Sicht neben den Strategien der päpstlichen Erinnerungskultur auch die Bemessungskriterien des Erfolges und Misserfolges sorgfältig kalkulierter Memoria, ein Nachdenken über die Zielgruppenorientierung sowie das Problem der Rechtfertigung individueller Tugend- und Ruhmespropaganda in Bild und Text vor dem allwissenden Auge Gottes. Die für Reinhardt besonders interessante Frage der Asymmetrie von ursprünglicher Intention und tatsächlicher Rezeption von Grabmonumenten lässt sich allerdings, so steht zu befürchten, nur sehr schwer im Einzelnen nachweisen und auf ihre Gründe hin abklopfen.

Die erste Sektion widmete sich verschiedenen Spielarten der „Konstruktion der Erinnerung“. Nach einem Streifzug durch die Geschichte der politischen Instrumentalisierung von Begräbnisanlagen zur Legitimierung von Herrschaft durch Olaf B. Rader (Berlin) und einer Fallstudie zum memorialen self-fashioning eines karrierefrustrierten venezianischen Patriziers des Cinquecento von Benjamin Paul (Florenz), befasste sich Stefan Bauer (Rom) mit der Frage, inwieweit Grabmäler in der Papstgeschichtsschreibung der Renaissance eine Rolle gespielt haben. Dabei ließ sich exemplarisch anhand der Papstviten des Humanisten Platina nachweisen, dass die Monumente eine in aller Regel nur marginale Rolle in der Papsthistoriographie spielten. Da die Viten selbst Monumentcharakter hatten und Platinas paragonales Verständnis der storia als Lehrmeisterin gegenüber der ,stummen‘ Bildhauerkunst und der ,eitlen‘ Malerei den Primat des geschriebenen Wortes propagierte, verwundert dies wenig. Andererseits kann das völlige Verschweigen eines Grabmals in der Papstvita Züge einer damnatio memoriae annehmen, wie im Falle Pauls II. Interessant für diese Analyse des Verhältnisses von geschriebener Geschichte und gebauter Memoria könnte in Zukunft sicher auch der Einbezug des Genres der Grabreden sein, die nicht selten die Ikonographie von Memorialbauten aufgreifen, sie paraphrasieren und performativ verstärken.

Strategien der „Vereinnahmung des Raumes“ wurden in der anschließenden Sektion untersucht, wobei sich die Beiträge nicht zuletzt durch ihre geographische Streuung gut ergänzten. Steffen Krämer (München) erläuterte anhand des spektakulären Chorneubaus der ehemaligen Stiftskirche in Bristol die raumstrukturierende und architekturtypologische Formulierung eines weltlichen Herrschaftsanspruches des Adelsgeschlechtes der Lords of Berkeley. Kilian Heck (Frankfurt) beschäftigte sich in einem spannenden und thesenreichen Vortrag mit dem räumlich expansiven Charakter der Grablegen des deutschen Hochadels in der frühen Neuzeit. Er plädierte dabei methodisch für ein Abrücken von rein typologischer Kategorisierung der Grabstätten hin zu einem sphärischen oder konzentrischen Modell, anhand dessen „Körpergebiete“ (im Sinne Helmuth Plessners) in ihrem Herrschaftsanspruch analysiert werden können. Die Verräumlichung von Herrschaft durch die Besetzung des Raumes mit vom Körper abgelösten Zeichen genealogischer Identität spielt gerade bei den lutherischen Fürstengräbern eine herausragende Rolle, anhand derer Heck sein Paradigma der gleichermaßen raumschaffenden wie identitätsstiftenden Sphärenbildung erläuterte. Die hier aufgeworfene Grundsatzfrage, wo denn das Grab beginne und wo es aufhöre, wurde – unter den in vieler Hinsicht anders gearteten Vorzeichen des römischen Hochbarock – auch im Vortrag von Peter Stephan (Jena) aufgegriffen. In einer erhellenden Interpretation der genitilizischen Kodierung der urbs eterna durch die Grabmäler Sixtus V. und Alexander VII. gelang ihm eine interessante Rekonstruktion päpstlicher Strategien der Aneignung und ,Überschreibung‘ von Emblemata und ihrer sinnfälligen Positionierung innerhalb des römischen Stadtraumes. Die Ortswahl der Monumente und Wappenembleme markierte dabei, wie Horst Bredekamp bemerkte, regelrechte ,Heilsitinerare‘ der Päpste und ihrer Nepoten.

Um Fragen von „Status und Legitimation“ ging es in der dritten Sektion, an deren Beginn ein Beitrag von Carolin Behrmann (Berlin) stand. Sie lenkte den Blick von Rom nach Paris, um anhand zweier Fallstudien der Frage nachzugehen, wie römische Kardinäle, angesichts ihrer engen Beziehungen zum französischen Königshaus, in der Gestaltung ihrer Grablegen von römischen Repräsentationsstandards abwichen und ihren Status in einem anderen kulturellen Kontext verdeutlichten. Birgit Emichs (Freiburg i.Br.) Untersuchung der Gräber römischer Staatssekretäre des 17. und 18. Jahrhunderts unternahm den Versuch einer entwicklungsgeschichtlichen Einordnung dieser bislang noch nicht als Gruppe erfassten Monumente auf breiter Datenbasis. Zwar konnte festgestellt werden, dass sie primär als Zeichen der erfolgreichen Amtsführung des Individuums jenseits seiner klientelären Bindungen konzipiert sind; die Geschichte der Entwicklung des Amtes jedoch spiegelt sich nicht immer in der Gestaltung der Grabmäler wieder. Hier konnte Volker Reinhardt die Berechtigung seiner Forderung nach differenzierter Fallanalyse dann bestätigt sehen. Der Vortrag von Martin Gaier (Basel) ging auf die Gründe der Entstehung und Popularität des Bildformulars der halberhobenen Liegefigur im oberitalienischen Cinquecento ein, das einerseits auf etruskische Grabbilder rekurriert, zum anderen ein dezidiert humanistisches Anspruchsdenken und die Zugehörigkeit zum hohen Klerus dokumentiert. Oberitalienische Protonotare konnten sich hier auf römische Kardinalsgrabmäler beziehen, um ihren Status zu signalisieren. Der demi-gisant geriet so zu einer propagandistischen Chiffre des Erfolges und der gelebten virtutes der Verstorbenen.

Dem spannenden Feld der „Familienkonkurrenzen“ und seiner Auswirkung auf die Sepulkralkunst widmete sich die vorletzte Sektion. Konkurrenzen, genealogische Defizite und Legitimationsdruck sind, dies wurde auf der Tagung erneut klar, die mächtigsten Schubkräfte zur Aufwandssteigerung an Grabmälern. Einen solchen Fall defizitärer Abkunft und der damit verknüpften Nobilitierungsversuche führte anschaulich Leon Lock (London) am Beispiel der Brüsseler Grablege des Lamoral des Tassis (Thurn und Taxis) vor. Mit ihr offenbart sich ein Anspruchsdenken, das sich über die Rückbindung an barocke römische Grabkapellen (allen voran der Cappella Chigi) bewußt deviant und international gibt, um das Prestige der Familie zu erhöhen. Eine Rechnung, die aufging, da Lamorals Sohn zum Reichsfürsten avancierte. Als Paradefall einer politischen Instrumentalisierung des Grabmals für dynastische Ansprüche präsentierte Julian Blunk (Dresden/Paris) die spektakuläre Doppeldecker-Grablege Ludwigs XII. und seiner Frau Anne de Bretagne in Saint-Denis. Blunks These, der für das französische Kronland bis dahin ungewöhnliche Typus des Grabmals sei weniger zeitgenössischen Staatslehren geschuldet als einer bewußten Aneignung der Formen des Grabmals Gian Galeazzo Viscontis in der Certosa di Pavia, wurde ausführlich diskutiert. Wenig Zweifel dürfte daran bestehen, dass sich für die Valois in ihrem von Gian Galeazzo abgeleiteten Anspruch auf das Herzogtum Mailand das Paradegrabmal der verfeindeten Sforza als typologischer Ausgangspunkt anbot. Ihr ambitioniertes Konkurrenzprojekt trägt somit Züge der Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln und stellt sich, wie Horst Bredekamp zu Recht hervorhob, als „Zitat im Sinne Hans-Jochen Kunsts“ dar. Ob man jedoch aufgrund des Fehlens von Herrscherinsignien auf dem oberen Teil des Doppeldeckergrabes in St. Denis zwingend die mittlerweile bei diesem Grabmaltypus übliche Kantorowicz-Schelte betreiben muss, dies wurde kontrovers in der Diskussion thematisiert. Tanja Michalskys (Frankfurt) Beitrag, der eine Topologie der Erinnerung im Stadtraum Neapels nachzeichnete – und den man vielleicht lieber in der Sektion zu Vereinnahmung des Raumes gesehen hätte -, operierte methodisch erfreulich reflexiv mit einer Problematisierung des statischen zugunsten eines relationalen Raumbegriffes in historischer Perspektive. Sie konnte zeigen, dass trotz der Querelen und Konkurrenzen innerhalb der engmaschigen Netzwerke des neapolitanischen Adels im 16. Jahrhundert eine Gruppenidentität über die Wahl der Begräbnisorte, ihrer Typik und Ikonographie gesucht wurde, die sich im Bild der Stadt kartieren lässt. Almut Goldhahn (Venedig) beschloss die Sektion mit einem genauen Blick auf das Grabmal Clemens XIII. Rezzonico (1758-1769) in Sankt Peter vor dem Hintergrund der sich wandelnden Formen des Nepotismus im 18. Jahrhundert. Die Abschaffung des Amtes des Kardinalnepoten im Jahre 1692 führte keineswegs zu einem Versiegen der Vetternwirtschaft. Aus Kardinalnepoten wurden Nepotenkardinäle, die im Falle Clemens XIII. durch ein aufwändiges, bei Antonio Canova in Auftrag gegebenes Grabmonument ihre Dankbarkeit bezeugten.

Bettina Braun (Paderborn) eröffnete die Schlusssektion „Nation und Konfession“ mit einem Beitrag zu den Gründen und Strategien der Wahl des Begräbnisortes von Bischöfen in der Germania Sacra der frühen Neuzeit. Diese Wahl, so das Fazit, motivierte sich vor allem aus der jeweils bevorzugten memorialen Selbstdarstellung in bischöflicher, landesherrlicher oder dynastischer Perspektive. Ein interessanter Einblick in Aspekte der historischen Körpergeschichte erfolgte über einen Exkurs zur Praxis der Leichenteilung und der bischöflichen Herz- und Eingeweidebestattungen der frühen Neuzeit. Naima Ghermani (Amiens) untersuchte die Grabmäler der sächsischen Kurfürsten in Wittenberg (1527, 1533) unter dem Aspekt konfessioneller Identitätsbildung. Innerhalb des letztlich gescheiterten Projekts der Etablierung einer wettinischen Nekropole in Wittenberg „überlebten“ die beiden Monumente in situ, vor allem aber durch ihre Verbreitung in Kupferstichen, als Ikonen des reinen Luthertums. Das ambitionierte Vorhaben verwandelte sich so in medialer Verschiebung zu einem symbolträchtigen Bild. Last not least befasste sich auch Alexander Markschies (Aachen) mit einem französischen Herrschergrabmal von hohem Anspruchsniveau und dezidiert politischer Aussageabsicht. Das von Anne de Bretagne in Auftrag gegebene Monument François II. und der Marguerite des Foix in Nantes wurde als Monument der Unabhängigkeit von Frankreich neu gedeutet und als Ort der Inszenierung der Königsgleicheit der bretonischen Herzöge ikonographisch aufgeschlüsselt. Markschies‘ kunsthistorische Analyse der Grabanlage, der Auftraggebermotivation und der Strategien zur Herstellung eines historischen Anspruchsniveaus schlossen ganz trefflich den Bogen zur ersten Rednerin der Sektion – in der Geschichte des Herzreliquiars der Anne de Bretagne – sowie zum ersten Referat der Tagung – in der Herausarbeitung politischer Instrumentalisierung von Begräbnisanlagen zur Herrschaftslegitimierung in Zeiten der Krise.

Ein erfreulicher Erkenntnisgewinn, der aus der Eigendynamik der Veranstaltung hervorging, liegt in der Feststellung, dass die Kategorie des Raumes – historisch, dynamisch und relational begriffen – ein offenbar sehr starkes, tragfähiges und erkenntnisleitendes Paradigma zur Bewertung der Manifestationen und Orte der Memoria darstellt. ,Kontextualisierung‘ muss daher das zentrale Schlagwort jenseits rein ikonographischer, typologischer und biographischer Monumentanalyse heißen. Dies ist auch vom Team des REQUIEM-Projektes als wegweisender Output der Tagung mit Begrüßung aufgenommen worden. Was allerdings quasi als Kehrseite dieses Zugewinns auffiel, war das weitgehende Ausblenden produktionsästhetischer Fragestellungen sowie solcher des Materials, des Stils und der spezifischen Ästhetik der Objekte im Horizont ihrer historischen Wirkung und Wahrnehmung. Aber auch der im Titel der Tagung geführte „Kult“ kam zu kurz. Insgesamt war die Mehrzahl der Beiträge stark sozial- und motivationsgeschichtlich eingefärbt bzw. auf Repräsentationsstrategien und Rezeptionswege von Fallbeispielen hin konzipiert – aber dies war ja im Konzept zur Tagung auch so vorgesehen. Hier orientierten sich die kunsthistorischen Beiträge ganz offenkundig stärker zur Nachbardisziplin hin als dies umgekehrt der Fall war.

Daher sei als Anregung für die Historiker erlaubt, sich – wo möglich – auch einmal differenzierter auf die visuellen, ästhetischen und spezifisch inszenatorischen Phänomene, die sich mit Grabanlagen verbinden, einzulassen. Eine Sensibilisierung für die Objekte, die mehr sind als die Summe ihrer Teile und auch mehr sind als die Bilder zum Text, sowie für den methodischen Zugriff, der sich aus ihnen ableiten und problematisieren lässt, wünschte man sich hier durchaus manchmal. Auch wenn die Deutungshoheit in Sachen Visualität der sinnlichkeitsempfänglicheren Eva-Disziplin zukommt, so sollte man doch hoffen, dass ein wenig der Bildsensibilität auf die Adam-Disziplin übergeht, wie dies im umgekehrten Falle der historischen Verortung und Erschließung von Kunstobjekten durch die Kunstgeschichte bereits der Fall ist. Wenn sich innerhalb des REQUIEM-Projektes dieser Weg der gegenseitigen Befruchtung und des Abfärbens von Kernkompetenzen ausgeglichen entwickeln ließe, so wäre dies ein guter Weg, für dessen Beschreitung die anregende Berliner Tagung wichtige Impulse geliefert hat.

Redaktion: Livia Cárdenas

arthist.net – Tagungsbericht
arthist.net – Tagungsbericht – PDF

Mrz. 012006
 

Artikel zur REQUIEM-Tagung von Christine Tauber

in F.A.Z., 22.02.2006, Nr. 45 / Seite N3

Glanz und Elend gebauter Erinnerung
Grab, Kult und Memoria: Eine Tagung des Berliner Requiem-Projekts

„Liebe Freunde des Morbiden“ – mit diesen erhebenden Worten leitete Horst Bredekamp am vergangenen Wochenende eine Tagung zum Thema „Grab, Kult und Memoria“ im Berliner Dom ein. Doch morbide ging es ganz und gar nicht zu, vielmehr hochkalkulatorisch, hochkonstruktivistisch und hochpolitisch. Volker Reinhardt formulierte eingangs provokante Fragen von globaler Reichweite zum Thema des gestifteten Gedenkens und der gebauten Erinnerung im Grabmal: Zwar sei nicht zu leugnen, daß Memorialstiftungen stets bestimmten Intentionen folgten, doch sei es fraglich, ob sie dann tatsächlich auch so rezipiert wurden, wie sie intendiert waren. Memoria trägt nämlich bisweilen Züge von Fortuna, da sie nur allzuoft macht, was sie will, und kaum steuerbar ist. Die erhoffte Rendite der Investition sozialen Kapitals ist somit im Falle von Gedächtnisstiftungen schlecht kalkulierbar.

Die andere entscheidende Frage, ob die ausführenden Künstler, die leider in den Diskussionen der Tagung eher marginalisierte Gestalten waren, sich jederzeit zu willigen Vollstreckern der inhaltlichen Auftraggeberwünsche degradieren ließen, wurde nicht gestellt. Mit einem erfrischenden Seitenhieb auf die derzeit grassierende Erinnerungsmode und die florierende Gedächtnisindustrie plädierte Reinhardt weiterhin dafür, das schwache Theorem des kollektiven Gedächtnisses endlich aus den Fesseln des Kollektivismus zu befreien, statt dessen lieber von „vielfältigen Erinnerungen“ zu sprechen und damit dem notwendig je individuellen Gedächtnis einen schärferen erkenntnistheoretischen Status zu verleihen.

Ausgerichtet wurde der Convegno vom Berliner „Requiem-Projekt“, das in den vergangenen Jahren durch eine Vielzahl von Veröffentlichungen und anregenden Beiträgen zur Sepulkralforschung, insbesondere im Umfeld der römischen Kurie und der dortigen Papst- und Kardinalsgräber, hervorgetreten ist. Ein Hauptthema und gewissermaßen den roten Faden der Fallstudien zu einzelnen Grabmälern, die auf ihre repräsentativen, memoriastiftenden und herrschaftslegitimatorischen Intentionen hin abgeklopft wurden, bildete die Frage nach Raumstrukturierung und Vereinnahmung von Raum als „Gedenk- und Repräsentationsraum“ in Totengedächtnis und Grabmalbau.

Tanja Michalsky (Frankfurt am Main.) versuchte in einer übergreifenden Fragestellung nachzuzeichnen, wie sich um 1500 eine adelsdominierte „Topologie der Erinnerung“ im Stadtraum von Neapel ausformt, wie soziale Netzwerke in der urbanen Topographie ablesbar werden. Einem essentialistischen und damit statischen Raumbegriff stellte sie programmatisch den dynamischen Raum entgegen, der sich je situativ in der konkreten sozialen Interaktion überhaupt erst konstituiert. Konkret verfolgte sie diesen Prozeß an Strategien der Monumentsetzung in San Domenico und den dortigen Adelsgrabmälern und Familienkapellen. Abschließend erklärte sie, hingerissen von ihrem Material, die Untersuchung der Materialität sozialer Räume zu einer möglichen neuen Aufgabe einer richtig verstandenen interdisziplinären kunsthistorischen Forschung.

Kilian Heck (Frankfurt am Main) rekonstruierte überzeugend das sichtbare Abstecken eines dynastischen Machtbereichs durch heraldische Zeichensetzung. Am Beispiel des lutherischen Herzogs Ulrich von Mecklenburg und seiner Grablege in der Güstrower Domkirche konnte er zeigen, daß diese dynastischen Duftmarken stets besonders dicht im Zentrum und an den Grenzen als den neuralgischen Punkten des Territoriums gesetzt wurden. In einer Art Extension der memorialen Sinnstiftung, die sich vom Körper des Verstorbenen über Leichentuch, Sarg, Grabmal, Aufstellungsort, Trauerzug, Einbindung des Kirchengebäudes in die Stadt und in das herrscherliche Territorium nachvollziehen läßt, wandern die heraldischen Zeichen gelungener Adelsproben und mit ihnen der herzogliche Macht- und Legitimationsanspruch bis an die Landesgrenzen.

Besonders prägnant greifbar wurde die Strategie der Raumbesetzung auch in Steffen Krämers (München) Analyse des Chorneubaus der ehemaligen Stiftskirche von Bristol. Denn die einzelnen Familiengrabstätten der Lords of Berkeley an den dortigen Innenseiten der Außenwände wurden konsequent nach den beiden Himmelsrichtungen alternierend besetzt und „umfingen“ so den gesamten Chorraum sukzessive von Norden und Süden. Indem der ausführende Künstler sich in diesen Partien seines Chorbaus auf das Repertoire königlicher Schloß- und Hallenbauten bezog, stiftete er, so Krämers These, eine betont weltlich konnotierte Memoria im sakralen Raum. Die außergewöhnlichen und bislang als Launen eines unbekannten Künstlergenies interpretierten Formgebungen erschließen sich damit als gezielte Rückgriffe auf formale Vorbilder aus dem weltlichen Machtbereich.

Repräsentative Übertrumpfung post mortem war eine Strategie, die unterschiedliche formale Ausprägungen erfahren konnte. Ein besonders prägnantes Beispiel bietet ein neapolitanisches Grabmal in San Domenico Maggiore: Dort wurde im achtzehnten Jahrhundert ganz ostentativ das Grab des Feldherrn Nicola Sangro auf das aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammende des Placido Sangro gepfropft, um die repräsentative Veredelung der Grablege im Sinne des später Verstorbenen sinnfällig zu machen.

Doch auch prononcierte typologische und stilistische Bezugnahmen auf Vorgängermonumente konnten Ausdruck von Konkurrenzdenken und Überbietungsstreben sein. Eine höchst spannende Fallrekonstruktion dieser Art präsentierte Florian Blunk (Dresden/Paris) am Beispiel des frühesten der von Erwin Panofsky so bezeichneten Doppeldeckergrabmäler in Saint-Denis. Blunk interpretierte das Grabmal von Ludwig XII. und Anne de Bretagne, das vor allem durch die expressive Darstellung der toten Körper im unteren Register schaurige Berühmtheit erlangt hat, als einen prononciert vorgetragenen Erbanspruch auf Mailand. Indem die formale Gestaltung des Grabmals sich explizit auf das Grab von Gian Galeazzo Visconti in der Kartause von Pavia bezieht, wird insbesondere nach dem realpolitischen Scheitern von Francois I, dem Auftraggeber des Grabmals, im Desaster von Pavia dieser Anspruch in einer Art Denkmalkrieg ausgefochten.

Blunk leitete seinen Vortrag mit kritischen Bemerkungen zur These von Ernst Kantorowicz über die beiden Körper des Königs ein – eine Kritik, die mittlerweile zum guten Ton der Grabmalforschung zu gehören scheint wie vormals die allgegenwärtige Zweikörperfloskel selbst in Überschriften des gehobenen Feuilletons. Ob freilich das Fehlen von königlichen Insignien und der hohe Grad der Individualisierung der beiden knienden Porträtfiguren schon ausreicht, um die These einer Darstellung des unsterblichen Königsamtes zu kippen, sei dahingestellt.

Mit einem anderen, diesmal dem genuin französischen Kontext entspringenden Vorbild für das Grabmal in Saint-Denis beschäftigte sich Alexander Markschies (Aachen). Formulierte das Grabmal Ludwigs XII. den Anspruch der französischen Krone auf das Herzogtum Mailand, so strebte das Grab, das Anne de Bretagne in Nantes für ihre Eltern, Francois II und Marguerite de Foix, errichten ließ, nach noch Höherem: Mit ihm sollte die prätendierte Königsgleichheit der bretonischen Herzöge petrifiziert werden.

Insgesamt zeichnete sich die monarchisch strukturierte Leitkultur im französischen Kontext als aufschlußreiche und noch näher zu untersuchende Kontrastfolie für die römisch-päpstlichen Grabmäler ab, wie auch der Beitrag von Caroline Behrmann (Berlin) zu Pariser Kardinalsgräbern verdeutlichte. Auch dies war ein anregendes Ergebnis der Tagung, das sicherlich in die weiteren Forschungen des Requiem-Projekts einfließen wird.

Feb. 032006
 

 

GRAB, KULT UND MEMORIA

17. bis 19. Februar 2006

Eine Tagung des Projekts REQUIEM

Humboldt Universität zu Berlin
Berliner Dom, Hörsal 348, Portal 2
(linkes Portal auf der Lustgartenseite des Doms)
Am Lustgarten
10999 Berlin

 

 

Die Auseinandersetzung mit dem Tod und die Konstruktion von Erinnerung stellt eine anthropologische Konstante dar. Ihr kommt seit jeher für die Stabilisierung von Herrschaftsverhältnissen wie auch bei der Neuordnung von labilen gesellschaftlichen Konstellationen eine zentrale Funktion zu.

Das vom Forschungsprojekt „REQUIEM – Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit“ organisierte Kolloquium widmet sich der Frage, warum und in welcher Form Totenkulte als Trumpfkarten im Spiel um Macht und Herrschaft eingesetzt wurden.

Zentrales Thema der Tagung sind die Zusammenhänge zwischen politischen, sozialen und künstlerischen Entwicklungen im Spiegel der Grabmalskultur der Frühen Neuzeit. Tod und Totengedenken als Vehikel sozialer Distinktion sollen anhand von Beispielen aus verschiedenen europäischen Kulturzentren verglichen werden. Zwischen den Polen von Grabmalsstiftung und Grabmalszerstörung gehen die Vorträge auf die Konkurrenz von Familien, Konfessionen und Staaten ein.

Grab-Kult-Memoria-Tagungsprogramm-PDF

Programm:

Freitag, 17. Februar 2006
Eröffnung der Tagung

14.30 Uhr Begrüßung
Horst Bredekamp (Humboldt Universität zu Berlin)

14.45 Einführung
Volker Reinhardt (Universität Freiburg, CH)

SEKTION I.
Konstruktionen der Erinnerung

15 Uhr
Olaf Rader (Berlin)
Legitimationsgenerator Grab: Zur politischen Instrumentalisierung von Begräbnisanlagen

– Pause –

16.30 Uhr
Stefan Bauer (Rom)
Grabmäler in der Papstgeschichtsschreibung des 15. und 16. Jahrhunderts

17.30 Uhr
Benjamin Paul (Florenz)
„Erst kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ – Die gescheiterte Karriere des Jacopo Soranzo (1518-99) im Spiegel seines Grabmals

18.30 Uhr
Diskussion unter der Leitung von Volker Reinhardt, Freiburg (CH)

Samstag, 18. Februar 2006
SEKTION II.
Vereinnahmung des Raumes

9 Uhr
Steffen Krämer (München)
Die architektonische Inszenierung einer herrschaftlichen Grablege – der Chorneubau der ehemaligen Stiftskirche in Bristol

10 Uhr
Kilian Heck (Frankfurt)
Wo beginnt das Grab – und wo hört es auf? Überlegungen zur sphärischen Bestimmbarkeit des Grabmalortes am Beispiel des deutschen Hochadels vom 15. bis 17. Jahrhundert.

– Pause –

11.30 Uhr
Peter Stephan (Jena)
Der Griff nach den Sternen: Die gentilizische Kodierung des römischen Stadtraums durch Grabmäler unter Sixtus V. und Alexander VII.

12.30 Uhr
Diskussion unter der Leitung von Arne Karsten, Berlin

SEKTION III.
Status und Legitimation

15 Uhr
Carolin Behrmann (Berlin)
Nicht in Rom. Kardinalsgrabmäler des 17. Jahrhunderts in Paris

16 Uhr
Martin Gaier (Basel)
Zur Verbreitung und Bedeutung des demi-gisant in der oberitalienischen Grabplastik

– Pause –

17.30 Uhr
Birgit Emich (Freiburg i. Br.)
Tod in der zweiten Reihe – Die Gräber der Staatssekretäre in Rom

18.30 Uhr
Diskussion unter der Leitung von Philipp Zitzlsperger

Sonntag, 19. Februar 2006
SEKTION IV.
Familienkonkurrenzen

9 Uhr
Leon Lock (London)
Die Thurn und Taxis in Brüssel. Gedenkkapellen, Grabmonumente und der Internationalismus ihrer Strategien sozialer Differenzierung

10 Uhr
Julian Blunk (Dresden/Paris)
Das Grabmal Ludwigs XII. in Saint-Denis. Zum sepulkralen Denkmalkrieg zwischen den Häusern Valois und Sforza

– Pause –

11.30 Uhr
Tanja Michalsky (Frankfurt/Main)
Topologie der Erinnerung. Dauerhafte Netzwerke des neapolitanischen Adels um 1500

12.30 Uhr
Almut Goldhahn (Venedig)
Das Grabmal Clemens` XIII. Rezzonico (1758-1769) in Sankt Peter

13.30 Uhr
Diskussion unter der Leitung von Horst Bredekamp, Berlin

SEKTION V.
Nation und Konfession

15.30 Uhr
Bettina Braun (Paderborn)
Die Memorialkultur in der Germania Sacra in der Frühen Neuzeit

16.30 Uhr
Naima Ghermani (Paris)
Die Grabmäler der sächsische Kurfürsten in Wittenberg (1527 und 1533). Das Grabmal als Zeichen der konfessionellen Identität

– Pause –

18 Uhr
Alexander Markschies (Aachen)
Das Grabmal des Francois II. und der Marguerite de Foix als Monument einer von Frankreich unabhängigen Bretagne: Bemerkungen zu seiner Entstehung und Wirkung

Diskussion unter der Leitung von Wolfgang Reinhard, Freiburg i.Br.

Veranstalter:
REQUIEM
Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit

Humboldt Universität zu Berlin
Kunstgeschichtliches Seminar
Dorotheenstr. 28
10117 Berlin

Veranstaltungsort:
Berliner Dom
Hörsaal 348, Portal 2
(linkes Portal auf der Lustgartenseite des Doms)
Am Lustgarten
10099 Berlin

Verkehrsverbindungen:
Bus 100, 200, 348 – Haltestelle: Lustgarten/Museumsinsel
S-Bahn oder Tram – Haltestellen: Hackescher Markt, Friedrichstrasse

Kontakt:
Dr. Arne Karsten
E-Mail: arne.karsten@requiem-projekt.de
Telefon: [+49] [0]30 – 2093 – 4449

Dr. Philipp Zitzlsperger
E-Mail: philipp.zitzlsperger@requiem-projekt.de
Telefon: [+49] [0]30 – 2093 – 4457

Jan. 022006
 

Vortrag im Rahmenprogramm zur Ausstellung

BAROCK IM VATIKAN.
Kunst und Kultur im Rom der Päpste II

Mittwoch, 11. Januar | 19 Uhr

Carolin Behrmann
Macht – Krise – Memoria
Gianlorenzo Berninis Grabmal für Urban VIII. und die Familie Barberini

Das Grabmal des Papstes ist Gedächtnisort und Herrschaftszeichen zugleich. Diese Doppelfunktion spielt besonders für die Hinterbliebenen eine bedeutende Rolle. Nach dem Tod eines Pontifex geraten seine Familie und seine höfischen Vertrauten in eine Krise, in der sie Status und gesellschaftliche Position erneut unter Beweis stellen müssen. Das prächtige Grabmal, das Gianlorenzo Bernini für Papst Urban VIII. in der Apsis von St. Peter schuf, erhielt in dieser Zeit eine nicht zu unterschätzende Bedeutung als kulturelles Kapital. Inder Übergangsphase zwischen Machtverlust und gesellschaftlicher Rehabilitation wurde es zu einem wichtigen Hilfsmittel in der Krise für die aus dem Kirchenstaat geflohene Familie Barberini.

Carolin Behrmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunstgeschichtlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin und promoviert dort im Projekt REQUIEM ­ Die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler der Frühen Neuzeit.

Teilnahmebeitrag:
8 EUR / ermäßigt 4,50 EUR (inkl. Ausstellungsbesuch)

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH
Museumsmeile Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
KAH Bonn